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       # taz.de -- Erneut Politikrise in Thailand: Verfassungsgericht entlässt Premierministerin
       
       > Thailands Verfassungsgericht entlässt die Ministerpräsidentin. Sie habe
       > in einem Gespräch mit Kambodschas Ex-Regierungschef gegen ethische
       > Grundsätze verstoßen.
       
   IMG Bild: Thailands suspendierte Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra nimmt nach ihrer Entlassung an einer Pressekonferenz teil
       
       Kuala Lumpur taz | Das Verfassungsgericht in Bangkok hat Premierministerin
       Paetongtarn Shinawatra ihres Amtes enthoben. Die Richter befanden am
       Freitagnachmittag, Paetongtarn habe in ihrem kontroversen Gespräch mit dem
       ehemaligen kambodschanischen Staatschef Hun Sen gegen ethische Grundsätze
       verstoßen. Das, so die Richter, habe in der Öffentlichkeit Zweifel geweckt,
       ob ihre Handlungen Kambodscha mehr genutzt hätten als dem nationalen
       Interesse Thailands, zitierten thailändische Medien aus dem Urteilsspruch.
       
       In dem von Hun Sen veröffentlichten Telefonat hatte die Premierministerin
       ihren Gesprächspartner „Onkel“ genannt und sich verächtlich über die
       Handhabung des Grenzkonflikts mit Kambodscha durch das thailändische
       Militär geäußert.
       
       Seit 2008 hat das Verfassungsgericht fünf Premierministern den Stuhl vor
       die Tür gesetzt. Alle waren von der Partei des Politclans der Shinawatras
       und drei sogar Familienangehörige des 2006 vom Militär gestürzten
       Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Das Verfassungsgericht gilt als
       Instrument des konservativen Establishments, mit dem unpassende
       Wahlergebnisse passend gemacht werden.
       
       [1][Mit der Amtsenthebung von Paetongtarn] ist auch die Regierung am Ende.
       Sie bleibt aber bis zur Wahl eines neuen Premierministers durch das
       Repräsentantenhaus geschäftsführend im Amt. Wann das sein wird, ist zur
       Stunde offen.
       
       ## Weg für Neuwahlen 2026 frei machen
       
       Zwei Dinge gelten aber unter politischen Beobachtern in Bangkok als sicher.
       Die vornehmste Aufgabe der neuen Regierung wird es sein, einen
       verfassungsrechtlich korrekten Weg für Neuwahlen vermutlich Anfang 2026
       freizumachen. Einig sind sich die meisten Kenner der Machenschaften in
       Thailands Politik zudem in der Einschätzung, dass die Amtsenthebung
       Paetongtarns das Ende der Macht der Shinawatras ist.
       
       Die Pheu-Thai-Partei der Shinawatras befindet sich in aktuellen Umfragen im
       freien Fall. Neben gebrochenen Wahlversprechen und ihrer erfolglosen
       Wirtschaftspolitik sind viele ihrer Anhänger empört, dass die Partei sich
       aus machtpolitischen Gründen mit ihrem Erzfeind, der konservativen Elite,
       verbündet hat. [2][Thaksin Shinawatra war in der vorletzten Woche zur
       Urteilsverkündung] im Verfahren gegen ihn wegen Majestätsbeleidigung
       demonstrativ mit gelber Krawatte erschienen. Das kam bei den „Rothemden“ –
       einstmals die treuesten Unterstützer der Shinawatras – mehr als schlecht
       an. Gelb ist die Farbe des Königs und der Monarchie und damit des
       Establishments.
       
       29 Aug 2025
       
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