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       # taz.de -- Israelische Luftangriffe in Jemen: Ein Auftakt zu einem größeren Krieg gegen die Huthi-Miliz?
       
       > Mit seinen Angriffen am Sonntag auf Infrastruktur in Jemen könnte Israel
       > auf die Kriegswirtschaft der Miliz zielen wollen. Mindestens sechs
       > Menschen sterben.
       
   IMG Bild: Feuerball in der Stadt Sanaa: Nach dem Luftangriff am 24. August
       
       Toronto taz | Am späten Nachmittag des 24. August 2025 haben israelische
       Kampfflugzeuge eine Welle von Luftangriffen auf die jemenitische Hauptstadt
       Sanaa geflofen. Explosionen erschütterten das Gelände des
       Präsidentenpalasts, zwei Kraftwerke und ein Treibstofflager. Videos zeigen,
       wie Flammen an einer Tankstelle der Yemeni Oil Company wartende Autos
       verschlingen. Das von den Huthis geführte Gesundheitsministerium meldete
       sechs Tote und 86 Verletzte.
       
       Dem israelischen Angriff waren Angriffe der [1][Huthi-Miliz] auf
       israelisches Territorium vorausgegangen. Unter anderem am späten
       Freitagabend hatten sie laut israelischem Militär eine Rakete abgefeuert,
       die „höchstwahrscheinlich in der Luft zersplittert“ sei. Wie die Times of
       Israel berichtet, war die von den Huthis abgefeuerte Rakete mit einem
       Sprengkopf bestückt, der Streumunition enthielt.
       
       Der stellvertretende Chef des Huthi-Medienbüros, Nasruddin Amer, teilte
       mit, die Luftangriffe würden die Miliz nicht abschrecken: Die Angriffe
       würden fortgesetzt, schrieb er in den sozialen Medien. Der [2][israelische
       Ministerpräsident Benjamin Netanjahu] sagte in einer Fernsehansprache, die
       Miliz bezahle „einen hohen Preis für ihre Aggression“.
       
       Der Angriff Israels am Sonntag soll Abdulkarim al-Ghamari, dem Stabschef
       der Huthis und Leiter der Raketen- und Drohnenprogramme, gegolten haben.
       Al-Ghamari, der als einer der mächtigsten Kommandeure der Gruppe gilt,
       überlebte Berichten zufolge dank strenger Sicherheitsvorkehrungen, die die
       Huthis in den letzten Monaten getroffen hatten. Für Israel wäre seine
       Eliminierung ein bedeutender Durchbruch gewesen. Sein Überleben
       unterstreicht jedoch die Fähigkeit der Huthis, ihre Führung zu schützen.
       Dennoch zeigt der Angriff wohl: Israel verfügt über verwertbare
       Informationen zu hochrangigen Huthi-Kommandeuren.
       
       ## Die Kriegswirtschaft der Huthis
       
       Laut Analysten sind Israels wiederholte Angriffe auf zivile
       Infrastruktureinrichtungen wie Treibstoffdepots und Kraftwerke Teil einer
       Strategie, die Kriegswirtschaft der Huthis zu ersticken. Diese
       Einrichtungen befinden sich jedoch oft in dicht besiedelten städtischen
       Gebieten, was zu Leid unter der Zivilbevölkerung führt. Der Jemen durchlebt
       seit Langem eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Israel
       verteidigt sein Vorgehen oft mit dem Argument, dass solche Einrichtungen
       untrennbar mit der Maschinerie militanter Gruppen verbunden seien.
       
       Adnan al-Jabrani, der zu den Huthis forscht, sagt: Der Angriff habe eher
       symbolische als taktische Bedeutung. „Israel testet die Regeln des
       Kampfes.“ Und: „Es lässt die Huthis glauben, dass es sich um einen
       begrenzten Schlagabtausch handelt, und versetzt ihnen dann im richtigen
       Moment einen entscheidenden Schlag, genau wie bei der Hisbollah.“ Seine
       Äußerungen deuten darauf hin, dass Israel möglicherweise eine größere
       Offensive vorbereitet, die darauf abzielt, die Führung der Huthis zu
       eliminieren.
       
       Der Angriff vom Sonntag ist [3][Teil einer anhaltenden Eskalation]: Seit
       Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 haben die Huthis
       Langstreckenraketen auf Israel abgefeuert und [4][ihre Angriffe auf die
       Schifffahrt im Roten Meer] verstärkt. Das bezeichnen sie als „Operationen
       zur Unterstützung Gazas“. Israel baute zunächst auf US-amerikanische und
       britische Luftangriffe, um die Raketenkapazitäten der Gruppe einzudämmen.
       Doch seit Mitte des Jahres 2024 eskalierte die Lage, Israel griff die Miliz
       direkt an. Die Huthis wiederum präsentieren diese Angriffe als Beweis für
       ihre zentrale Rolle in der „Achse des Widerstands“ des Iran, der diese
       massiv unterstützt.
       
       ## „Feiger Angriff auf Zivilisten“
       
       Vertreter der Huthis verurteilten die jüngsten [5][Luftangriffe] als
       „feigen Angriff auf Zivilisten“ und schworen, Israel weiterhin anzugreifen.
       Die Islamische Republik Iran nannte den Angriff eine „kriminelle
       Eskalation“ und warnte Israel vor den Konsequenzen. Die international
       anerkannte jemenitische Regierung – und interne Gegner der Huthis – machte
       diese vorsichtig dafür verantwortlich, den Jemen in regionale Konflikte
       hineinzuziehen.
       
       Für den Jemen verschärft der Angriff die ohnehin schon katastrophale Lage.
       Seit der Machtübernahme der Huthis über große Teile des Landes im Jahr 2014
       leiden Millionen Menschen unter Unterdrückung, ausbleibenden Löhnen und dem
       Zusammenbruch der Wirtschaft.
       
       Mit Agenturen
       
       25 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Najm Aldain Qasem
       
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