# taz.de -- OB-Wahl in Frankfurt (Oder): Frankfurt wird unabhängig
> In der Oderstadt gewinnt der Einzelbewerber Axel Strasser überraschend
> den ersten Wahlgang. Nun muss er in die Stichwahl mit dem AfD-Kandidaten.
IMG Bild: Axel Strasser und sein Team feiern ihren Erfolg in Frankfurt
Berlin taz | In Frankfurt (Oder) haben sich die Wählerinnen und Wähler
dafür entschieden, frischen Wind ins Rathaus am Marktplatz ziehen zu
lassen. [1][Mit 32,4 Prozent der abgegebenen Stimmen gewann der
parteiunabhängige Einzelbewerber Axel Strasser am Sonntag die erste Runde
der OB-Wahl in Brandenburgs viertgrößter Stadt]. Strasser liegt damit noch
vor dem AfD-Bewerber Wilko Möller, der auf 30,2 Prozent kam. Beide ziehen
damit in die Stichwahl, die am 12. Oktober stattfinden wird.
„Die Wähler wollen Veränderung in der Politik und in der Verwaltung“, sagte
Strasser bei einer Wahlparty im Frankfurter Rathaus. Er forderte die
Wählerinnen und Wähler von CDU und SPD auf, ihm bei der Stichwahl die
Stimme zu geben. „Ich bitte alle demokratischen Kräfte in dieser Stadt,
mich zu unterstützen.“
Eine Wahlempfehlung für Strasser wollte die CDU-Kandidatin Désirée Schrade
zunächst aber nicht aussprechen. Sie verwies auf Gespräche, die nun
stattfinden müssten. Schrade, die sowohl von Ex-Oberbürgermeister René
Wilke, den Grünen sowie zahlreichen Einzelpersonen unterstützt worden war,
lag mit 28,8 Prozent nur knapp hinter AfD-Mann Möller. Zum Einzug in die
Stichwahl fehlten ihr 349 Stimmen.
Eine bittere Enttäuschung ist das Wahlergebnis für die SPD-Kandidatin
Simona Koß, die auch von der Linken unterstützt wurde. Bei der
Bundestagswahl im Februar lag die SPD in Frankfurt bei den Erststimmen noch
auf Platz zwei, hinter der AfD, aber vor der CDU. Nun erreichte Koß mit 8,6
Prozent nicht einmal mehr ein zweistelliges Ergebnis. Als einzige der vier
Kandidierenden lebt Koß nicht in Frankfurt, sondern in Prötzel im Landkreis
Märkisch-Oderland.
## Wirtschaft und Polen
Für den Wahlsieger Axel Strasser beginnt nun die zweite Runde seines
Werbens um das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters. In der ersten Runde
hatte er neben seiner Unabhängigkeit vor allem auf Wirtschaftsthemen
gesetzt. „In Frankfurt wird viel gegründet“, [2][sagte Strasser der taz im
August] und nannte als einen der Faktoren die Europa-Universität Viadrina.
„Aber viele Gründungsideen wandern schnell ab, zum Beispiel nach Berlin.“
Als Referent bei der IHK Ostbrandenburg hat sich Strasser zuletzt um das
Thema Unternehmensnachfolge gekümmert. Eine Aufgabe, die viel Kommunikation
und Einfühlungsvermögen erfordert. „Meine Stärke ist das Netzwerken“, sagte
er und verwies auf die „Casual Fridays“, ein Format der IHK, das
Unternehmen, Existenzgründer und wirtschaftsfördernde Partner
zusammenbringt.
Als OB will er auch die Zusammenarbeit mit dem polnischen Słubice
voranbringen. „Viele Unternehmer sagen mir, dass ihr Radius wegen der
Grenze nur ein halber ist.“ Axel Strasser, dessen Partnerin in Słubice eine
Anwaltskanzlei betreibt und der auch Polnisch spricht, will aus diesem
halben Radius einen ganzen machen. „Auf der polnischen Seite haben wir eine
rasante wirtschaftliche Entwicklung, es gibt Wachstum und Innovation“, ist
er überzeugt. „Diese Chance sollte man sich in Frankfurt, wo 4.000 Polinnen
und Polen leben, nicht vergeben.“
Wilko Möller hat in seinem Wahlkampf dagegen ganz auf das Thema Sicherheit
gesetzt. Nun will der AfD-Politiker, der bereits 2018 zur OB-Wahl
angetreten ist, um die Stimmen der CDU werben.
Das allerdings scheint wenig erfolgversprechend zu sein. Auch wenn Désirée
Schrade noch keine Wahlempfehlung abgegeben hat, hat sie sich im Wahlkampf
deutlich von der AfD abgegrenzt und für ein tolerantes Frankfurt geworben.
22 Sep 2025
## LINKS
DIR [1] https://wahlergebnisse.brandenburg.de/53/700/20250921/buergermeisterwahl_gemeinde/ergebnisse_gemeinde_120530000000.html
DIR [2] /Oberbuergermeister-in-Frankfurt-Oder/!6102221
## AUTOREN
DIR Uwe Rada
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