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       # taz.de -- Trump-Behauptung zu Autismus: Die Paracetamol-Verschwörung
       
       > Was haben das Schmerzmittel Tylenol und Autismus gemeinsam? Trump widmet
       > sich dieser Frage und kommt wie immer zu unwissenschaftlichen
       > Schlussfolgerungen.
       
   IMG Bild: Tylenol, ein Medikament mit dem Wirkstoff Paracetamol, hier in New York
       
       Die Zahl der Autismusdiagnosen [1][steigt weltweit an]. US-Präsident Donald
       Trump findet auf einer [2][Pressekonferenz] im Weißen Haus diese Woche eine
       vermeintliche Ursache: Er sieht einen Zusammenhang zwischen Autismus bei
       Kindern und dem Schmerzmittel Tylenol. Das rezeptfreie Medikament mit dem
       Wirkstoff Acetaminophen ist in Deutschland unter dem Namen Paracetamol
       bekannt.
       
       Der Präsident warnt nun schwangere Frauen vor der Einnahme und rät, die
       Verwendung auf dringliche medizinische Fälle zu begrenzen. Trump kündigte
       auf der Konferenz zudem an, die US-amerikanische Food and Drug
       Administration (FDA) würde Ärzt*innen bald über das Autismusrisiko in
       Kenntnis setzen. Die Behörde ist in den Staaten unter anderem für die
       Zulassung und Überwachung von Arzneimitteln zuständig.
       
       Neben Acetaminophen, einem der weltweit gängigsten Medikamente zur
       Behandlung von Kopfschmerzen und Fieber, trifft Trumps Skepsis auch die
       Impfung gegen Hepatitis B. Auf genannter Pressekonferenz zweifelt er am
       Sinn der Impfung im Säuglingsalter. Hepatitis sei eine sexuell übertragbare
       Krankheit. Babys davor zu schützen, sei unnötig. Stattdessen empfiehlt er,
       den Impfschutz ab dem 12. Lebensjahr in Erwägung zu ziehen, sobald die
       Kinder „ausgereift“ seien.
       
       ## Zweifel ohne Beweise
       
       Für seine Behauptungen über die gesundheitlichen Auswirkungen der Impfung
       und des Wirkstoffs liefert Trump keine wissenschaftlichen Belege. In der
       aktuellen Forschung sind seine Autismustheorie und gesundheitlichen
       Empfehlungen so gewagt wie unhaltbar.
       
       Gegenüber dem MDR klärt Sven Bölte, Leiter des Zentrums für
       Entwicklungsstörungen am Karolinska-Institut in Stockholm, auf: „Autisten
       denken und fühlen anders oder haben Probleme in sozialen Situationen“,
       heißt es im [3][MDR-Bericht]. Das habe mit der neurologischen Entwicklung
       und Funktionsweise ihres zentralen Nervensystems zu tun, erklärt Bölte. Ein
       schwacher Zusammenhang zwischen Autismus und Paracetamol bestehe zwar
       möglicherweise, habe aber einen „sehr, sehr, sehr kleinen Effekt“, so der
       Experte.
       
       Warum manche Menschen Autist*innen sind und andere nicht, sei nicht
       abschließend geklärt. Sehr wahrscheinlich seien die Ursachen ein komplexes
       Zusammenspiel verschiedener genetischer und Umweltfaktoren. Die Verbindung
       zwischen Autismus und Paracetamol sei damit nur ein Punkt von vielen, die
       bereits wissenschaftlich erforscht wurden. Den Anstieg der Diagnosen wertet
       der Experte als „statistisches Phänomen“. Es gebe mehrere Erklärungsansätze
       dafür. Einer davon sei die verbesserte Diagnostik von Autismus.
       
       ## Die Folgen sind noch unklar
       
       Auch die Impfskepsis des Präsidenten findet in der Wissenschaft wenig Halt.
       Auf seiner Website [4][informiert] das Robert-Koch Institut über Hepatits
       B: Eine Impfung im Säuglingsalter sei deshalb sinnvoll, weil eine
       Erkrankung in diesem Entwicklungsstadium mit höherer Wahrscheinlichkeit
       einen chronischen Verlauf annimmt. Während Hepatitis B bei 10 Prozent aller
       erkrankten Erwachsenen chronisch wird, liegt das Risiko bei Säuglingen bei
       90 Prozent.
       
       Welche Konsequenzen Donald Trumps Widerstand gegen die Wissenschaft für das
       US-amerikanische Gesundheitssystem haben wird, bleibt zunächst unklar.
       Bislang hält die [5][FDA] an der Sicherheit von Paracetamol fest.
       
       25 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/autismus-neurologie-trend-101.html
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=1yao1LODFvU
   DIR [3] https://www.mdr.de/nachrichten/welt/panorama/paracetamol-autismus-schwanger-trump-kein-zusammenhang-100.html
   DIR [4] https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/HepatitisB/FAQ-Liste_HepB_Impfen.html#entry_16870810
   DIR [5] https://www.aerzteblatt.de/news/paracetamol-bei-schwangeren-us-regierung-sieht-autismusrisiko-widerspruch-aus-europa-43944024-f5cd-49dc-92f9-bcecb978956a
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wlada Froschgeiser
       
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