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       # taz.de -- Nach der Ermordung Charlie Kirks: Kriegserklärung von rechts oben
       
       > Nach dem Mord am extrem rechten Aktivisten Charlie Kirk sagt die
       > US-Regierungsspitze der politischen und gesellschaftlichen Linken den
       > Kampf an.
       
   IMG Bild: Der rechte Hetzer J.D. Vance moderiert eine Folge der „Charlie Kirk Show“ im Weißen Haus
       
       Berlin taz | Vier Tage nach der Ermordung des extrem rechten Aktivisten und
       einflussreichen Trump-Unterstützers [1][Charlie Kirk] geht der innerste
       Machtkreis um den US-Präsidenten in die Offensive gegen die politische
       Linke. Am Montag fungierte Vizepräsident J D Vance aus seinem Büro im
       Weißen Haus als [2][Host der Charlie Kirk Show]. Zu Gast hatte er Trumps
       [3][Vize-Stabschef Stephen Miller], und der kündigte an, alle den
       Bundesbehörden zur Verfügung stehenden Mittel ausnutzen zu wollen, um „die
       weitreichenden terroristischen Netzwerke“ zu zerstören, die zur Ermordung
       Charlie Kirks geführt hätten. Damit seien NGOs und sonstige linke
       Organisationen gemeint, die politische Gewalt beförderten, jemanden wie
       Charlie Kirk dämonisiert und entmenschlicht und damit zu seiner Ermordung
       beitragen hätten.
       
       Vance bekräftigte das Vorhaben. Die Antifa – bekanntermaßen keine
       feststehende Organisation – müsse verboten werden. Das hatte in der
       Vergangenheit auch Donald Trump immer wieder gefordert.
       
       Dabei war selbst am Montag, als – aufgrund der achtstündigen
       Zeitverschiebung nach Redaktionsschluss der taz – die Staatsanwaltschaft in
       Utah die Anklage gegen den mutmaßlichen 22-jährigen Täter Tyler Robinson
       veröffentlichen wollte, über dessen Motiv, ideologische Ausrichtung oder
       gar Vernetzung rein gar nichts bekannt. Der Angeklagte kooperiere nicht mit
       den Ermittlern, hieß es. Übersetzt bedeutet das: Er schweigt.
       
       An der Überzeugung der MAGA-Führung, es sei nunmehr an der Zeit, gegen ihre
       politischen Gegner mit aller Staatsgewalt vorzugehen, ändert das nichts.
       Selbst der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson
       hielt sich mit einseitigen Schuldzuweisungen nicht zurück, als er am
       Sonntag in der TV-Show „Face The Nation“ auftrat. Dabei hatte Johnson nur
       wenige Sätze vorher davon gesprochen, die politischen Führer des Landes
       müssten sich im Ton mäßigen.
       
       ## Die gesamte Rechte spricht Charlie Kirk heilig
       
       Auch Charlie Kirks [4][trauernde Witwe Erika] trug zur aufgeheizten
       Stimmung bei: Ihr Weinen werde als „Schlachtruf“ um die Welt gehen – die
       Mörder ihres Mannes hätten keine Ahnung, was sie da entfesselt hätten,
       sagte sie am Wochenende.
       
       Erhellend war in der von J D Vance gehosteten Sondersendung allerdings,
       dass Vance und Miller den großen Einfluss Kirks auf Trumps Entscheidungen
       bestätigten. Vance erzählte offen, dass er Kirk zu großen Teilen zu danken
       habe, weil der sich für seine Nominierung als Trumps Vizepräsident stark
       gemacht habe. Und in der Übergangsphase der Regierungsbildung sei Kirk an
       nahezu allen Entscheidungen maßgeblich beteiligt gewesen, ob es um
       Personalfragen oder Dekrete ging.
       
       In der gesamten Rechten wird Kirk in diesen Tagen heiliggesprochen: als
       Christ, liebender Ehemann und Vater, Verfechter freier Rede und
       konservativer Werte. Im Umkehreffekt wird allen, die auf Kirks tatsächliche
       rassistische, frauenfeindliche, verschwörungstheoretische und rechtsextreme
       Positionen hinweisen, unterstellt, sie feierten seine Ermordung.
       
       Das Besondere in diesem Fall: Solche Verdrehungen kommen nicht von
       irgendwelchen spinnerten rechten Youtubern, sondern direkt aus dem Weißen
       Haus, dem Justizministerium, dem Heimatschutzministerium und der Spitze des
       FBI. FBI-Direktor Kash Patel hatte in der vergangenen Woche seinen Auftritt
       bei der Pressekonferenz in Utah nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters
       mit den Worten beendet: „An meinen Freund Charlie Kirk: Ruh dich jetzt aus,
       Bruder. Wir halten Wache. Wir sehen uns in Walhalla.“
       
       Und am Montag kündigte Donald Trump an, [5][die New York Times zu
       verklagen], weil sie „illegale Wahlkampfhilfe“ für Kamala Harris geleistet
       hätten und immer gegen ihn berichtete. Im Ergebnis geht in diesen Tagen
       eine echte Angst durch die USA. Es ist die Furcht davor, die Regierung
       könnte die Ermordung Charlie Kirks nutzen, um gegen absolut alle
       vorzugehen, die den laufenden autoritär-faschistischen Staatsumbau
       kritisieren. Eine Methode, die insbesondere in Deutschland historische
       Vorbilder hätte.
       
       16 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Politische-Gewalt-in-den-USA/!6110033
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=qKGJYcL_Ujw
   DIR [3] /Nach-dem-Attentat-auf-Charlie-Kirk/!6110267
   DIR [4] https://www.youtube.com/watch?v=8lNF50VGFk4
   DIR [5] /Trump-verklagt-die-New-York-Times-/!6113987
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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