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       # taz.de -- Russische Kampfjets in Nato-Luftraum: Ein Abschuss wäre eine weitere Eskalationsstufe
       
       > Ja, eine Luftraum-Verletzung durch Russland ist nicht harmlos. Aber für
       > robuste Reaktionen wird es noch genug Gelegenheiten geben.
       
   IMG Bild: Ein russischer Kampfjet Mig-31 im NATO Luftraum
       
       Die estnische Insel Vaindloo, seit wenigen Tagen europaweit bekannt, hat
       wenig zu bieten. Sie nimmt weniger Fläche ein als das Kanzleramt, ist von
       Steinen übersät und nicht bewohnt. Lediglich unter Vögeln ist sie als
       Brutstätte beliebt.
       
       Ist es deswegen harmlos, dass das russische Militär nach estnischen Angaben
       [1][den Luftraum um die Insel verletzt hat?] Nein. Hoheitsgebiet ist
       Hoheitsgebiet und erfahrungsgemäß lügt die russische Regierung, wenn sie
       den Überflug leugnet. Sollte die Nato aber im Wiederholungsfall russische
       Kampfjets abschießen, wie es in den letzten Tagen mehrere CDU-Politiker und
       [2][implizit auch ein Kommentar in der taz] gefordert haben? Ebenfalls
       nein. Legitim wäre ein solcher Schritt zwar. Unter Mitwirkung des Westens
       würde damit aber eine neue Eskalationsstufe erreicht – ohne großen Nutzen.
       
       Für den russischen Überflug und vergleichbare Vorfälle der letzten Wochen
       sind mehrere Motive denkbar. Erstens: Russland will testen, wie gut die
       europäische Verteidigung funktioniert. Unter Vorbehalt – keiner von uns war
       vor Ort – kann man sagen: Sie hat funktioniert. Nato-Jets waren zur Stelle
       und hätten wohl eingreifen können, wenn die Gefahr eines Angriffs konkret
       geworden wäre. Zweitens: Russland wollte die europäische Bevölkerung
       verunsichern. Ein Stück weit ist das gelungen: Wem wurde ob der ersten
       Eilmeldungen aus Estland nicht mulmig?
       
       Ein Abschuss mit all seinen Folgen – Bilder von Trümmerteilen, russisches
       Säbelrasseln, Brennpunkt in der ARD – hätte zur Beruhigung aber wenig
       beigetragen. Drittens: Russland will die Nato dazu bewegen, Ressourcen
       zulasten der Ukraine an ihre eigene Ost-Flanke zu verlagern. Das könnte nun
       tatsächlich passieren. Der Effekt fiele aber weit größer aus, wenn die
       Konfrontation über der Ostsee tatsächlich heiß geworden wäre.
       
       Bleibt nur das Argument: Solange die Nato nicht schießt, legt Putin Schritt
       für Schritt einen drauf. Das kann sein. Zwischen dem Flug über eine karge
       Insel und einem Einmarsch ins Baltikum liegen aber noch so einige Schritte.
       Für eine robuste Reaktion blieben genug Gelegenheiten.
       
       22 Sep 2025
       
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