# taz.de -- Unser Fenster nach Russland: Schulen, Kirche, Krieg – wie der russische Staat die Jugend formt
> Wie stark prägt Kreml-Propaganda Russlands Jugend? Darüber sprechen wir
> mit DOXA-Herausgeberin Ekaterina Martynova.
Im Mittelpunkt der aktuellen Folge von „Unserem Fenster nach Russland“
steht die Situation junger Menschen in Russland. Was geschieht derzeit an
Schulen und Universitäten? Welche Rolle spielt staatliche Propaganda im
Alltag der Jugend? Gibt es noch oppositionelle Studierendenbewegungen –
oder sind sie längst im Untergrund verschwunden? Und welchen Einfluss hat
die enge Verbindung zwischen Kirche und Staat auf die junge Generation?
Darüber sprechen wir mit Ekaterina Martynova, Journalistin und
Herausgeberin des [1][unabhängigen russischen Mediums DOXA]. Trotz massiver
Repressionen – darunter Verhaftungen, die Blockierung ihrer Website und die
Einstufung als „unerwünschte Organisation“ – setzt DOXA ihre Arbeit fort:
im Exil, teils anonym.
Während sich ein kleiner Teil junger Menschen im Untergrund organisiert,
feministische oder inzwischen verbotene Bücher liest, erlebt das
öffentliche Leben auf den Straßen eine alarmierende Entwicklung:
[2][Rechtsextreme Gewalt nimmt drastisch zu]. Verschiedene ultrarechte
Gruppen formieren sich, veröffentlichen in Telegram-Kanälen und anderen
sozialen Netzwerken Videos, in denen sie zeigen, wie sie Migranten,
LGBTQ+-Personen oder Obdachlose brutal attackieren.
## Gewalt wurde normalisiert
„Und genau darin liegt das zentrale Problem: die gesellschaftliche
Normalisierung von Gewalt. Es betrifft nicht nur junge Männer – sondern die
gesamte Gesellschaft. Im Weltbild vieler dieser Gruppen gibt es nur noch
ein Wir und die Anderen – Russen und Nicht-Russen. Die Gesellschaft wird in
wertvolle und minderwertige Menschen eingeteilt. Und das ist zutiefst
gefährlich“, warnt Martynova.
Ein besonders perfider Mechanismus ist die gezielte Propaganda, die sich an
junge Menschen richtet – mit großem finanziellen Aufwand. Ein Großteil
dieser Mittel fließt direkt in Programme, Schulen und Sommercamps unter
kirchlicher Aufsicht. Die Kirche übernimmt dabei die Rolle eines
ideologischen Vermittlers konservativer, moralischer Werte – im Einklang
mit der staatlichen Linie.
„Russland versteht sich [3][als familienorientierter, moralischer Staat,
der viele Kinder] und ein glückliches Leben fördern will – gleichzeitig
schickt er aber Männer in den Krieg“, fasst Martynova das paradoxe Narrativ
zusammen.
Und Frauen? Sie sollen jetzt alle gebären, sogar Schülerinnen. Erst werden
sie eingeschüchtert oder unter Druck gesetzt – und dann dazu gebracht,
Kinder zu bekommen, alles im Namen der „demografischen Entwicklung“.
[4][Osteuropa gehört zu den Schwerpunkten der taz Panter Stiftung], die
dorthin blickt, wo der Zugang zu Informationen immer schwieriger wird –
Russland und Belarus gehören dazu. Am letzten Tag im Monat erscheint eine
neue Podcastfolge von „Unser Fenster nach Russland/Belarus“ im
Podcastformat „Freie Rede“ der [5][taz Panter Stiftung].
31 Aug 2025
## LINKS
DIR [1] https://doxa.team/
DIR [2] /Meduza-Auswahl-1--7-Mai/!6086642
DIR [3] /Kriegspropaganda-bei-Kindern/!5906866
DIR [4] /stiftung/osteuropa
DIR [5] /panter-stiftung/vom-wort-zur-tat/!v=e4eb8635-98d1-4a5d-b035-a82efb835967/
## AUTOREN
DIR Tigran Petrosyan
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