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       # taz.de -- Tischtennis und Klimakrise: Geht in die Parks!
       
       > In der Hitze ist es in der Halle kaum auszuhalten. Warum nicht die
       > Sommersaison draußen spielen und das Beste aus Indoor und Outdoor
       > vereinen?
       
   IMG Bild: Der berühmte Look: eine Tischtennisplatte aus Stein im Park
       
       Eigentlich wollte ich nicht übers Wetter schreiben. Allein, die Ereignisse
       überschlagen sich – selbst [1][wenn dieser Sommer gefühlt einer ist wie
       damals in den 1980er Jahren]. Verpisst, zu kühl, wechselhaft.
       
       Und doch war es manchmal so heiß, dass in den Hallen, die die Welt
       bedeuten, der Schweiß nur so von der Decke tropfte. Beim Tischtennis machen
       sich hohe Luftfeuchtigkeit und Eigenschweiß besonders bemerkbar: Werden
       Schläger oder Ball nass, springt letzterer nicht mehr so, wie er soll,
       sondern klatscht sozusagen ab. Aufmerksame Schiedsrichtende erkennen das
       und lassen den Punkt wiederholen. Im Amateurbereich geschieht das aber
       nicht so oft.
       
       Nun werden die Sommer immer heißer und draußen spielen ist wegen Wind und
       Regen noch keine Option. Eine Regelung, ab wann sozusagen hitzefrei ist,
       haben die jeweiligen Tischtennisverbände noch nicht gefunden.
       
       Prominente Opfer [2][waren Anfang des Sommers die Damen des ttc eastside
       Berlin], die beim Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft beim Stand von
       0:2 das klatschnasse Handtuch geworfen haben, weil es ihnen in der Halle
       des TTC Weinheim schlichtweg zu heiß geworden war. Der Protest hatte keine
       Chance: Weinheim wurde zum Meister erklärt.
       
       ## Outdoor-Tischtennis boomt
       
       Nun erfährt aber auch [3][das Outdoor-Tischtennis einen Boom], schon seit
       Jahren. Es wird auf diesen berüchtigten Steinplatten gespielt, die
       mittlerweile überall herumstehen, das Material – Holz und Belag, also der
       Schläger – ist im Grunde eher zweitrangig, und manchmal wird entweder nach
       alter (2 Gewinnsätze bis 21) oder spezieller Zählweise gezählt. Manchmal
       wird das Clickball-Tischtennis genannt, manchmal Pingpong, oder es kursiert
       der Begriff „Umdi“ dafür, weil man hier einen Punkt „um die“ Angabe spielt,
       statt ihn per Los oder Ballversteckeraten zu bestimmen.
       
       Frage ist: Kann man da nicht beides aufs Beste vereinen? Also eine
       Sommersaison starten, in der draußen gespielt wird?Interessanterweise ist
       es eher so, dass die Parkcommunitys inzwischen mehr in die Halle streben,
       um „seriöses“ Vereinstischtennis zu spielen. In Augsburg hat sich so eine
       Parkspielgemeinschaft auch für die Halle entschieden, der Verein heißt nach
       dem Ursprungsort „Arena Augsburg“ und startet irgendwo in den unteren
       Ligen.
       
       ## Von den Parks in die Ligen
       
       In Wien hat die Umdi-Gemeinde, die während Corona groß wurde und beim
       Katar-WM-Boykott mit einem Winterturnier für Aufsehen sorgte, inzwischen
       auch für die Halle gemeldet. Bei den Wiener Linien, der Sportabteilung der
       Öffi-Betriebe, gibt es schon länger einen Zulauf von Parkspielern.
       Vermutlich wird man in ein paar Jahren ähnlich wie im Fußball vom
       Straßenkicker dann vom Parkschläger reden, der es ganz nach oben geschafft
       hat.
       
       Einmal habe ich in der Meisterschaft in der Halle gegen so einen spielen
       müssen. Er hatte sich im Fachgeschäft zum Schlägerkauf beraten lassen – er
       wollte eine Kelle, die genauso oder ähnlich beschaffen war wie die alte,
       mit der er im Park spielt. Problem: Die hatte keine ITTF-Kennzeichnung, war
       somit nicht spielberechtigt. Also bekam er jetzt zwei Anti-Beläge aufs Holz
       (Insider wissen, was das bedeutet); den Schläger hielt er auch weiterhin
       wie einen Tennisschläger (fürs Tischtennis also eigentlich komplett
       falsch). Er schlug mich klar in drei Sätzen.
       
       Neben dem Wind und dem möglichen Regen und der nicht gerade griffigen
       Tischoberfläche – feinfühlige Schnittmeister haben es schwerer – und den
       wechselhaften Lichtverhältnissen spricht auch die stärkere Abnutzung des
       Materials gegen das Tischtennis draußen. Also, Hugo Calderano hätte einiges
       zu putzen, und zwar ständig; und doch müsste er vermutlich wöchentlich den
       Schläger wechseln, wegen Abnutzung.
       
       Bei der ständigen Eventisierung von allem und jedem aber wäre das trotzdem
       eine schöne Idee: ein Grand Smash, der draußen stattfindet. Oder zumindest
       ein Eröffnungsspiel. In einer Arena. Wie im alten Rom.
       
       25 Aug 2025
       
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