# taz.de -- Erdoğan und die Opposition: Die CHP trägt Mitschuld an der Krise
> Die CHP steht für Modernisierung, aber auch für Unterdrückung. Das
> Angebot der DEM zur Kooperation schlug sie aus. Die Opposition blieb
> gespalten.
IMG Bild: CHP-Anhänger*innen während einer Zeremonie zum 102. Jahrestag der Parteigründung
Die CHP, die sich gern als Gralshüterin der Republik versteht, trägt selbst
einen erheblichen Teil der Verantwortung für die derzeitige Krise. Sie hat
die Spaltung der Opposition vertieft. Recep Tayyip Erdoğan mag heute die
türkische Politik dominieren wie kein anderer, doch seine Stärke wäre ohne
die Schwäche der CHP kaum so groß. Die CHP ist die Staatspartei, die den
Kemalismus über hundert Jahre geprägt hat. Mit diesem Erbe verbindet sich
Modernisierung, aber auch eine Geschichte der Unterdrückung.
Es war [1][die CHP], die kurdische Identität leugnete, Sprache verbot und
kulturelle Vielfalt als Bedrohung behandelte. Diese Vergangenheit wirkt
nach. Zwar unternahm die Partei einen Kurswechsel, wollte jünger, urbaner,
weltoffener werden. Doch nationalistische Reflexe sind geblieben. Genau
deshalb fiel es ihr so schwer, die laufenden Friedensprozesse aufzugreifen.
Statt die Forderungen nach Anerkennung, Sprache und Selbstverwaltung
ernsthaft zu unterstützen, schwieg sie.
Dabei wäre es ihre Verantwortung gewesen, Brücken zu schlagen und die
Opposition zusammenzuhalten. Besonders deutlich wird das beim Verhältnis
zur prokurdischen DEM. Noch im März stand die DEM an der Seite von
[2][Ekrem İmamoğlu]. Doch von der CHP selbst kam kein ernsthafter Versuch,
diese Geste aufzugreifen. Sie ließ eine historische Chance ungenutzt
verstreichen. Heute erlebt die CHP im Übrigen genau das, was prokurdische
Politiker:innen seit Jahren trifft: die Entmachtung gewählter
Vertreter:innen durch den Einsatz von Zwangsverwaltern.
[3][Erdoğan füllt diese Lücke geschickt]. Indem er mit der DEM über Frieden
spricht, signalisiert er Offenheit. Das tut er, weil er sie für eine
Verfassungsänderung braucht. Noch ist die Opposition nicht endgültig
gescheitert, doch sie ist gespalten. Eine Front gegen den Präsidenten hätte
es gebraucht, eine klare Anerkennung der gemeinsamen Verantwortung.
Stattdessen hält die CHP an alten Mustern fest. Genau das macht sie
verwundbar – und erleichtert es Erdoğan, seine Macht weiter auszubauen.
9 Sep 2025
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