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       # taz.de -- Tokio und Tianjin empfangen Modi: Wenn Japan Kredite gibt und China wieder näherrückt
       
       > Nach der Konfrontation mit Trump hat sich der indische Premierminister
       > auf eine Reise zu den asiatischen Nachbarn begeben. Dem Druck aus den USA
       > will er nicht nachgeben.
       
   IMG Bild: Eugene Hoshiko/dpa
       
       Mumbai taz | Der [1][Tokioter Fernsehturm] strahlte in Safran, Weiß und
       Grün – ein Gruß an den indischen Premierminister Narendra Modi, der am
       Freitag in Japan eintraf. Modi besuchte das Land für zwei Tage, um die
       strategische Partnerschaft zu stärken. Gemeinsam mit seinem japanischen
       Amtskollegen Shigeru Ishiba präsentierte er einen Plan zur Vertiefung der
       bilateralen Beziehungen, der zahlreiche Abkommen umfasst. Beide
       Wirtschaftsmächte wollen enger zusammenrücken und Milliarden investieren,
       etwa in Künstliche Intelligenz, Hightech-Projekte wie Halbleiter und
       Hochgeschwindigkeitszüge. Das [2][indische Außenministerium] erklärte, dass
       Sicherheit, Forschung, digitale Partnerschaften und Umwelt im Fokus der
       Gespräche standen.
       
       Die Weltraumagenturen ISRO und JAXA planen eine gemeinsame Mission zu den
       Mondpolen. Zudem unterzeichneten beide Länder eine Absichtserklärung zu
       „sauberem Wasserstoff“ sowie zur Zusammenarbeit in Wissenschaft und
       Technologie. Eine der wichtigsten Ankündigungen: Japan will in den nächsten
       zehn Jahren rund 68 Milliarden US-Dollar in Indien investieren – doppelt so
       viel wie zwischen 2022 und 2026. „Dieser Besuch in Japan wird wegen seiner
       Ergebnisse, die den Menschen unserer Nationen zugutekommen werden, in
       Erinnerung bleiben“, äußerte sich Modi. Indien und Japan würden das
       asiatische Jahrhundert prägen.
       
       ## Modi trotzt Druck aus den USA
       
       Angesichts der seit wenigen Tagen geltenden [3][US-Zölle über 50 Prozent
       auf indische Einfuhren] wie Textilien, Stahl oder Maschinen sucht Indien
       engeren Schulterschluss mit Japan. Es intensiviert die Zusammenarbeit und
       setzt auf gemeinsame Interessen wie Stabilität im indopazifischen Raum. Dem
       Druck aus Washington, russisches Öl zu meiden und den indischen Markt
       großzügig für US-Agrarprodukte zu öffnen, wollte sich Indien nicht beugen.
       
       Am Samstag reiste der 74-jährige Premier weiter nach China, um am Gipfel
       der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) teilzunehmen. Dort
       wurde er mit rotem Teppich empfangen. Seine Zusage kam überraschend, war
       nach der Konfrontation zwischen Modi und US-Präsident Donald Trump jedoch
       ein taktischer Zug.
       
       Die [4][Beziehungen zwischen Indien und China] hatten nach einem
       Grenzkonflikt 2020 einen Tiefpunkt erreicht. Jahrelang gab es keine
       Direktflüge. Beobachter:innen vermuten, dass der „Trump-Faktor“ Modi
       motiviert, die Beziehungen zu verbessern. Eine Aufhebung des Verbots
       zahlreicher chinesischer Apps in Indien könnte bevorstehen. China soll
       Exportblockaden, etwa auf seltene Rohstoffe, lockern.
       
       Beim SOZ-Gipfel in Tianjin wird Modi voraussichtlich Chinas Präsident Xi
       Jinping persönlich treffen – ein diplomatisches Signal nach über sieben
       Jahren ohne Amtsbesuch. Auch ein Treffen mit Wladimir Putin steht wohl an.
       Washington rechtfertigt die hohen Strafzölle auf indische Produkte mit
       Indiens Nähe zu Russland, die auf die Sowjetzeit zurückgeht. Zuletzt hatten
       sich Putin, Xi und Modi 2024 im russischen Kasan getroffen.
       
       In Japan konnte Modi punkten. Er versteht es, sich auf internationaler
       Bühne zu inszenieren. Tokio und Delhi positionieren sich eigentlich als
       Gegengewicht zu Chinas Einfluss, etwa durch die QUAD-Allianz mit den USA
       und Australien. Ob dies unter Trump Bestand hat, ist ungewiss. Indien
       könnte versuchen, sich neu auszurichten. Schon vor der Pandemie suchte Modi
       die Nähe zu Xi. Der indische Analyst Brahma Chellaney sieht den Zeitpunkt
       des letzten Teils der Reise jedoch kritisch, da Indien seiner Meinung nach
       in einer „geschwächten Position“ antritt.
       
       30 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.news18.com/world/tokyo-skytree-glows-in-indian-tricolour-to-honour-pm-modis-japan-visit-watch-ws-l-9537167.html
   DIR [2] https://www.pib.gov.in/PressReleasePage.aspx?PRID=2161986
   DIR [3] https://timesofindia.indiatimes.com/business/india-business/indias-first-counter-to-donald-trumps-tariffs-textile-exports-to-be-pushed-40-countries-in-focus-amidst-50-duties/articleshow/123543376.cms
   DIR [4] /Asiens-Grossmaechte/!6105078
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Natalie Mayroth
       
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