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       # taz.de -- UN-Generalversammlung in New York: Kommt bald der „Durchbruch“ für Gaza?
       
       > Nach einem Treffen des US-Präsidenten mit Vertretern arabischer und
       > muslimischer Staaten steigen in New York die Hoffnungen auf ein
       > Kriegsende.
       
   IMG Bild: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan spricht bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung und zeigt dabei Fotos aus Gaza
       
       New York/Berlin taz | Oftmals sind es die Reden der Generaldebatte, die bei
       der alljährlichen Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York für
       große Schlagzeilen sorgen. [1][Doch vielleicht sogar wichtiger sind die bi-
       und multilateralen Gespräche am Rande des internationalen Gipfeltreffens.]
       
       Eines dieser wichtigen Treffen fand in diesem Jahr zwischen Vertretern
       arabischer und muslimischer Länder – darunter die Vereinigten Arabischen
       Emirate, Katar, Ägypten und die Türkei – und den USA statt. US-Präsident
       Donald Trump stellte da am späten Dienstag seinen Plan für den Gazastreifen
       vor. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff erklärte dann am Mittwoch: „Wir
       sind überzeugt, dass wir in den kommenden Tagen einen Durchbruch verkünden
       können.“
       
       Weitere Details über diesen möglichen Durchbruch gab Witkoff nicht bekannt
       – nur dass es das Ergebnis der anhaltenden diplomatischen Arbeit der
       Trump-Regierung sei. Der von Trump vorgestellte 21-Punkte-Plan für Frieden
       im Nahen Osten und in Gaza „berücksichtigt die Anliegen Israels sowie der
       Nachbarländer in der Region“, erklärte er.
       
       ## Der Trump-Plan, der Blair-Plan und die Zukunft von Gaza
       
       US-Präsident Donald Trump hatte das Treffen im Vorfeld als das „wichtigste“
       dieser Tage bezeichnet. Doch was genau sein Plan enthält, wurde bislang
       nicht offiziell bestätigt. Nach Angaben des Onlinemediums [2][Times of
       Israel] sollen Teile des Trump-Plans einem zuvor ausgearbeiteten Vorschlag
       des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair entsprechen.
       
       Laut Times of Israel, die den Blair-Plan einsehen konnte, soll eine
       internationale Übergangsbehörde für den Gazastreifen eingerichtet werden.
       Die zuvor von US-Präsident Trump verkündete Idee, die Palästinenser
       umzusiedeln, kommt darin nicht vor. Im Gegenteil, schreibt die Times of
       Israel, soll eine „Property Rights Preservation Unit“ (Behörde zur Wahrung
       von Eigentumsrechten) eingerichtet werden. Sie soll sicherstellen, dass
       auch bei einer freiwillige Ausreise aus dem Gazastreifen das Recht auf
       Rückkehr erhalten bleibt, das Eigentum nicht beeinträchtigt wird. „Wir
       haben nicht vor, die Bevölkerung Gazas aus dem Gazastreifen zu vertreiben“,
       zitiert die Times of Israel einen an der Ausarbeitung des Blair-Plans
       Beteiligten.
       
       Der Blair-Plan beschäftigt sich mit dem Gazastreifen nach einem Kriegsende.
       Der Trump-Plan soll außerdem einen Fahrplan aufstellen, um den Krieg zu
       beenden: Während einer mehrwöchigen Waffenruhe sollen demnach alle 48 sich
       noch im Gazastreifen befindlichen Geiseln freikommen. Von ihnen sollen noch
       etwa 20 am Leben sein.
       
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der ebenfalls an der Runde am
       Dienstag teilnahm, beschrieb die Verhandlung im [3][Interview mit dem
       US-Sender Fox News] als „ertragreich“. Erdoğan und Trump wollten sich am
       Donnerstag zu weiteren Gesprächen im Weißen Haus treffen.
       
       ## Vage Aussagen über mögliche Annexion des Westjordanlandes
       
       Laut US-Medienberichten soll Trump den anwesenden arabischen und
       muslimischen Staatschefs außerdem versprochen haben, dass die USA eine
       drohende [4][Annexion des gesamten Westjordanlands] durch Israel verhindern
       werden. Israels Außenminister Gideon Saar erklärte der italienischen
       Zeitung Corriere della Sera nun, man ziehe eine Annexion der derzeit unter
       der Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde stehenden Gebiete im
       Westjordanland nicht in Betracht. „Was diskutiert werden kann, aber noch
       nicht entschieden ist, ist die Anwendung israelischen Rechts auf die dort
       ansässigen israelischen Gemeinden, die nicht unter der Kontrolle der
       Palästinensischen Autonomiebehörde stehen.“
       
       Das entspräche möglicherweise einer Annexion der C-Gebiete im
       Westjordanland, die nach den Oslo-Abkommen [5][unter israelischer Zivil-
       und Sicherheitskontrolle stehen]. Dort befinden sich auch palästinensische
       Dörfer und Agrarland.
       
       Derweil verschärft sich die [6][Lage im Westjordanland] weiter: Der
       israelisch kontrollierte Grenzübergang Allenby zwischen dem Westjordanland
       und Jordanien wurde am jüdischen Neujahrsfeiertag Anfang dieser Woche
       geschlossen. Doch auch danach bleibt er bislang zu. Das hat Folgen für die
       Bewegungsfreiheit: Die Grenze zu Israel ist für die meisten Palästinenser
       mangels Genehmigungen geschlossen, nun auch die zum benachbarten Jordanien.
       Auch Warenströme sind betroffen.
       
       25 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vereinte-Nationen/!6111706
   DIR [2] https://www.timesofisrael.com/
   DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=sDJlAMJBgZc
   DIR [4] /Kritik-an-Israels-Vorgehen-/!6111862
   DIR [5] /Religioese-Siedler-im-Westjordanland/!6111285
   DIR [6] /Religioese-Siedler-im-Westjordanland/!6111285
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
   DIR Lisa Schneider
       
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