# taz.de -- Nach dem Attentat auf Charlie Kirk: Trumps Vizestabschef fordert Jagd auf Linke
> Stephen Miller will den Tod von Charlie Kirk für einen Gegenschlag
> nutzen. Auch den ZDF-Korrespondenten in Washington hat die US-Regierung
> im Visier.
IMG Bild: Der konservative Senator Ted Cruz übermalt ein Anti-Charlie-Kirk-Graffiti
Berlin taz | Nach dem Attentat auf den rechten Trump-Vertrauten Charlie
Kirk treibt die Regierung den Backlash gegen ihre politischen Gegner voran.
Trumps Vizestabschef Stephen Miller setzte dabei den Ton, als er sich am
Sonntag vom Fernsehsender Fox News interviewen ließ.
„Die letzte Botschaft, die Charlie Kirk mir übermittelte, bevor er zu
seinem Schöpfer im Himmel ging, war, dass wir die radikalen linken
Organisationen in diesem Land, die Gewalt schüren, zerschlagen und
bekämpfen müssen“, blaffte Miller. „Und wir werden das tun.“
Weiter richtete sich Miller direkt an die „heimischen Terroristen“ in den
USA, zu denen er und seinesgleichen auch Bürgerrechtsorganisationen und die
Demokratische Partei zählen. „Ihr wollt, dass wir in Angst leben? Wir
werden nicht in Angst leben, aber ihr werdet im Exil leben.“
Rechtlich könne man die Verfolgung über den Vorwurf der Verschwörung gegen
die USA legitimieren, oder über den Kampf gegen organisierte Kriminalität,
führte Miller aus. Unter der Führung von Präsident Trump werde man die
Sicherheitskräfte zu diesem Zweck einsetzen. Miller gilt als einer der
Hauptarchitekten des „muslim ban“ aus Trumps erster Amtszeit, ebenso wie
der verstorbene Kirk ventiliert er die Verschwörungserzählung des „Großen
Austauschs“.
## Beisetzung Kirks am Sonntag
Am vergangenen Mittwoch war der r[1][echte Aktivist Charlie Kirk] bei einer
Veranstaltung auf dem Campus der Utah Valley University erschossen worden.
Am kommenden Sonntag soll sein Leichnam in der Stadt Glendale im
Bundesstaat Arizona beigesetzt werden.
Obwohl es hinsichtlich der [2][ideologischen Ausrichtung] des mutmaßlichen
Täters weiter Unklarheiten gibt, machten viele Konservative und Rechte
sofort die Linken (oder vermeintlichen Linken) im Land verantwortlich.
Einige Beobachter warnen vor einer Welle der Gegengewalt oder Repression
seitens der Regierung.
Der Verdächtige Tyler Robinson war am Freitag festgenommen worden. Der
Vater hatte seinen 22-jährigen Sohn auf Überwachungsvideos erkannt und
einem Jugendpastor Bescheid gegeben, der die Behörden alarmierte.
Utahs Bezirksstaatsanwalt will am Dienstag Anklage erheben, am selben Tag
soll Robinson erstmals einem Richter vorgeführt werden. Am Montagmorgen
sagte FBI-Chef Kash Patel, DNA-Proben am Ort, wo sich der Attentäter
versteckt hielt, sollen mit der DNA Robinsons übereinstimmen.
## Ideologische Ausrichtung weiter unklar
Laut dem Gouverneur von Utah, Spencer Cox, hat Robinson weder ein
Geständnis abgelegt, noch zeige er sich sonst kooperationswillig. Anders
verhält es sich mit Robinsons Partnerin, die Cox als trans Frau
identifizierte – obwohl es keine Anhaltspunkte gibt, dass das für die Tat
relevant sein könnte. Cox zufolge wurde sie von dem Attentat überrascht und
arbeite mit den Behörden zusammen. Wie die New York Times berichtete, soll
Robinson nach der Tat auf der Onlineplattform Discord gewitzelt haben, sein
Doppelgänger habe die Tat begangen.
Der Republikaner Cox ließ ferner verlauten, Robinson sei mit linker
Ideologie indoktriniert gewesen. Doch dessen politische Ausrichtung und
sein Tatmotiv sind unklar. So hatte er wohl auf Patronen Sprüche geritzt
wie „Hey Faschist, fang!“, „Bella ciao“ und eine Abfolge von Pfeilen, die
offenbar auf eine Tastenkombination in einem Videospiel anspielen.
Doch diese Meme-Referenzen sind selbst kein Beweis für eine [3][gefestigte
linke Überzeugung]. Sie zeugen vielmehr von Robinsons Verankerung in der
ironisch-zynischen Onlinegaming-Kultur, wo die Grenzen zwischen Nihilismus
und politischem Extremismus verschwimmen.
Der politische Backlash scheint sich derweil nicht nur gegen US-Amerikaner
zu richten. Nachdem der Washington-Korrespondent des ZDF, Elmar Theveßen,
ein Zitat des verstorbenen Kirk verkürzt wiedergegeben hatte, forderte der
frühere US-Botschafter Richard Grenell, dem Journalisten das Visum zu
entziehen. Das ZDF und der Deutsche Journalisten-Verband kritisierten die
Forderung mit Verweis auf die in der US-Verfassung verankerte
Pressefreiheit.
15 Sep 2025
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## AUTOREN
DIR Leon Holly
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