URI: 
       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israels Militär setzt Feuerpause für Gaza aus
       
       > Israels Armee hebt die humanitäre Feuerpause für Gaza-Stadt auf. Das
       > Gebiet sei eine „gefährliche Kampfzone“, lautet die Begründung.
       
   IMG Bild: Flucht vor den Angriffen der israelischen Armee in Gaza Stadt am 29.08.2025
       
       ## Israels Militär: Werden humanitäre Bemühen weiter unterstützen
       
       Das israelische Militär setzt die tägliche humanitäre Feuerpause für
       Gaza-Stadt ab Freitag aus. Das Gebiet stelle eine „gefährliche Kampfzone“
       dar, teilt es mit. Das Sicherheitskabinett hatte einen Plan zur Übernahme
       der Kontrolle über Gaza-Stadt und eine Ausweitung des Militäreinsatzes
       beschlossen.
       
       Das Militär erklärt, es werde „humanitäre Bemühungen neben den laufenden
       Manövern und Offensiveinsätzen gegen Terrororganisationen im Gazastreifen“
       zum Schutz Israels weiter unterstützen. Im Juli hatte Israel eine tägliche,
       zehnstündige Feuerpause für Teile des Gazastreifens angekündigt, um eine
       Versorgung der hungernden Bevölkerung zu ermöglichen. Israel sieht sich
       wegen der humanitären Krise im Gazastreifen zunehmender internationaler
       Kritik ausgesetzt. Die Regierung bestreitet aber, dass es im Gazastreifen
       eine Hungersnot gibt, wie dies unter anderem die UN erklärt haben.
       
       Mehr als 62.000 Palästinenserinnen und Palästinenser kamen bislang bei
       israelischen Angriffen auf den Gazastreifen ums Leben. Etliche Menschen,
       darunter Kinder, starben bereits an Hunger oder Unterernährung. (rtr)
       
       ## Israelische Armee: Leichen von Geiseln im Gaza-Streifen geborgen
       
       Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die Leichen zweier Geiseln
       im Gazastreifen geborgen. Angehörige der Streitkräfte hätten „die Leiche
       von Ilan Weiss und die sterblichen Überreste einer weiteren Geisel“
       geborgen, erklärte die Armee am Freitag. Zur Identität des zweiten Opfers
       wurden zunächst keine Angaben gemacht.
       
       Weiss wurde während des Großangriffs der radikalislamischen Hamas und mit
       ihr verbündeter Palästinensergruppen am 7. Oktober 2023 im Kibbuz Beeri im
       Süden Israels getötet und seine Leiche verschleppt. Seine Frau Shiri Weiss
       und die gemeinsame Tochter Noga, die aus ihrem Haus entführt worden waren,
       [1][wurden im November 2023 während der ersten Waffenruhe freigelassen].
       
       Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach den Angehörigen der Opfer
       sein Beileid aus. Die Bemühungen zur Rückführung der verbliebenen Geiseln
       dauerten an, erklärte er. „Wir werden weder ruhen noch schweigen, bis wir
       alle unseren Geiseln nach Hause gebracht haben, die Lebenden und die
       Verstorbenen“, fügte Netanjahu hinzu.
       
       Bei dem Großangriff der Hamas, der den Gaza-Krieg auslöste, wurden nach
       israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet, 251 Menschen wurden
       als Geiseln verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen von der Hamas im
       Gazastreifen festgehalten, mutmaßlich 27 davon sind nach israelischen
       Angaben tot.
       
       Israel greift seither massiv militärisch im Gazastreifen an. Dabei wurden
       nach Angaben der Hamas-Behörden knapp 63.000 Menschen getötet, die meisten
       von ihnen Zivilisten. Die Informationen können nicht unabhängig überprüft
       werden, werden von UN-Vertretern aber als plausibel eingestuft.(afp)
       
       ## Chefin des Welternährungsprogramms: Gaza ist am Zerreißpunkt
       
       Die Chefin des Welternährungsprogramms (WFP) hat nach einem Besuch im
       umkämpften Gazastreifen eine massive Ausweitung der humanitären Hilfe
       gefordert. „Gaza ist am Zerreißpunkt“, warnte WFP-Direktorin Cindy McCain
       auf der Plattform X. Eine halbe Million Menschen in dem von Israel
       abgeriegelten und großflächig zerstörten Küstengebiet hungere.
       
