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       # taz.de -- Unifil-Abzug: UN beschließt Ende der Friedensmission im Libanon
       
       > Seit 1978 sichert die UN-Friedenstruppe Unifil die Grenze zwischen
       > Libanon und Israel. Ende 2027 ist Schluss – aufgrund des Drucks der USA
       > und Israels.
       
   IMG Bild: Fahrzeuge der UN-Friedenstruppen unterwegs im Südlibanon. Ende 2027 soll damit jetzt Schluss sein
       
       Beirut taz | Nach fast 50 Jahren endet die Mission der Unifil im Libanon –
       und damit die unabhängige UN-Friedensmission zwischen Israel und Libanon.
       Der UN-Sicherheitsrat hat am Freitag zwar der Resolution zugestimmt, die
       eine Verlängerung bis 2026 vorsieht. Doch danach müssen 10.000 militärische
       und zivile Mitarbeitende innerhalb eines Jahres aus dem Libanon abziehen.
       
       Unifil wurde gegründet, um den Abzug der israelischen Truppen aus dem
       Südlibanon nach der israelischen Invasion 1978 zu überwachen. Nach dem
       Libanon-Krieg 2006 wurde das Mandat erneuert.
       
       Die Blauhelme sichern die undefinierte Grenze, die Blaue Linie, zwischen
       Libanon und Israel – durch Patrouillen, Überwachung und Vermittlung
       diplomatischer Gespräche. In der Mission sind rund 300 deutsche
       Soldat*innen, die vor allem die Seegrenze überwachen und möglichen
       Waffenschmuggel an libanesische Behörden melden. Sie entschärften
       israelische Minen im Südlibanon und bauten Beziehungen zur
       Zivilgesellschaft auf. Die Bewaffnung der Hisbollah sowie Angriffe Israels
       konnten sie zumindest nicht komplett verhindern. Die Truppe ist nur zur
       Selbstverteidigung bewaffnet.
       
       ## Hilfskonvois und Überwachung eines Waffenstillstandes
       
       [1][Im jüngsten Krieg] wurden im Libanon rund 4.000 Menschen getötet und
       circa 16.000 verletzt, so das libanesische Gesundheitsministerium. Unifil
       hatte dabei geholfen, dass Hilfskonvois die Zivilbevölkerung sicher
       erreichen. [2][Seit dem 27. November letzten Jahres gilt ein
       Waffenstillstandsabkommen] – Unifil ist als einzige unabhängige Institution
       in der Gruppe, die das Abkommen überwacht, zusammen mit den USA, Frankreich
       und dem libanesischen Militär.
       
       Laut Resolution soll künftig nur die libanesische Armee im Südlibanon
       stationiert sein. Dort hilft Unifil der libanesischen Armee gerade dabei,
       Stellungen der Miliz der Hisbollah zu übernehmen und ihre Waffen zu
       sichern.
       
       ## Zeitpunkt zum Abzug fällt in kritische Phase
       
       Der Beschluss zum Abzug kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Die
       libanesische Armee hat das Grenzgebiet noch nicht vollständig gesichert.
       Das könnte ein Machtvakuum schaffen, das sowohl die Hisbollah, vor allem
       aber die israelische Armee ausnutzen könnten. [3][Fast täglich fliegt die
       israelische Armee Luftangriffe], Zählungen lokaler Medien zufolge wurden so
       mindestens 270 Menschen getötet. Die israelische Armee hat kürzlich fünf
       illegal besetzte Posten im Libanon auf sieben ausgeweitet.
       
       Die Hisbollah hat seit dem Waffenstillstand keine Rakete auf Israel
       abgefeuert. Laut libanesischem Präsidenten sowie Unifil kooperiert die
       Hisbollah bei der Abgabe ihrer Waffen im Südlibanon. Doch die Miliz
       [4][wehrt sich gegen die endgültige Entwaffnung] im ganzen Land. Israel hat
       mit einer Ausweitung der Angriffe gedroht, sollte die Hisbollah ihre Waffen
       nicht alle abgeben. Die libanesische Regierung ist daher massiv unter
       Druck, die Hisbollah zur Kooperation zu bewägen.
       
       Die UN-Mission ist sowohl der Hisbollah als auch Israel ein Dorn im Auge.
       Alleine während der Hochphase des Krieges im letzten Oktober wurden Posten
       und Truppenmitglieder laut eigenen Angaben 30 Mal angegriffen und
       beschossen, 20 Mal davon vom israelischen Militär. Unifil sprach von
       mindestens 7 „vorsätzlichen Angriffen“ Israels. Die Hisbollah oder eine mit
       ihr verbündete Gruppe sollen mehrere Male Raketen auf Unifil geschossen
       haben, darunter Ende Oktober auf das Hauptquartier in Naqoura.
       
       ## Druck aus Israel und den USA
       
       Bislang war die Unifil-Verlängerung nie ein Problem. Dieses Jahr haben
       Israel und die USA Druck gemacht, damit das Mandat endet. Die USA sind der
       größte Waffenlieferant Israels. Im Libanon pochen die USA darauf, dass die
       Hisbollah komplett entwaffnet wird. Im Gegenzug soll es Hilfen für die
       libanesische Armee sowie Wiederaufbaugelder für den Staat geben, der pleite
       ist.
       
       Frankreich ist für das Unifil-Dossier im Sicherheitsrat verantwortlich. Der
       französische Resolutions-Entwurf sah erst einmal nur eine Verlängerung vor.
       Erwähnt wurde ein „möglicher“ Truppenabzug. Aus Angst vor einem Veto der
       USA hatte Frankreich den Truppenabzug hineingeschrieben. Hätte Frankreich
       den Entwurf nicht angepasst, wäre das Mandat am Sonntag ausgelaufen.
       
       29 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Julia Neumann
       
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