URI: 
       # taz.de -- Religion in der Ukraine: Showdown im Kirchenkampf
       
       > Ein Gericht muss jetzt darüber entscheiden, ob die Ukrainisch-Orthodoxe
       > Kirche, früher Moskauer Patriarchiat, ihre Tätigkeit einstellen muss.
       
   IMG Bild: Es wird eng für ihn und seine Kirche in der Ukraine. Onufri, Metropolit und Vorsteher der UPZ am Tag der Taufe in Kiew am 27. Juli 2025
       
       Berlin taz | Für die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UPZ, früher Moskauer
       Patriarchiat) wird die Luft immer dünner, bald könnte eine Totenmesse
       stattfinden. Denn ein Gericht wird jetzt darüber entscheiden, ob die UPZ
       ihre Tätigkeiten einstellen muss.
       
       Der Staatliche Dienst der Ukraine für Ethnopolitik und Gewissensfreiheit
       (DESS) hatte am 8. Juli 2025 die Ergebnisse einer von ihr eingerichteten
       Arbeitsgruppe veröffentlicht, wonach die Kyjiwer Metropolie der UPZ mit der
       Russisch-Orthodoxen Kirche verbandelt ist. Diese ausländische religiöse
       Organisation ist in der Ukraine verboten.
       
       Die Kirchenlandschaft in der Ukraine ist von jeher äußerst komplex. Ab
       Anfang der 1990er Jahre und damit nach der Unabhängigkeit des Landes gab es
       neben der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) noch zwei
       weitere orthodoxe Kirchen: die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Kyjiwer
       Patriarchiat) sowie die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche.
       
       Die beiden Letzteren schlossen sich im Dezember 2018 zusammen und gingen in
       der Orthodoxen Kirche der Ukraine (PZU) auf. Maßgeblich vorangetrieben
       hatte diesen Prozess der damalige Präsident Petro Poroschenko, der mit dem
       Slogan „Armee, Sprache, Glaube“ in den Wahlkampf“ zog. Am 6. Januar 2019
       erklärte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel die PZU für
       eigenständig.
       
       ## Schwierige Situation
       
       Durch den Beginn von Russlands vollumfänglicher Invasion in der Ukraine am
       24. Februar 2022 geriet die UPZ in eine schwierige Situation. Das Oberhaupt
       der Russisch-Orthodoxen Kirche, der Moskauer Patriarch Kyrill, glänzt durch
       Kremlnähe und ist einer der aggressivsten Kriegstreiber, wenn es um die
       Ukraine geht.
       
       Zwar distanzierte sich Onufri, Metropolit und Vorsteher der UPZ, verbal von
       Kyrill. Er verurteilte die „Spezialoperation“, also den russischen
       Angriffskrieg, und wurde nicht müde zu betonen, dass seine Kirche die
       Ukraine, ihre Armee sowie Binnengeflüchtete unterstütze. Doch diesen
       vermeintlichen Sinneswandel kauften viele Ukrainer*innen der UPZ nicht
       ab. Daraufhin erklärte der Rat der UPZ die Kirche für vollkommen unabhängig
       von Russisch-Orthodoxen Kirche.
       
       Doch auch das vermochte viele Gemüter nicht zu beruhigen. Am 20. August
       verabschiedete die Rada, das ukrainische Parlament, ein Gesetz, das die
       Tätigkeiten von Kirchen unterbindet, die mit Russland verbunden sind, das
       einen Krieg gegen die Ukraine führt.
       
       „Die letzten Krallen des FSB in der Ukraine, der jahrzehntelang von der
       Kirche gedeckt wurde, sind gebrochen. In der Russisch-Orthodoxen Kirche
       geht es nicht um Glauben, Spiritualität oder Religion. Es geht um die
       Verletzung der Rechte der Ukrainer, um die Zerstörung des Bewusstseins der
       Bürger und um die Narrative des Kreml“, schrieb die Abgeordnete Yelyzaveta
       Bohutska auf Facebook.
       
       ## Endgültig die Strippe ziehen
       
       Der UPZ wurden neun Monate Zeit gegeben, um die Beziehungen nach Moskau
       endgültig zu kappen, eine dafür gesetzte Frist lief am 18. August ab. Ein
       entsprechendes Schreiben war einen Monat zuvor an die UPZ gegangen.
       
       „Die Aufforderung verpflichte die Kirche nicht, sich von der Orthodoxie
       abzuwenden, die liturgischen Bräuche, die Gottesdienstsprache oder den
       Kirchenkalender zu ändern. Es ist nicht erforderlich, die Autokephalie zu
       verkünden. Nichts dergleichen. Was verlangt wird, ist, die
       Russisch-Orthodoxe Kirche zu verlassen“, zitiert die Deutsche Welle den
       Chef des DSEE, Wiktor Jelenskyj.
       
       Doch einer entsprechenden Aufforderung des DSEE kam die UPZ nicht nach.
       Jetzt heißt es abwarten und beten – für was auch immer. Übrigens:
       Metropolit Onufri wurde durch ein Dekret von Präsident Wolodymyr Selenskyj
       am 2. Juli die ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen, nachdem Behörden
       herausgefunden hatte, dass er 2002 auch einen russischen Pass erhalten
       hatte.
       
       29 Aug 2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Orthodoxie
   DIR Kyjiw
   DIR Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats
   DIR Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats
   DIR Kloster
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Orthodoxie
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Ukrainischer Abgeordneter in Lwiw ermordet
       
       Der frühere ukrainische Parlamentschef Andrij Parubij wurde auf offener
       Straße erschossen. „Putins Palast“ ist von einem Waldbrand bedroht.
       
   DIR Religion in der Ukraine: Nächstes Kapitel im Kirchenkampf
       
       Das ukrainische Parlament beschließt ein Verbot der Ukrainisch-Orthodoxen
       Kirche (Moskauer Patriarchat). Mit Widerstand ist zu rechnen.
       
   DIR Ukrainisch-orthodoxe Kirche in Kyjiw: Geistliche müssen Kloster räumen
       
       Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche wird der pro-russischen Kollaboration
       verdächtigt. Der Metropolit protestiert.
       
   DIR Orthodoxe Ukrainer gespalten: Ein Krieg und zwei Kirchen
       
       Bei Razzien in Klöstern werden Beweismittel gefunden. Diese legen eine
       Verbindung der ukrainisch-orthodoxen Kirche zu Russland nahe.