URI: 
       # taz.de -- Fossile Energie: Kann die Leag für die Heilung der Natur zahlen?
       
       > Umweltverbände befürchten, dass der Lausitzer Konzern Leag sein Geld
       > davor retten will, selbst für die Umweltschäden seiner Tagebaue
       > aufzukommen.
       
   IMG Bild: Schlechte Aussichten? Plattform am Braunkohletagebau Nochten mit Blick auf das Wärme-Kraftwerk Boxberg
       
       Berlin taz | In Zeiten, als Umweltschutz und Klima keine Rolle spielten,
       lief es so: Ging ein Kohletagebau zur Neige, machte der Betreiber einen
       neuen auf und finanzierte aus dem die Sanierung der zuvor ausgekohlten
       Landschaft. Das Geschäftsmodell beendet Deutschland mit dem Kohleausstieg,
       [1][den das Gesetz auf spätestens 2038 datiert]. Viel deutet darauf hin,
       dass Braunkohlestrom ab Anfang der 2030er Jahre zu teuer wird und schon
       dann aus dem Markt geht.
       
       Mit welchem Geld wird dann die Umweltzerstörung repariert? Umweltverbände
       befürchten, dass der Lausitzer Energiekonzern Leag sich dabei einen
       schlanken Fuß machen will. Die Deutsche Umwelthilfe, unterstützt von
       Greenpeace, hat einen Eilantrag bei den Verwaltungsgerichten Cottbus und
       Dresden eingereicht, um die Umstrukturierung des Leag-Konzerns zu stoppen.
       Das teilten die Umweltschützer am Dienstag mit.
       
       Zum Hintergrund: Die Leag, die in Brandenburg und Sachsen noch drei
       Braunkohletagebaue und drei Braunkohlekraftwerke betreibt, will bis 2030
       eine Vielzahl erneuerbarer Kraftwerksanlagen bauen. Sie nennt das Projekt
       Gigawattfactory. Der Aufbau ist noch ein Zuschussgeschäft. In den 2030er
       Jahren sollen die Erneuerbaren aber die Gewinne abwerfen, die der
       Kohlestrom bisher erbrachte.
       
       Die Kosten der Kohle-Sanierung soll die Leag selbst allein für Brandenburg
       und Sachsen auf deutlich über 5 Milliarden Euro schätzen. Bislang sind
       davon höchstens etwas mehr als 2 Milliarden Euro gesichert. Dazu zählen
       eine von der EU-Kommission noch endgültig zu genehmigende [2][Entschädigung
       für den Kohleausstieg] von bis zu 1,75 Milliarden Euro.
       
       ## Greenpeace-Experte kritisiert „Luftbuchungen“
       
       Weiteres Sanierungsgeld soll aus Gesellschaften kommen, in die Leag
       Vermögenswerte von mehreren hundert Millionen Euro einzubringen hat und auf
       die die jeweilige Landesregierung Zugriff hat. Was dieses Vermögen wert
       ist, wenn es etwa ab Mitte der 2030 Jahre zur Finanzierung der Sanierung
       eingesetzt wird, ist derzeit völlig unklar. Greenpeace-Experte Karsten Smid
       hält die meisten dieser Werte für „Luftbuchungen“.
       
       Zur Not wären da aber noch die Gigawattfactory und deren Gewinne, um die
       Sanierung zu bezahlen. So eine weitgehende Haftung kann dem seit März
       alleinigen Leag-Besitzer nicht gefallen, [3][dem tschechischen Milliardär
       Daniel Křetínský].
       
       Wenig zufällig wurde die Leag also im Frühjahr umstrukturiert. Erneuerbare,
       Batterie und Biomasse wurden „unternehmerisch eigenständig“, wie die Leag
       mitteilte. Kraftwerke und Tagebaue würden aber die nötige Finanzausstattung
       zur Finanzierung ihrer bergbaulichen Pflichten behalten, insbesondere zur
       Wiedernutzbarmachung der Landschaft, sicherte der Energiekonzern zu.
       
       Das ziehen Umweltverbände in Zweifel. Mit der Abspaltung werde den für die
       Rekultivierung zuständigen Kraftwerken und Tagebauen Vermögenswerte von
       über 2 Milliarden Euro entzogen, kritisieren Greenpeace und Deutsche
       Umwelthilfe.
       
       Konkret hat sich nach den Angaben mit der Umstrukturierung das Eigenkapital
       der Tagebau-Tochter der Leag von etwa 1,15 Milliarden auf 200 Millionen
       Euro und damit um mehr als 80 Prozent verringert sowie das der
       Kraftwerkstochter von 2,5 auf 1,2 Milliarden Euro und damit um etwa die
       Hälfte. Gehen Kraftwerke und Tagebaue in Insolvenz, weil sich
       Braunkohlestrom nicht mehr rechnet, reicht das verbleibende Vermögen nie
       und nimmer aus, um die Sanierungspflichten zu erfüllen.
       
       Deswegen wollen DUH und Greenpeace die Umstrukturierung jetzt mit
       Eilanträgen stoppen. Diese richten sich an das jeweils für Bergbau
       zuständige Landesamt und sollen es verpflichten, Ansprüche auf
       Sicherheitsleistungen gegen die Leag anzumelden. Die Frist zur
       Geltendmachung des entscheidenden Gläubigerschutzanspruchs verjährt sich
       danach Anfang Oktober 2025.
       
       Der geforderte Gläubigerschutz soll verhindern, dass die Leag die
       profitablen Filetstücke aus dem Konzern herausschält, um sie vor den
       Ewigkeitslasten der Kohle zu schützen, begründet Greenpeace-Energieexperte
       Karsten Smid. „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.“
       
       16 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kohleausstieg-2038/!5565604
   DIR [2] /Entschaedigungen-fuer-Kohlekonzerne/!5708238
   DIR [3] /Kohle-Abbau-in-der-Lausitz/!5972597
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jörg Staude
       
       ## TAGS
       
   DIR Kohleausstieg
   DIR Lausitz
   DIR Braunkohletagebau
   DIR Social-Auswahl
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Klimakonferenz in Dubai
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Norwegens letzte Kohlegrube schließt: Ausgebrannt
       
       Norwegen verfeuert keine Kohle mehr. Der Öl-Fonds investiert aber weiter in
       Kohleunternehmen. Auch das neue Klimaziel des Landes steht in der Kritik.
       
   DIR Emissionszertifikate immer noch gültig: Kohleausstieg hat sich in EU-Regeln verheddert
       
       Die Kraftwerksabschaltungen aus dem Jahr 2021 waren fürs Klima nutzlos.
       Denn der Bund schaffte es nicht, die CO2-Emissionsrechte vom Markt zu
       nehmen.
       
   DIR Kohle-Abbau in der Lausitz: Herr Křetínský kriegt nicht genug
       
       Ein Milliardär will hunderte Millionen weitere Tonnen Braunkohle fördern.
       Sachsens Landesregierung, inklusive der Grünen, tut dagegen nichts.