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       # taz.de -- Sparen bei den Ärmsten: Merz macht Druck beim Bürgergeld
       
       > Zehn Prozent will der Bundeskanzler bei Empfängern von Transferleistungen
       > streichen. Damit gibt Merz die Richtung vor dem Koalitionstreffen vor.
       
   IMG Bild: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wartet vor der Aufzeichnung des ProSieben/Sat.1-Sommerinterviews im Studio in Berlin
       
       Berlin reuters | Bundeskanzler Friedrich Merz hat deutliche Einsparungen
       beim Bürgergeld gefordert. „Ich sag mal so, nach wie vor bin ich davon fest
       überzeugt, dass sich zehn Prozent in diesem System einsparen lassen
       müssen“, sagte der CDU-Vorsitzende am Dienstag im Interview mit
       ProSiebenSat1.
       
       Bei Ausgaben von rund 50 Milliarden Euro wären dies rund fünf Milliarden.
       „Das ist ein Betrag, der muss möglich sein. Wenn wir uns nicht mehr trauen,
       in einem Transfersystem, das in die falsche Richtung läuft, zehn Prozent
       einzusparen, dann versagen wir vor dieser Aufgabe“, mahnte der
       CDU-Vorsitzende einen Tag vor dem Koalitionsausschuss der schwarz-roten
       Bundesregierung. „Das muss die Mindestgrößenordnung sein.“
       
       Merz betonte, dass er eine gewisse Entlastung schon dadurch erwarte, dass
       eine drastische Reduzierung der Zahl der illegalen Migranten erreicht
       worden sei, die nach Deutschland kommen. Das bedeute auch eine gewisse
       Entlastung beim Bürgergeld*. Er warnte, dass es keine sich festsetzenden
       Milieus geben dürfe, die auf staatlicher Unterstützung setzten. „Wir müssen
       vor allen Dingen dafür sorgen, dass Kinder nicht in dieser Welt groß
       werden, sondern dass wir sie motivieren, dass wir sie gut ausbilden, dass
       sie rauskommen aus dieser Dauerschleife der Arbeitslosigkeit.“
       
       Der Kanzler warnte, dass der Reformbedarf noch weiter steigen werde. „Ich
       sehe die Lage in der Wirtschaft, ich sehe die Daten des Arbeitsmarktes“,
       sagte Merz mit Blick auf die Arbeitslosenzahl, die erstmals seit 15 Jahren
       wieder über drei Millionen Menschen liegt. „Es kann sogar noch schlimmer
       werden in den nächsten Wochen und Monaten, weil ich aus vielen Unternehmen
       höre, dass sie jetzt durch die amerikanische Zollpolitik erheblich
       getroffen sind.“
       
       Differenzen mit der SPD spielte Merz vor dem am Mittwochnachmittag
       beginnenden Koalitionsausschuss herunter. Er habe mit der SPD-Chefin und
       Arbeitsministerin Bärbel Bas gesprochen, die seine [1][Forderungen nach
       einer deutlichen Reform des Sozialstaates als „bullshit“] bezeichnet hatte.
       „Ich habe auch gesagt, wir sollten das auf diesem Niveau nicht fortsetzen.
       Tun wir auch nicht.“
       
       *[Anm. einer Leserin: „Der Personenkreis, den Herr Merz als „illegale
       Migranten“ beschreibt, bekommt Leistungen nach dem
       Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG). Das hat mit dem Bürgergeld nichts zu
       tun.“]
       
       3 Sep 2025
       
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