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       # taz.de -- Bayrischer Chatbot BreznBot: Public Value ist wie Bier und Wiesn
       
       > Pünktlich zum Beginn der Oktoberfestsaison, bringt der Bayrische Rundfunk
       > den BreznBot ins Netz. Eine Art ChatGPT für Säufer.
       
   IMG Bild: Werbung fürs Oktoberfest beim BR jetzt ganz modern und mit Internet und so aber das Motto bleibt: oans, zwoa, g’suffa!
       
       Der Begriff „Public Value“ wird bei ARD und ZDF gerne und oft benutzt, ohne
       dass immer so ganz klar wird, was hiermit eigentlich gemeint ist. Abgeguckt
       haben sie sich von der Urahnin des ÖRR. Bei der BBC fing man bereits 2004
       mit Public Value an und alles wurde interaktiver. Doch was ist Public Value
       denn wirklich?
       
       Das hat der Bayerische Rundfunk jetzt endlich mal ganz „nüchtern“
       beantwortet und pünktlich zum Oktoberfest den BreznBot ins Netz gekippt.
       Der ist mit [1][unzähligen Maß Hellem, Millionen Paaren Weißwürstl und
       jeder Menge Hendl gefüttert] und weiß alles über die Wiesn. Er macht massiv
       Werbung fürs Oktoberfest und ist damit total public value. Um die Expertise
       über das größte Besäufnis der Welt noch anzureichern, ist auch der Ippen
       Verlag bei der Public Party mit dabei. Der setzt mit seinem Münchner Merkur
       und der Boulevardzeitung tz schließlich noch mehr auf weiß-blauen Value als
       der BR selbst.
       
       BR-Intendantin Katja Wildermuth ist schwer begeistert. Denn „unsere
       Zusammenarbeit mit Ippen Digital setzt ein starkes Zeichen für
       innovationsgetriebene Medienentwicklung in Bayern und zeigt, dass
       öffentlich-rechtliche und private Medienhäuser gemeinsam zukunftsfähige
       Lösungen entwickeln können – zum Nutzen unseres Publikums und im Sinne
       eines starken, vertrauenswürdigen Qualitätsjournalismus“. Das ist ein Satz,
       der definitiv durch kein ChatGPT gejagt wurde und umgehend die
       Oktoberfest-Sonderwache der Sprachpolizei auf den Plan rufen müsste. Aber
       gemeint ist ja, dass das Kriegsbeil zwischen ÖRR und den Verlagen doch
       bitte gleich mit im großen Biersee versinkt.
       
       [2][Der BreznBot selbst trägt Dirndl und ist leider ziemlich langweilig.]
       Auf die Frage, wie viel Steckerlfisch denn 2024 über die Isar gegangen
       seien, antwortet er traurig: „Leider konnte ich keine spezifischen
       Informationen darüber finden, wie viel Steckerlfisch 2024 auf der Wiesn
       verspeist wurde. Die Berichte über das Oktoberfest 2024 konzentrieren sich
       hauptsächlich auf die Besucherzahlen und den Bierkonsum.“
       
       Da im ÖRR keine Schleichwerbung gemacht werden darf, gibt’s auch keine
       Antwort auf die Frage nach dem besten Bier. Ein bisschen besser läuft’s
       bei: „What’s kotzen in English?“ Auf diesen völkerverbindenden Prompt
       antwortet die KI: „The term ‚kotzen‘ translates to ‚to vomit‘. It’s often
       used in relation to excessive drinking, which can be a common occurrence
       during festive events like the Oktoberfest.“ Intime Geheimnisse, welche
       Promis sich wo die Kante geben, scheitern allerdings am ÖRR-Wertekanon,
       tz-Intelligenz hin oder her.
       
       Im Festzelt kommt derweil die Blasmusi aus der Pause zurück und spielt „In
       München steht ein Rundfunkhaus, oans, zwoa, g’suffa! Da rülpst so mancher
       Quatsch heraus …“. Die Mitbewohnerin meint trocken, „das Niveau singt, aber
       der Pegel steigt“. Und jedeR merkt: Hier ist der Public Value endlich
       dahoam.
       
       11 Sep 2025
       
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