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       # taz.de -- Schulstart in Berlin: Back to Personalmangel
       
       > Pünktlich zum Schulstart steht fest: Der Personalmangel an Schulen ist
       > weiterhin dramatisch. Der Senat will trotzdem beim Lehramtsstudium
       > kürzen.
       
   IMG Bild: An Berliner Schulen gibt es immer mehr Vertretungsstunden
       
       Berlin taz | Noch sechs Mal schlafen, dann geht die Schule wieder los. In
       Berliner Lehrerzimmern wird die Vorfreude allerdings überschattet von einem
       dramatischen Personalmangel. Von rund 4.200 benötigten voll ausgebildeten
       Lehrkräften wurden in diesem Jahr lediglich 695 eingestellt. Das geht aus
       einer Anfrage der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hervor. Die
       Lücke wird mit Studierenden, Quereinsteiger:innen und
       Ruheständler:innen gestopft. So wird der Gesamtbedarf zwar erfüllt,
       allerdings sind nur knapp 15 Prozent der Eingestellen voll ausgebildete
       Lehrkräfte.
       
       „Darunter leidet selbstverständlich auch die Bildungsqualität“, sagt die
       Anfragestellerin und bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im
       Berliner Abgeordnetenhaus, Franziska Brychcy. Die [1][Gewerkschaft
       Erziehung und Wirtschaft (GEW)] prophezeit mehr Vertretungen, weniger
       Unterricht und eine steigende Belastung der Lehrkräfte.
       
       „Die Realität an den Schulen ist: Es fehlt an ausgebildeten Lehrkräften, es
       fehlt an Verlässlichkeit und es fehlt an einer Politik, die den Mangel
       wirksam bekämpft“, sagt der Vorsitzende der GEW Berlin, Gökhan Akgün. Die
       Kolleg:innen würden seit Jahren an der [2][Grenze der Belastbarkeit]
       arbeiten. „Was Berlin fehlt, ist eine Personalpolitik, die den Beruf
       attraktiv macht und Lehrkräfte im System hält“, so Akgün. So bewerben sich
       in Berlin immer weniger Menschen aus anderen Bundesländern um ein
       Referendariat. Die Gründe dafür sind laut GEW vielfältig, Schuld seien
       beispielsweise zu hohe Wohnkosten.
       
       Erst kürzlich wurde die Belastung der Berliner Lehrkräfte durch eine
       [3][Studie der Universität Göttingen] sichtbar. Das Ergebnis: zu lange
       Arbeitszeiten und eine teils starke mentale Belastung. Der GEW prangert
       einen strukturellen Mangel an, durch den jährlich mehr als 1.000 Lehrkräfte
       den Berliner Schuldienst verlassen. Es sei „eine Abwärtsspirale, die ohne
       grundlegende Kurskorrektur nicht zu stoppen ist“.
       
       Derweil sieht der neue Haushaltsentwurf des schwarz-roten Senates
       [4][Kürzungen bei der Grundfinanzierung der Hochschulen und bei den
       Sondermitteln für Lehrkräftebildung] vor. Gökhan Akgün warnt vor
       langfristigen negativen Folgen, falls der Ausbau der Lehrkräftebildung
       wirklich gestoppt würde. „Es hat über zehn Jahre gedauert, bis sich kleine
       Erfolge bei den Absolvent:innen-Zahlen im Lehramt eingestellt haben. Dieses
       zarte Pflänzchen darf nicht wieder zertreten werden!“, sagt Akgün.
       
       2 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
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