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       # taz.de -- Korruptionsverfahren um Sarkozy: Gaddafis Mittelsmann Ziad Takieddine ist gestorben
       
       > Wegen des Vorwurfs von Schmiergeldern an Nicolas Sarkozy stand der
       > Geschäftsmann vor Gericht. Zwei Tage vor Urteilsverkündung wurde sein Tod
       > bekannt.
       
   IMG Bild: Der Mann mit dem Koffer voller Geld: Ziad Takieddine am 7. Oktober 2019 im Pariser Gericht
       
       Der französisch-libanesische Geschäftsmann Ziad Takieddine ist im Alter von
       75 Jahren in Beirut gestorben. Er war die mutmaßliche Schlüsselfigur im
       Korruptionsskandal um die Wahlkampagne des Präsidentschaftskandidaten
       [1][Nicolas Sarkozy] im Jahr 2007. Die soll durch den libyschen Machthaber
       Muammar al-Gaddafi finanziert worden sein. Takieddine diente dank seiner
       Beziehungen zu arabischen Regimes mehreren französischen Regierungen als
       Vermittler hinter den Kulissen, um lukrative Verträge, namentlich für die
       Rüstungsindustrie, einzufädeln oder zu schmieren.
       
       Takieddine kam 1950 im Libanon als Sohn einer einflussreichen drusischen
       Familie auf die Welt und studierte an renommierten Universitäten, bevor er
       seine Karriere als Geschäftsmann startete. 1994 beauftragte ihn die
       französische Regierung, bei der Abwicklung des Verkaufs von Unterseebooten
       und Fregatten an Pakistan und Saudi-Arabien behilflich zu sein. Zu seinen
       Aufgaben gehörte es, an die richtigen Leute die damals üblichen
       „Kommissionen“, also Schmiergelder, zu verteilen.
       
       Dass ein Teil der designierten Empfänger diese Bestechungsgelder dann nicht
       erhalten haben soll, soll das Motiv eines Attentats gewesen sein, bei dem
       2002 in Karachi bei einem Sprengstoffanschlag auf einen Bus 13 Menschen,
       unter ihnen 11 Beschäftigte der französischen Rüstungswerften, getötet
       wurden.
       
       Takieddine selbst scheute sich nicht, auch mal persönlich buchstäblich den
       Kofferträger zu spielen. 1994 fanden Grenzbeamte bei ihm an der Grenze zur
       Schweiz 500.000 Franken in bar, die mutmaßlich für die Finanzierung einer
       Wahlkampagne des damaligen Premierministers [2][Édouard Balladur] gedacht
       waren.
       
       Im Vorfeld des Präsidentschaftswahlkampfs von Sarkozy und nach dessen
       Besuch in Tripolis, wurde Takieddine bei seiner Heimkehr aus Libyen auf dem
       Pariser Flughafen mit 1,5 Millionen Euro erwischt. Journalist*innen des
       Online-Magazins Mediapart enthüllten schließlich das Ausmaß des vielleicht
       größten Bestechungsskandals der französischen Neuzeit.
       
       ## Einer von drei Angeklagten
       
       An diesem Donnerstag soll das Urteil wegen dieser vermutlichen libyschen
       Schmiergelder für die französische Politik ergehen. Takieddine war
       [3][neben Ex-Staatspräsident Sarkozy und drei seiner ehemaligen Minister]
       einer der insgesamt zwölf Angeklagten. Er hatte ab 2005 verschiedene
       Besuche von Sarkozy und dessen Mitarbeitern in Libyen organisiert und dabei
       eine wesentliche Rolle bei der Annäherung zwischen dem französischen
       Präsidenten und dem libyschen Oberst gespielt.
       
       Zu seinen wichtigsten Kontakten gehörte Gaddafis Schwager und
       Geheimdienstchef Abdallah Senussi, obschon dieser in Frankreich als
       Auftraggeber eines Attentats auf ein Flugzeug der Linie UTA 1989 zu
       lebenslanger Haft verurteilt worden war. Berührungsängste kannte Vermittler
       Takieddine nicht. Gaddafi wurde 2007 vom neu gewählten Präsidenten Sarkozy
       in allen Ehren in Paris empfangen.
       
       Nach mehrwöchigen Verhandlungen hatte im März 2025 die Staatsanwaltschaft
       gegen Takieddine sechs Jahre Haft und drei Millionen Euro Geldbuße
       beantragt. Bereits 2020 war er in einem anderen Prozess wegen der
       Veruntreuung von Geldern für Korruption in einem französischen
       Rüstungsgeschäft mit Pakistan zu fünf Jahren Haft verurteilt worden und
       hatte sich deswegen in den Libanon abgesetzt.
       
       Sein Tod nur zwei Tage vor der nun angekündigten Urteilsverkündung wirkt
       verdächtig. Zudem sind die Umstände seines Ablebens noch völlig ungewiss.
       Takieddine nimmt viele Geheimnisse mit ins Grab.
       
       25 Sep 2025
       
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