       McCain sprach darüber auch mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu.
       Beide hätten vereinbart, „die Bemühungen zu verdoppeln, die Einfuhr
       humanitärer Güter nach Gaza angesichts der akuten Notlage vor Ort zu
       beschleunigen und aufrechtzuerhalten“, teilte das Büro des
       Ministerpräsidenten im Anschluss mit.
       
       „Wir müssen unser Netzwerk von mehr als 200 Lebensmittelverteilstellen,
       Gemeinschaftsküchen und Bäckereien so schnell wie möglich wieder in Betrieb
       nehmen“, schrieb McCain auf X. „Wir brauchen sichere Wege und dauerhaften
       Zugang. Wir müssen in dem Umfang liefern, den diese Krise erfordert“, sagte
       sie in einem Videoclip aus Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens.
       
       Helfer fordern von Israel, vom gegenwärtigen Verteilsystem für Hilfsgüter
       [2][über die umstrittene Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF)] zum
       eingespielten Mechanismus der UN und anderer Hilfsorganisationen
       zurückzukehren.
       
       Israel hält jedoch an der GHF fest, die auch vom Verbündeten USA
       unterstützt wird. So kündigte die israelische Armee zwei neue
       Verteilstellen im südlichen Bereich des abgeriegelten Küstengebiets an. Sie
       sollen in den kommenden Tagen fertiggestellt und von der GHF betrieben
       werden. Die bestehende Verteilstelle in Tel al-Sultan nahe der Stadt Rafah
       an der Grenze zu Ägypten werde geschlossen, hieß es. Damit gäbe es dann
       fünf Zentren in Gaza.
       
       Die GHF begann ihren Einsatz im Mai, nachdem Israel seine fast drei Monate
       lange Blockade von Hilfslieferungen auf internationalen Druck beendet
       hatte. Den neuen Verteilmechanismus der GHF führte Israel ein, um
       UN-Hilfsorganisationen und andere Initiativen zu umgehen. Nach Darstellung
       der Regierung Netanjahus soll auf diese Weise verhindert werden, dass die
       islamistische Terrororganisation Hamas humanitäre Hilfe für sich abzweigt.
       
       Die Vereinten Nationen kritisieren den Einsatz der GHF unter anderem, weil
       die Verteilung in den Zentren vor allem Menschen gefährde, die auf dem Hin-
       und Rückweg teils kilometerweit durch Kriegsgebiet laufen müssen. Immer
       wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe dieser
       Verteilstellen. (dpa)
       
       ## Netanjahu: Bericht über Hungersnot in Gaza „glatte Lüge“
       
       „Familien in Gaza hungern“, berichtete McCain von ihrem Besuch in Deir
       al-Balah. Die Verzweiflung unter den Menschen sei „überwältigend“, sie habe
       es vor Ort mit eigenen Augen gesehen.
       
       Wenige Tage zuvor hatte die weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit
       anerkannte [3][IPC-Initiative eine Hungersnot für die Stadt Gaza im Norden
       und einige Nachbarorte erklärt]. Israels Regierungschef Netanjahu
       bezeichnete den Bericht als „glatte Lüge“. Nach israelischer Darstellung
       basiert die IPC-Einschätzung auf falschen Angaben der Hamas. Netanjahus
       Regierung forderte die Autoren des Berichts auf, diesen sofort
       zurückzuziehen.
       
       McCain und Netanjahu hätten in Jerusalem darüber gesprochen, wie wichtig es
       sei, „Zivilisten vor Hunger und Mangelernährung zu schützen und
       sicherzustellen, dass ihre grundlegenden Bedürfnisse gedeckt werden“, hieß
       es in der Mitteilung des Büros des Ministerpräsidenten. Bei ihrem Treffen
       sei die Zunahme humanitärer Hilfe nach Gaza im vergangenen Monat
       angesprochen und vereinbart worden, „dass alle Anstrengungen unternommen
       werden müssen, um sicherzustellen, dass die humanitäre Hilfe die
       verletzlichsten Menschen dort erreicht, wo sie sich befinden, und dass die
       Hilfe ausschließlich der Zivilbevölkerung zugutekommt“. (dpa)
       
       ## Huthi-Ministerpräsident angeblich bei Angriff Israels getötet
       
       [4][Bei dem jüngsten israelischen Luftangriff auf die jemenitische
       Hauptstadt Sanaa] soll nach Informationen aus Huthi-nahen Quellen auch
       deren Ministerpräsident Ahmed al-Rahaui getötet worden sein. Mehrere
       Leibwächter sollen ebenfalls ums Leben gekommen sein, hieß es aus Kreisen,
       die der Miliz nahestehen.
       
