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       # taz.de -- EU-Kommissionspräsidentin: Von der Leyen kämpft für sich
       
       > In einer Rede zur Lage der Union verkündet Ursula von der Leyen die
       > Einstellung von Zahlungen an Israel. Und einen weiter harten Kurs gegen
       > Russland.
       
   IMG Bild: Ursula von der Leyen am Mittwoch im Europaparlament in Straßburg
       
       Straßburg taz | „Europa kämpft“, erklärte [1][EU-Kommissionspräsidentin
       Ursula von der Leyen] am Mittwoch im Europaparlament in Straßburg in ihrer
       mit Spannung erwarteten Rede zur Lage der Union. „Dies muss der Moment der
       europäischen Unabhängigkeit sein.“ Konkrete Maßnahmen für mehr
       Eigenständigkeit nannte sie allerdings nicht. Eine Mitverantwortung für die
       Krise wollte die CDU-Politikerin auch nicht eingestehen.
       
       Der umstrittene [2][Handelsdeal mit US-Präsident Donald Trump] sei der
       beste, den die EU bekommen konnte, betonte von der Leyen. Und die Hilfe für
       die Ukraine gegen die russische Aggression sei die beste Verteidigung für
       ganz Europa. Die finanzielle und militärische Unterstützung für Kyjiw soll
       deshalb weiter aufgestockt werden.
       
       Einen Kurswechsel kündigte von der Leyen in der [3][Israel-Politik] an.
       Angesichts der humanitären Katastrophe im Gazastreifen will sie Zahlungen
       der EU-Kommission an Israel einstellen: „Wir werden unsere bilaterale
       Unterstützung für Israel aussetzen.“ Die Zusammenarbeit mit der
       Zivilgesellschaft sei davon aber nicht betroffen.
       
       Um welche Zahlungen es geht, blieb zunächst unklar. Die EU-Kommission kann
       nur über einen kleinen Teil der Gelder entscheiden. Der größte Teil der
       Zusammenarbeit mit Israel fällt in die Zuständigkeit des Rats, wo die
       Mitgliedsstaaten das Sagen haben. Deutschland hat [4][bisher alle
       Sanktionen blockiert].
       
       ## „Drohnenwall“ für die „östlichen Frontstaaten“
       
       Das will von der Leyen nicht länger hinnehmen. Deshalb will sie dem Rat
       vorschlagen, Sanktionen gegen „extremistische“ Minister und
       [5][„gewalttätige Siedler“ in Israel] zu verhängen. Außerdem soll das
       Assoziierungsabkommen mit Israel im Bereich des Handels ausgesetzt werden.
       Ob Berlin mitspielt, ist unklar.
       
       Für Sanktionen gegen Israel hatten sich zuletzt vor allem die
       Sozialdemokraten im Europaparlament eingesetzt. Verärgert reagierten
       dagegen die Konservativen, die von der Leyen bei der Europawahl zur
       Spitzenkandidatin nominiert hatten. Die [6][CDU-Europaabgeordnete Hildegard
       Bentele] zeigte sich „schockiert über die Einseitigkeit“ der Pläne. Ihre
       Parteifreundin habe „keine klare Forderung“ an die islamistische Hamas
       gerichtet, kritisierte die Vorsitzende der EU-Israel-Delegation im
       Parlament.
       
       Viel Beifall bekam von der Leyen dagegen für ihren harten Kurs gegen
       Russland. „Europa steht solidarisch hinter Polen“, sagte sie, [7][nachdem
       mutmaßlich russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen]
       waren. Die EU werde den Druck auf Moskau mit neuen Sanktionen erhöhen. Am
       Freitag sollen die Strafmaßnahmen vorgestellt werden.
       
       Geplant ist auch ein „Drohnenwall“ für die „östlichen Frontstaaten“.
       Details wurden dazu aber noch nicht bekannt. Für eine neuartige Allianz mit
       der Ukraine zur Produktion von Drohnen werde die EU sechs Milliarden Euro
       bereitstellen, kündigte von der Leyen an.
       
       ## Von der Leyens Überlebenskampf
       
       Und was tut die EU für die Bürger? Die deutsche Präsidentin kündigte einen
       bunten Strauß von Maßnahmen an. So will sich Brüssel für ein
       [8][erschwingliches „europäisches E-Auto“] einsetzen und ein Programm für
       günstiges Wohnen auflegen. Das hatten die Sozialdemokraten schon bei der
       Europawahl gefordert, nun soll es kommen.
       
       Von der Leyen kämpft – auch [9][für ihr politisches Überleben]. Denn ohne
       die Genossen würde sie ihre knappe Mehrheit in der Straßburger Kammer
       verlieren. Gesichert ist diese Mehrheit wohl noch nicht: „Die
       Kommissionspräsidentin ist Ankündigungs-Europameisterin“, sagte der Chef
       der SPD-Gruppe, René Repasi. Angesichts der „sozialen Verwerfungen“ brauche
       es aber keine Worte, sondern Taten.
       
       10 Sep 2025
       
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