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       # taz.de -- Erster Saisonsieg für den HSV: Schmerzhafte Anpassung
       
       > Dem Hamburger SV gelingt gegen Heidenheim mit etwas Glück der ersehnte
       > erste Saisonsieg. Die Eingewöhnungsphase in die erste Liga ist
       > kompliziert.
       
   IMG Bild: Der HSV gewinnt dank Torschütze Luka Vuskovic auch etwas an Größe
       
       Berlin taz | Es hat gedauert. Aber der 2:1-Erfolg am vierten Spieltag gegen
       den 1. FC Heidenheim vor stimmungsvoller Kulisse im ausverkauften Volkspark
       gab einen Fingerzeig, dass der Hamburger SV doch mit der notwendigen
       Widerstandskraft ausgestattet ist, um wieder angesehenes Mitglied der
       Beletage zu sein. Den letzten Bundesligasieg feierte der HSV im Mai 2018,
       in dieser Saison war dem Aufsteiger dieses Erfolgserlebnis bis Samstagabend
       versagt, weil [1][Trainer Merlin Polzin] den Stil des Teams der Liga
       anpassen musste – mit neuen Spielern.
       
       Es ist also eine inhaltliche und personelle Rosskur, die Polzin dem Kader
       verordnet hat: „Die Mannschaft war sehr kritisch mit sich. Wir haben uns in
       die Augen geschaut und gesagt, für welchen Fußball wir stehen wollen. Das
       war eine Arbeitsleistung, das war ein Arbeitssieg“, sagte Polzin. Er
       verwies auch darauf, wie ersehnt der klassische Anpfiff am Samstag um 15.30
       Uhr gewesen sei: „Das hatten wir viel zu lange nicht mehr.“
       
       Nüchtern betrachtet war es ein glücklicher Erfolg gegen zunächst bessere
       Heidenheimer, aus der Tiefe des HSV gesehen war es ein beinahe historisches
       2:1, das den ersten Sieg in der Bundesliga seit Mai 2018 bedeutete –
       entsprechend groß waren Jubel und Erleichterung im Volkspark an einem
       Nachmittag, an dem die Menschen hier für positive Vibes sorgten und die
       Mannschaft durch eine lange Nachspielzeit trugen.
       
       Die Achse, die dem Hamburger SV ein weiteres Jahr in der Bundesliga sichern
       soll, scheint nun gefunden. Daniel Heuer Fernandes im Tor, Luka Vuskovic in
       der Innenverteidigung und Fábio Vieira im Mittelfeld könnten die
       Kernspieler werden, um die sich der Rest der Gruppe schart und die
       Herausforderungen des Oberhauses annimmt.
       
       ## Faust gegen den Pfosten
       
       Klar ist, dass dieser HSV immer die Resilienz und Energie vom Samstag
       benötigen wird, um zu punkten – beides war am trefflichsten vom
       Modellathleten Luka Vuskovic verkörpert, der nach einer misslungenen Aktion
       so hart mit der Faust gegen den Pfosten schlug, dass sie verbunden werden
       musste. Mit selbstverletzendem Verhalten ist nicht zu spaßen: „Ich denke,
       dass zwei Finger gebrochen sind“, sagte „Babyface“ Vuskovic, der im Laufe
       des Nachmittags nicht nur die Schmerzen besiegte.
       
       Sich langsam in die Gefilde der Liga robben, Kleinigkeiten verbessern, dann
       punkten oder besser: erst einmal die Mannschaft für die kommenden Monate
       finden, dann loslegen – so war der Plan, der allerdings [2][durch das 0:2
       gegen den FC St. Pauli] und das 0:5 beim FC Bayern München durchkreuzt
       wurde.
       
       So wurde das Chiffre „Heidenheim“ schon früh zu einem Alles-
       oder-Nichts-Spiel – und zunächst sah es nach wenig aus. Die Mannschaft von
       Frank Schmidt drückte, kam zu Möglichkeiten, scheiterte aber an Torwart
       Daniel Heuer Fernandes. Der, Integrationsfigur des Aufstieges, 32 Jahre
       alt, schon mal in Hamburg aussortiert und zurückgekommen, war gar nicht
       glücklich, dass in Daniel Peretz ein namhafter Keeper vom FC Bayern geholt
       worden war. Musste Polzin die tragfähige Hierarchie derart disruptiv
       aufbrechen? Wie auch immer, Heuer Fernandes spielte, hielt schon in München
       ordentlich und nun den Sieg fest.
       
       Vor ihm verteidigt der 18-jährige Luka Vuskovic, spät ausgeliehen von
       Tottenham. [3][Als Bruder des gesperrten Mario] steht Luka für eine
       besondere Herznote; er spielt quasi für zwei. Das war gegen Heidenheim
       selten fehlerfrei, aber voller Wucht und Willen – sein 1:0 in der 42.
       Minute war der erste HSV-Treffer dieser Spielzeit, mehr noch, er gab den
       Glauben ans Können zurück. Dabei hätte der unsortierte HSV da schon
       aussichtslos zurückliegen können.
       
       Während Heuer Fernandes weiterhin Sicherheit ausstrahlte und Vuskovic wild
       verteidigte, sorgte im Mittelfeld Fábio Vieira für Struktur. Ebenfalls erst
       spät vom FC Arsenal gekommen, wirkt der Portugiese wie schon auf
       Bundesliga-Niveau angekommen: Dem 25-Jährigen den Ball zu geben, ist ein
       guter Plan, zumal am Samstag, als Polzin ihn von außen in die Mitte
       versetzte. Nach einer schönen Stafette kam in der 59. Minute Rayan Philippe
       an den Ball und lenkte ihn zum 2:0 ins Heidenheimer Tor. Philippe war einer
       von sechs Neuen, die sich am Samstag zeigen durften.
       
       In der nun besten Phase vergab der spielfreudige HSV Chancen zum dritten
       Treffer, was sich rächte, als Adam Kölle den Ball in der Nachspielzeit
       abfälschte und es 2:1 stand. Neun Minuten obendrauf gab es, ehe sich dieser
       herbeigesehnte Erfolg realisieren ließ – am Sonntag in Berlin folgt schon
       die nächste Partie im „must win“-Format.
       
       21 Sep 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Heike
       
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