# taz.de -- Brummende Plagegeister: Was tun gegen Mücken im Sommer?
> Unsere Kolumnistin wird im Schrebergarten von einer Mückenplage
> überfallen, ihr Vater weiß Rat. Aber muss man die Insekten wirklich
> grillen?
IMG Bild: Vorsicht Mückenschwarm!
Für die Mücken muss es ein guter Sommer gewesen sein. Als wir uns im Juli
[1][pausenlos über den Regen beschwerten], rieben sie ihre dünnen Beinchen
vor Freude aneinander und legten in jede Pfütze und jeden Teich Eier, Eier
und noch mehr Eier.
Genau so muss es gewesen sein, denke ich, als ich im Garten meiner Eltern
um mich schlage. Alle paar Sekunden setzt sich eine Mücke auf meinen
Oberschenkel, auf mein Schulterblatt, hinter mein Ohr. Ich wollte so gerne
im Freien essen, in den Abendhimmel schauen, aber alles juckt, kribbelt,
schwillt an.
Schon das Wechseln der Gasflasche hinter der Hütte wird zur Mutprobe. Wir
stopfen die Hosenbeine in die Socken, ziehen uns Jacken an und sprühen uns
mit Mückenschutz ein, Version „forte“. Während einer das Ventil abschraubt,
wedelt der andere alles weg, was versucht, uns aufzuessen. Den Rest des
Tages verbringen wir in Sicherheit auf dem Sofa. Als wäre es November und
kein lauer Sommerabend.
Kurz darauf besuche ich meinen Vater, er präsentiert mir seine neuste
Antwort auf die Mücken. Eine weiße, elektrische Fliegenklatsche in der Form
eines Tennisschlägers und ähnlich groß. An der Seite ist ein kleiner Knopf,
mit dem man den Schläger unter Strom setzt. Dann leuchtet das Netz
dunkelblau, bereit für den Angriff.
Mein Vater war durch seine Wespenallergie schon immer ein kreativer
Insektenjäger. Im Sommerurlaub bestrich er Salamischeiben mit
durchsichtigem Kleber und platzierte sie einige Meter entfernt vom Tisch,
damit wir in Ruhe essen konnten. Die [2][Wespen] stürzten sich auf die
Wurst und in ihr Verderben.
Auf einmal fliegt etwas durchs Zimmer. Ich schnappe mir den Tennisschläger
und schalte den Strom ein, sodass der Schläger leuchtet wie die
Laserschwerter bei Star Wars. Dann ziehe ich den Schläger durch die Luft,
eine präzise Vorhand. Es knistert, dann knallt es mehrmals unerwartet laut.
Der Schläger blitzt weiß. „Das war aber etwas Großes“, sagt Papa. Ich will
den Schläger am liebsten fallen lassen, aber er zischt immer weiter.
Sofort spüre ich Reue. Das Tier hat mir nichts getan, aber ich renne durchs
Zimmer, halte den Schläger in seine Flugbahn und grille das kleine Insekt.
Typisch Mensch, denke ich und ekel mich vor mir selbst.
Ich bestrafe mich mit Mückenlektüre: Allein in Deutschland gibt es [3][28
Mückenfamilien], Stechmücken sind nur eine davon, lese ich. Eine der
nervigsten ist die Kriebelmücke, die wie eine harmlose Fliege aussieht,
aber besonders schmerzhaft sticht. Sie ist ein Poolsauger, also gelangt sie
nicht durch Stechen an unser Blut, sondern reißt die Haut ein kleines Stück
auf und trinkt das Blut, das aus der Wunde tritt.
Ich weiß sehr wenig über Mücken, stelle ich fest. Dass männliche Mücken
sich zum Beispiel von Pflanzensäften ernähren und dabei auch Blüten
bestäuben. Und nur die Weibchen Blut trinken, weil sie das Eiweiß für die
Produktion der Eier brauchen.
Ein paar Tage später wache ich viel zu früh auf, es ist noch dunkel. Dann
höre ich es. Bsss, bssss, direkt neben meinem Ohr, bsssss. Auf meiner Stirn
spüre ich einen dicken Flatschen. Bssss. Ich ziehe die Decke über mein
Gesicht, sodass nur ein kleines Loch zum Atmen bleibt und übe mich im
Aushalten. Schade, dass es keine Kriebelmücke ist, denke ich. Die hört man
wenigstens nicht.
18 Sep 2025
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## AUTOREN
DIR Sophie Fichtner
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