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       # taz.de -- Krieg in Nahost: Israels Schlag in Katar war wohl ein Fehlschlag
       
       > Das Ziel, die Hamas-Führung zu töten, haben die israelischen Angriffe auf
       > Doha anscheinend nicht erreicht. Das stellt Netanjahu vor mehrere
       > Probleme.
       
   IMG Bild: Schwarzer Rauch über Doha am Dienstag nach den israelischen Raketenangriffen
       
       Berlin taz | Immer realistischer scheint es, dass Israel mit seinem
       [1][Angriff auf Hamas-Anführer in Katars Hauptstadt Doha] am Dienstag nicht
       das gewünschte Ziel erreicht hat. Das berichten verschiedene israelische
       Medien: Der öffentliche Rundfunksenders Kan gibt etwa an, dass Israel die
       USA über die „signifikant gesunkene“ Chance eines „erfolgreichen Angriffs“
       informiert habe.
       
       Der katarische Sender Al-Jazeera berichtete am Dienstag, dass fünf
       Hamas-Mitglieder sowie ein Mitglied der Sicherheitskräfte Katars getötet
       wurden – laut der Hamas sind aber unter den fünf Getöteten nicht die
       wichtigen Köpfe der Organisation, wie etwa [2][Chef-Verhandler Khalil
       al-Hayya], auf die Israel Berichten nach zielte.
       
       Sollte sich herausstellen, dass der Angriff tatsächlich nur rangniedrigen
       Hamas-Mitgliedern das Leben gekostet hat, könnte das Israels Premier
       Benjamin Netanjahu ziemlich in die Bredouille bringen. Denn einerseits ist
       eine ganze Welle der globalen Verurteilungen angelaufen: So erklärte der
       Generalsekretär des [3][Golf-Kooperationsrats GCC], dass der Angriff nicht
       nur Katar, sondern alle Mitgliedsstaaten am arabischen Golf betreffe.
       
       Auch [4][US-Präsident Donald Trump] erklärte am Dienstag: „Ich bin nicht
       begeistert von der ganzen Situation. Es ist keine gute Situation.“ Und der
       deutsche Außenminister Johann Wadephul betonte: „Dieser Schlag ist
       inakzeptabel.“
       
       ## Können die USA noch Sicherheitsgarantien geben?
       
       Israel habe also für seinen [5][Angriff in Katar hohe diplomatische Kosten]
       in Kauf nehmen müssen, dafür aber wohl keinen Erfolg erzielt, sagt Rob
       Geist Pinfold, Dozent für Verteidigungsstudien am King’s College London
       gegenüber der taz. Für eine Konferenz befindet er sich derzeit in Doha und
       beschreibt die Stimmung vor Ort als durchaus besorgt. „Wäre dieser Angriff
       erfolgreich gewesen, hätten wir im Anschluss wohl eher eine Deeskalation
       erlebt.“ Doch nun habe Israel „allen Grund, es erneut zu versuchen“.
       
       Andererseits brodelt es in Israel selbst. Die Proteste für einen
       Waffenruhe-Geisel-Deal mit der Hamas für den Gazastreifen nahmen jüngst
       wieder zu, [6][vor der nun anlaufenden Offensive auf Gaza-Stadt]. Doch ob
       Israels Militär diese so durchziehen kann, wie sich Netanjahu und seine
       Regierungspartner das vorstellen, scheint fraglich.
       
       Jüngst hatte das Militär die Einberufung von 60.000 Reservisten
       angekündigt, [7][laut israelischen Medien seien aber verhältnismäßig wenige
       dem Ruf gefolgt.] Und dass es Differenzen zwischen Militärchef Eyal Zamir
       und Premier Netanjahu über die Umsetzbarkeit der Offensive gibt, ist
       bekannt.
       
       Pinfold, der zuvor an der Hebrew University in Jerusalem forschte, sagt:
       „Ich glaube nicht, dass Netanjahu Gaza-Stadt wirklich erobern will.“ Aber
       nur bei einem erfolgreichen Angriff in Doha hätte Netanjahu diesen als
       Schlag gegen die Hamas verkaufen und von der Offensive auf ganz Gaza-Stadt
       doch noch ablassen können.
       
       ## Die USA werden einen Preis zahlen müssen
       
       Auch die USA werden wohl einen politischen Preis für den Angriff bezahlen.
       Katar ist das mindestens fünfte Land, in dem Israel in den vergangenen
       Monaten Ziele angegriffen hat. Aber es ist davon der erste „Major
       Non-Nato-Ally“, also ein enger Verbündeter der USA. [8][Die Golfstaaten im
       Allgemeinen] haben eine historische Nähe zu den USA und betrachten dies als
       Sicherheitsgarantie.
       
       Wenn die USA nun nicht mehr befähigt seien, einen [9][engen Verbündeten wie
       Katar] vor einem Luftangriff ihres anderen engen Verbündeten Israel zu
       schützen, rüttelt das an diesem Bild. Das könnte Konsequenzen auch für
       andere Konflikte haben – gelten doch US-Sicherheitsgarantien als beliebte
       Absicherung in Verhandlungen. „Das wird die Zweifel anheizen, zur Fähigkeit
       wie dem Willen der USA, diese in der Region zu geben“, sagt Pinfold.
       
       10 Sep 2025
       
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