# taz.de -- Präsidentin der UN-Vollversammlung: Baerbocks bizarre Ämterrochade
> Die Grünen nehmen sich raus, was sie der Union ankreiden würden. Mit dem
> Abnicken vom Jobwunsch der Ex-Außenministerin machen sie sich
> unglaubwürdig.
IMG Bild: Annalena Baerbock im UN-Hauptquartier in New York im Juni 2025
Helga Schmid, eine der angesehensten Diplomatinnen Deutschlands, war seit
Monaten gesetzt als Präsidentschaftskandidatin für die
UN-Generalversammlung. Dann wurde sie kurzfristig abgesägt. Nicht, weil sie
sich etwas hatte zuschulden kommen lassen oder jemand besser qualifiziert
war. Allein [1][die Ampel ging früher aus] als erwartet und die scheidende
Außenministerin entdeckte ihr eigenes Interesse an dem Posten.
Entgegen allen Abmachungen setzte sie ihren Jobwunsch in den letzten
Regierungswochen durch. In der real existierenden Machtpolitik kommt man
nicht weit, wenn man immer demütig anderen den Vortritt lässt, und Frauen
müssen da nicht tugendhafter sein als Männer. Umgekehrt aber wird ein
Fehler nicht dadurch legitim, dass er von einer Frau begangen wird.
So allerdings verteidigen einige [2][Baerbock-Fans] ihre bizarre
Ämterrochade, mit der sie sich kurz vor Jobverlust noch prestigeträchtig
absicherte. Dass die Grünen dieses Spiel mittrugen, gar nach dem
Regierungswechsel ihre Machtposition im Verhandlungspoker um
Grundgesetzänderung und Schuldenpaket wohl für diesen Deal einsetzten, ist
das noch weitreichendere Ärgernis.
So eine Volte, völlig abgehoben in parteipolitischer Selbstgerechtigkeit,
beschädigt die Glaubwürdigkeit repräsentativ-demokratischen Handelns
allgemein. Es zeigt die „etablierten Parteien“ so, wie AfD und andere
Rechtsaußenspieler sich das wünschen: Nicht allein Verdienst und Können
zählen, sondern privilegienverblendetes Gemauschel. Nicht für das
Gemeinwohl wird gehandelt, sondern für den eigenen Vorteil.
Ob sich UN-Baerbock schon in die Liga von [3][Masken-Spahn] und
[4][Maut-Scheuer] katapultiert hat, darüber kann man streiten. Gewiss aber
ist, dass die Grünen bei solch einer Selbstbedienungsmentalität in
Unionsreihen moralisch toben würden. Baerbock ist das vermutlich egal. Sie
ist jetzt in New York und spielt Erfolg. Schade, ein weibliches Vorbild
weniger. Gutes Gelingen muss man ihr trotzdem wünschen. Die UN brauchen es.
10 Sep 2025
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## AUTOREN
DIR Nora Bossong
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