# taz.de -- Taifun der Entrüstung: Stürmische Zeiten für „Bongbong“ Marcos Jr.
> Nach Protesten in den Philippinen gegen Korruption im Hochwasserschutz
> unterstreicht der stärkste Taifun des Jahres die Gefahr für den
> Präsidenten.
IMG Bild: Ein Motorradfahrer fährt im Juli nach einem Tropensturm auf einer überfluteten philippinischen Straße
Berlin taz | Im Norden der Philippinen hat der als Supertaifun eingeordnete
Tropensturm „Ragasa“ (lokaler Name: „Nando“) am Montag Zehntausende
Menschen in die Flucht getrieben. Viele suchten in höheren Lagen und in
stabilen Gebäuden Schutz. Heftige Regenfälle gingen mit starkem Wind und
Sturmfluten samt hoher Wellen und Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu
265 Stundenkilometern einher. Es ist der bisher stärkste Wirbelsturm in dem
südostasiatischen Land in diesem Jahr. Er wird demnächst auch die
südchinesische Küste erreichen.
Für den Norden der Philippinen hatte Präsident Ferdinand „Bongbong“ Marcos
Jr. die Schließung von Schulen und Regierungsgebäuden angeordnet. Flug- und
Fährverbindungen wurden unterbrochen.
Die Philippinen werden im Jahr von rund 20 Taifunen heimgesucht und haben
im Umgang damit Routine. Doch sorgen vereinzelte Supertaifune immer wieder
für große Schäden wie zahlreiche Todesopfer. [1][So starben etwa beim
Supertaifun „Hayan“ (lokaler Name: „Yolanda“) im November 2013 mehr als
7.300 Personen].
In den Philippinen braucht man niemanden von der Notwendigkeit des Schutzes
vor tropischen Fluten und den überlebenswichtigen massiven öffentlichen
Investitionen in diesen Bereich zu überzeugen. Zudem wird der Inselstaat
immer stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.
## Geisterprojekte beim Hochwasserschutz
Doch erschüttert derzeit ein massiver Korruptionsskandal im Bereich des
Hochwasserschutzes die Politik des Landes. Erst am Sonntag hatten deshalb
in der Hauptstadt Manila 130.000 Menschen – so die Angaben der
Organisatoren, laut Behörden waren es halb so viele – gegen Korruption und
für die Bestrafung der Verantwortlichen demonstriert.
Präsident Marcos Jr. hatte bei seiner Rede zur Lage der Nation im Juli
eingeräumt, dass viele von seiner Regierung als fertiggestellt genannte
Hochwasserschutzprojekte gar nicht existierten oder nicht funktionierten,
weil Mittel dafür veruntreut wurden.
Eine von ihm eingesetzte Untersuchungskommission fand dann viele Hinweise
dafür. Ein Bauunternehmer sagte aus, dass 28 Politiker und Beamte von ihm
Schmiergeld verlangt oder auf Scheinprojekten bestanden hätten, um sich die
Taschen zu füllen. Bei vielen Projekten seien 10 bis 25 Prozent in
Korruption abgeflossen.
Das Finanzministerium bezifferte die Verluste auf umgerechnet 2 Milliarden
Dollar allein für den Zeitraum 2023–25, die Umweltorganisation Greenpeace
schätzt 17,6 Milliarden.
Inzwischen mussten sowohl der Vorsitzende des Senats wie zuletzt auch der
Präsident des Unterhauses, Martin Romualdez, zurücktreten. Beide beteuern
ihre Unschuld.
## Wichtiger Politiker des Marcos-Clan entmachtet
Romualdez ist Maros’ Cousin und war nicht nur dessen wichtigster
Strippenzieher im Kongress, sondern galt auch als dessen chancenreichster
Nachfolgekandidat aus dem eigenen Clan, wenn Marcos bei der Wahl 2028 nicht
mehr antreten darf.
Für Marcos geht es schon jetzt ums politische Überleben. Deshalb inszeniert
er sich als größter Aufklärer und zeigte gar Sympathien für die
Demonstranten: „Natürlich sind sie wütend“, sagte er. „Ich bin auch
wütend, wir sollten alle wütend sein.“ Wäre er nicht Präsident, würde er
wohl auch demonstrieren.
Die meisten Demonstranten dürften ihm das nicht abnehmen. Es war denn auch
kein Zufall, dass die Demonstration am 21. September stattfand und das
außer in einem Park auch noch an dem Schrein, der an den Sturz von Marcos’
Vater 1986 durch eine Volksaufstand erinnerte.
## Sara Duterte ante portas?
Am 21. September 1972 hatte Ferdinand Marcos Sr. das Kriegsrecht verhängt
und in den Folgejahren das Land diktatorisch regiert und ausgeplündert.
Sein Sohn hat sich nie davon distanziert, sondern vielmehr diese Zeit stets
glorifiziert.
Sollte der Junior demnächst stürzen, käme die [2][mit ihm inzwischen
verfeindete Vizepräsidentin Sara Duterte] an die Macht. Schon jetzt gilt
die Tochter des wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit
[3][in Den Haag in U-Haft sitzenden Ex- Präsidenten Rodriogo Duterte] als
Favoritin für die nächste Wahl. Ein [4][Amtsenthebungsverfahren] gegen sie
wegen mutmaßlicher Zweckentfremdung öffentlicher Mittel war im Juli
gescheitert.
22 Sep 2025
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## AUTOREN
DIR Sven Hansen
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