       Auch das jemenitische Nachrichtenportal „Adan al-Ghad“ berichtete unter
       Berufung auch nicht näher genannte Quellen von der Tötung al-Rahauis. Er
       soll demnach mit mehreren Begleitern in einem Wohnhaus getroffen worden
       sein. Die Huthi äußerten sich zunächst nicht selbst dazu.
       
       Die israelische Luftwaffe hatte am Donnerstag erneut im Jemen angegriffen.
       Dem Militär zufolge wurden „militärische Ziele“ angegriffen. Israelische
       Medien berichteten, der Angriff habe hochrangigen Huthi-Funktionären
       gegolten.
       
       Al-Rahaui war im August vergangenen Jahres von den Huthi zum Regierungschef
       ernannt worden. Beobachtern in Sanaa zufolge galt er allerdings lediglich
       als politische Symbolfigur ohne nennenswerten Einfluss. Die Huthi haben in
       den von ihnen kontrollierten Gebieten, darunter die Hauptstadt Sanaa, eine
       Art Parallelregierung gebildet. Diese Regierung hat keine internationale
       Anerkennung. Sie repräsentiert nur den Huthi-Apparat in den von ihnen
       kontrollierten Gebieten.
       
       Seit Beginn des Gaza-Krieges greifen die Huthi Israel immer wieder mit
       Raketen und Drohnen an – nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer
       Solidarität mit der Hamas. Israel greift im Gegenzug Ziele im Jemen an, die
       es nach eigenen Angaben im Zusammenhang mit den militärischen Aktivitäten
       der Huthi sieht. (dpa)
       
       29 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Weitere-Hamas-Geiseln-frei/!5972825
   DIR [2] /Umstrittenes-Hilfswerk-in-Gaza/!6092687
   DIR [3] /Gaza-Stadt/!6106207
   DIR [4] /Israelische-Luftangriffe-in-Jemen/!6109416
       
       ## TAGS
       
   DIR Israel
   DIR Jemen
   DIR Benjamin Netanjahu
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Huthi-Rebellen
   DIR Geiselnahme
   DIR Gaza
   DIR Hungersnot
   DIR Schwerpunkt Pressefreiheit
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Israel
   DIR Kolumne Gaza-Tagebuch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Journalisten in Lebensgefahr: Gemeinsam eintreten für Pressefreiheit in Gaza
       
       Gazas Journalisten sind Israels Gewalt schutzlos ausgeliefert,
       internationalen Medien wird der Zugang verwehrt. Es ist ein Kampf gegen die
       Wahrheit.
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: EU kritisiert USA für Visa-Einschränkungen
       
       Die USA verweigern Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nun die Einreise zur
       UN-Generaldebatte. Die EU kritisiert die Visa-Einschränkungen für
       Palästinenser scharf.
       
   DIR Offensive auf Gaza-Stadt: Aufruf zur Flucht für Gazas orthodoxe Christen
       
       Die griechisch-orthodoxe Kirche in Gaza Stadt muss evakuiert werden, die
       Menschen sollen in den Süden. Die Geistlichen wollen dennoch bleiben.
       
   DIR Israelische Offensive: Die letzten Stunden in Gaza-Stadt
       
       Vor der drohenden israelischen Offensive herrscht in Gaza-Stadt Angst. Die
       Menschen sind erschöpft und wissen nicht mehr, wohin sie fliehen sollen.
       
   DIR Gaza-Tagebuch: „Ich frage mich, wo ich diesmal landen werde“
       
       Das Gebiet Saftawi bei Gaza-Stadt, in dem unsere Autorin lebt, muss
       evakuiert werden. Doch wann und wohin soll sie flüchten? Was soll sie
       mitnehmen?