URI: 
       # taz.de -- Bundesstaatsanwalt abgesägt: Trumps neuestes Opfer
       
       > Ein US-Staatsanwalt gibt unter Druck von Trump seinen Posten auf. Der
       > US-Präsident verlangte Ermittlungen gegen die Trump-Gegnerin Letitia
       > James.
       
   IMG Bild: Konnte es Trump nicht recht machen: Erik Siebert
       
       Washington DC taz | [1][US-Präsident Donald Trump] will innerhalb seiner
       Regierung vor allem eins: Menschen, die ihm gehorchen. Diejenigen, die ihre
       Loyalität gegenüber der US-Verfassung sehen und nicht gegenüber ihm, haben
       es da schwer. Das aktuellste Opfer dieser Philosophie scheint Erik Siebert
       zu sein. Der amtierende US-Bundesstaatsanwalt trat am Freitag nach
       zunehmendem Druck aus dem Weißen Haus zurück. Er soll sich geweigert haben,
       gegen eine langjährige Gegnerin des Präsidenten Anklage zu erheben.
       
       „Heute Abend habe ich meinen Rücktritt als Interimsstaatsanwalt für EDVA
       (östlichen Bezirk des US-Bundesstaates Virginia) eingereicht“, schrieb
       Siebert laut US-Medien in einer E-Mail an seine Kollegen am Freitagabend.
       Nur wenige Stunden zuvor hatte Trump seine Entlassung gefordert. „Ich will,
       dass er geht“, sagte Trump auf die Frage eines ABC-News-Journalisten im
       Oval Office.
       
       Siebert, Jahrgang 1979, studierte Geschichte und arbeitete danach bei der
       Polizei von Washington D. C. unter anderem als Streifenpolizist, bevor er
       an der University of Richmond einen Juraabschluss machte und in den Dienst
       der Bundesstaatsanwaltschaft trat. Seit Januar leitete er die Geschäfte der
       Bundesstaatsanwaltschaft im östlichen Bezirk Virginias auf Interimsbasis.
       
       US-Medien zufolge soll er von Regierungsmitgliedern dazu gedrängt worden
       sein, Anklage gegen Letitia James zu erheben, Leiterin der
       Strafverfolgungsbehörden des Bundesstaats New York. Trotz fünf Monaten der
       Ermittlungen sowie der Befragung von mindestens 15 Zeugen konnte die
       Staatsanwaltschaft bisher keine stichhaltigen Beweise für eine Straftat
       sichern. Trump ist allerdings anderer Meinung: „Es sieht für mich so aus,
       als ob sie sich etwas zuschulden kommen hat lassen.“
       
       ## Anklage gegen Trump
       
       James ist die amtierende Attorney General des US-Bundesstaates New York,
       eine Art Justizministerin – und entschiedene Trump-Gegnerin. Bereits 2019
       erhob sie Anklage gegen den Präsidenten und sein Firmenimperium wegen
       Urkundenfälschung. [2][Trump und seine beiden ältesten Söhne wurden
       daraufhin schuldig gesprochen und zu einer Zahlung von 350 Millionen Dollar
       verurteilt.]
       
       Ein Berufungsgericht entschied später, dass die Strafsumme
       unverhältnismäßig hoch sei und verwarf den Zahlungsbeschluss. Die
       Betrugsverurteilung blieb hingegen bestehen. Trump bezeichnete den
       Strafprozess gegen seine Person als eine politisch motivierte Hexenjagd.
       
       Im April wurde dann bekannt, dass James möglicherweise selbst
       Urkundenfälschung begangen habe. Laut der Bundesfinanzbehörde für
       Wohnangelegenheiten FHFA soll James Bankdokumente und Grundstücksunterlagen
       gefälscht haben, um bessere Darlehenskonditionen bei einem Hauskauf im Jahr
       2023 zu erzielen. Die FHFA-Behörde erhebt ähnlich Vorwürfe gegen andere
       Trump-Gegner.
       
       Trump bestätigte am Samstag, dass er die Nominierung Sieberts zurückgezogen
       habe. „Er trat nicht zurück. Ich habe ihn gefeuert!“, schrieb Trump. Als
       Grund führte er die Unterstützung Sieberts durch zwei demokratische
       Senatoren an, die der Präsident als „Widerlinge“ titulierte.
       
       Wie es für Siebert weitergeht, ist unklar. Eigentlich sollte er vom
       US-Senat in diesem Monat in seiner Position bestätigt werden. Laut
       Medienberichten will er weiterhin als Staatsanwalt im Bezirksbüro arbeiten.
       Ob er in seine frühere Position als stellvertretender Bundesstaatsanwalt
       zurückkehren darf, bleibt abzuwarten. US-Justizministerin Pam Bondi
       ernannte bereits am Samstag die selbsterklärt „konservative“ Anwältin Mary
       „Maggie“ Cleary als Nachfolgerin.
       
       21 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Politische-Entgleisung-der-USA/!6111198
   DIR [2] /350-Millionen-Dollar-Strafe-fuer-Trump/!5992802
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Virginia
   DIR Rechtsstaat
   DIR US-Demokraten
   DIR FBI
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Trumps Vorgehen gegen Kritiker: Ex-Sicherheitsberater John Bolton angeklagt
       
       Weil er geheime Informationen veröffentlicht haben soll, muss sich mit John
       Bolton der nächste Trump-Kritiker in den USA vor Gericht verantworten.
       
   DIR Letitia James angeklagt: „Vergeltung um jeden Preis“
       
       Der Justizministerin des Bundesstaates New York wird Betrug vorgeworfen.
       Sie steht schon länger auf Donald Trumps Abschussliste.
       
   DIR USA unter Trump: Klage gegen „New York Times“ vorläufig abgewiesen
       
       In seinem Feldzug gegen die Pressefreiheit muss Donald Trump eine Schlappe
       einstecken. Bei einem erneuten US-Angriff auf ein mutmaßliches „Drogenboot“
       sterben drei Menschen.
       
   DIR US-Senat stimmt gegen Übergangshaushalt: Regierungs-Shutdown rückt näher
       
       Nur 44 Senator:innen votierten für den Übergangshaushalt. Republikaner
       und Demokraten schieben sich nun gegenseitig die Schuld zu. Es bleiben noch
       zehn Tage, um einen Shutdown abzuwenden.
       
   DIR Politische Entgleisung der USA: Eine Zerstörungsattacke auf das demokratische System
       
       Die Meinungsfreiheit wird von der Trump-Regierung dezimiert, immer mehr
       linke, kritische Stimmen zensiert. Auch in Deutschland müssen wir die
       Warnsignale erkennen.