# taz.de -- Seilbahnunglück in Portugal: Tote und Verletzte in Lissabon
> Eine Standseilbahn in Lissabon entgleiste am Mittwochabend. Bisher gibt
> es 17 Tote und 21 Verletzte, einige von ihnen schwer. Die Unfallursache
> ist noch unklar.
IMG Bild: Noch sind die Ursachen unklar für die Entgleisung der Straßenbahn in Lissabon
Madrid taz | Die Fahnen hängen in Portugal auf Halbmast als Zeichen der
Trauer über das schwere Unglück, das die Hauptstadt Lissabon erschüttert.
Am Mittwochabend um 18 Uhr raste ein Wagen der historischen Standseilbahn
„Gloria“ in die Tiefe. 15 Menschen kamen dabei sofort ums Leben, zwei
weitere erlagen später ihren Verletzungen im Krankenhaus. Dort werden nach
wie vor 21 Verletzte, drei davon schwer, behandelt. Die Ärzte in den
Krankenhäusern befürchten, dass nicht alle Opfer überleben werden. „Es ist
eine Tragödie, wie sie es in unserer Stadt noch nie gegeben hat“, erklärte
Bürgermeister Carlos Moedas.
Laut Polizei befinden sich unter den Toten und Verletzten auch ausländische
Bürger. Portugiesischen Medienberichten sprechen von einem toten Deutschen.
Sein dreijähriges Kind wurde demnach leicht, seine Frau schwer verletzt.
Das Außenministerium in Madrid sprach von zwei spanischen Bürger unter den
Leichtverletzten.
## Wie ein Pappkarton zusammengebrochen
Die Bahn aus dem Jahr 1885 verbindet die Lissabonner Unterstadt mit der
Oberstadt und überwindet dabei auf einer Strecke von 265 Metern 45
Höhenmeter. Der Wagen sei ungebremst heruntergekommen „und mit voller Wucht
gegen ein Gebäude geknallt“ und dort „wie ein Pappkarton
zusammengebrochen“, erklärte eine Augenzeugin gegenüber der portugiesischen
Presse.
Die Bahn besteht aus zwei Wagen für jeweils 43 Passagiere. Während ein
Wagen nach unten fährt, zieht er den anderen über umgelenkte Seile nach
oben. Wahrscheinlich ist – so der bisherige Stand der Ermittlungen – ein
Seil gerissen.
Die „Gloria“ ist eine der insgesamt vier „Aufzüge“ – wie die Lissabonner
die Bahnen nennen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie entgleist. Bereits
am 7. Mai 2018 kam es zu einem Unfall, allerdings ohne dabei Opfer beklagen
zu müssen. Damals war von schlechter Wartung die Rede. Auch jetzt werden
wieder Stimmen laut, die schlechte technische Überwachung beklagen. Die
städtischen Verkehrsbetriebe bestreiten dies. Die Bahn sei wöchentlich
kontrolliert worden. 2022 habe – wie alle vier Jahre – eine
Generalüberholung stattgefunden, 2024 eine kleinere Inspektion, die
sogenannte Zwischenwartung.
## Technische Betreuung ausgelagert
Seit 2022 sind dafür allerdings nicht mehr die Lissabonner Verkehrsbetriebe
zuständig. Denn damals wurde die technische Betreuung der Bahn für eine
Million Euro externalisiert. Seither werden immer wieder Stimmen aus der
Belegschaft laut, die von schlechter Wartung reden. Eine dieser Klagen
hatte – so die portugiesische Presseagentur Lusa – die mangelhafte
Überwachung der Stahlseile und deren Spannung zum Thema.
Hinzu kommt die starke Beanspruchung der Bahn. Einst diente sie dem
Transport der Bewohner Lissabons, war zu Stoßzeiten voll und fuhr am
restlichen Tag mit wenig Passagieren. Aufgrund des Overtourism, unter dem
auch die portugiesische Hauptstadt leidet, fährt die Bahn jetzt den ganzen
Tag vollbesetzt. Die Touristen warten in langen Schlangen. In der Oberstadt
tobt zumal das Nachtleben der Stadt.
Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa forderte, dass der
Vorfall „rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt“ werde. Jetzt
ermitteln die Staatsanwaltschaft und auch die Bahnaufsicht. Letztere geriet
ebenfalls in Kritik, da sie seit Jahren unterbesetzt ist. Die anderen drei
„Aufzüge“ stellten ebenfalls den Betrieb ein. Sie werden jetzt umfangreich
untersucht.
4 Sep 2025
## AUTOREN
DIR Reiner Wandler
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