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       # taz.de -- Israelischer Angriff im Jemen: Fast das ganze Huthi-Kabinett ist tot
       
       > Mit seinem Luftangriff in der Kapitale Sanaa schaltet Israel über zehn
       > Minister der jemenitischen Miliz aus. Nun beginnt eine Welle der
       > Festnahmen im Land.
       
   IMG Bild: Er lebt nicht mehr: Premierminister Ahmad al-Rahawi am 19. August in Sanaa
       
       Toronto taz | Offiziell bestätigt die jemenitische Miliz Ansar Allah –
       bekannt als Huthis – den Tod ihres Premierministers Ahmed Ghaleb al-Rahwi,
       sowie mehrerer Mitglieder ihres nicht international anerkannten Kabinetts,
       am Samstagabend. Die Ankündigung erfolgt nach 48 Stunden des Schweigens.
       
       Die Angriffe begannen am Nachmittag des vergangenen Donnerstags, 28.
       August, und umfassten wohl mehr als 15 Präzisionsschläge auf einen Ort. An
       diesem traf sich lokalen Berichten zufolge das Vorbereitungskomitee der
       Huthis für den Geburtstag des muslimischen Propheten – eine der größten
       jährlichen Mobilisierungsveranstaltungen [1][der Gruppe seit ihrer
       Machtübernahme in Sanaa im Jahr 2014]. Dieses Jahr war sie für Anfang
       September geplant.
       
       Zunächst bestritten die Huthis jegliche Verluste. Sprecher Nasr al-Din Amer
       beharrte darauf, dass Israel „ausschließlich zivile und Wohnanlagen“
       angegriffen habe. Die Maßnahmen vor Ort sprachen jedoch eine andere
       Sprache: Die Bewegung riegelte zwei Tage lang ganze Stadtteile rund um den
       Ort des Angriffs ab, schloss das Militärkrankenhaus und verwehrte den
       Zugang, nachdem die Leichen der Toten und Verwundeten abtransportiert
       worden waren.
       
       ## Angriff könnte vor allem symbolischen Effekt haben
       
       Die Huthis bestätigten schließlich offiziell den Tod von al-Rahwi und mehr
       als einem Dutzend Ministern, darunter: Mohammed al-Madani (lokale
       Verwaltung), Hashem Sharaf al-Din (Information), Mohammed al-Mawloud
       (Jugend und Sport), Jamal Amer (Auswärtige Angelegenheiten), Hassan
       al-Saadi (Bildung), Samir Bajala (Soziales), Mujahid Abdullah (Justiz), Ali
       Saif (Energie), Mohammed Quhim (Verkehr und öffentliche Arbeiten), Moeen
       al-Mahaqri (Wirtschaft und Industrie), Abdelmajid al-Murtada
       (stellvertretender Innenminister), Fares al-Dhahiani
       (Kabinettsnachrichtendienst) und Ali Jarallah al-Yafei (Kultur und
       Tourismus). Mit diesem Angriff hat Israel fast das ganze Kabinett der
       Huthis ausgeschaltet; es bezeichnete die Operation als „präzisen Schlag“
       und als Beginn einer größeren Kampagne.
       
       Der Verlust könnte jedoch weitgehend symbolisch bleiben. Das Kabinett
       fungierte vor allem als Fassade, die tatsächliche Macht lag bei
       rangniedrigeren Persönlichkeiten: Einer von ihnen, Mohammed Muftah, hatte
       schon seit längerem das Büro des Premierministers übernommen. Und wurde
       nach dem Tod al-Rahwis nun auch offiziell zum Übergangs-Premierminister
       ernannt.
       
       Der jemenitische Militäranalyst Ali al-Dhahab sagt: Die Bedeutung des
       Angriffs für Israel liege in der Störung der administrativen und
       politischen Führung der Huthis. Die operativen Kapazitäten im Bereich
       Raketen und Drohnen seien nicht direkt betroffen. Mahdi al-Mashat,
       Vorsitzender des Obersten Politischen Rates der Houthis, bezeichnete den
       Angriff als reinen „Glücksfall“ und prophezeite Israel „düstere Zeiten“.
       
       ## Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen der Huthis
       
       Die Reaktion der Huthis auf den Angriff folgte prompt: Eine Welle von
       Verhaftungen in Sanaa, sowie den Städten Dhamar und Amran, verbunden mit
       verschärften Sicherheitsmaßnahmen für hochrangige Beamte. Es scheint, dass
       die Bewegung weitere israelische Angriffe auf Infrastruktur und zivile
       Ziele erwartet hatte – nicht aber einen direkten Anschlag auf ihre
       politische Führung.
       
       Der Slogan der Huthis lautet: „Tod den USA, Tod Israel, Fluch auf die
       Juden“. Sie begannen im November 2023, kurz nach dem Angriff der Hamas auf
       Südisrael am 7. Oktober, [2][Israel und den Schiffverkehr im Roten Meer zu
       attakieren.] Der israelische Luftschlag vom Donnerstag war bislang [3][der
       tödlichste Angriff für die Houthis]. Er übertraf alle bisherigen Attacken,
       [4][einschließlich derjenigen der USA] und Großbritanniens.
       
       31 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wer-sind-die-Huthis-im-Jemen/!5984961
   DIR [2] https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-angriff-tel-aviv-drohne-100.html
   DIR [3] /Israelische-Luftangriffe-in-Jemen/!6109416
   DIR [4] /Angriffe-im-Roten-Meer/!6086659
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Najm Aldain Qasem
       
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