URI: 
       # taz.de -- Personalrochade bei der Berliner Zeitung: Frieden, Feinde, AfD
       
       > Im Krawallspektrum des Journalismus wird erneut viel Personal gewechselt:
       > Bei der Berliner Zeitung gibt es wieder eine neue Chefredaktion. Was
       > steckt dahinter?
       
   IMG Bild: Berliner Tageszeitung: Geht es in Richtung Faschismus oder nur darum, das vorhandene Polarisierungspotenzial businessmäßig zu verwerten?
       
       Zumindest in der Aufmerksamkeitsökonomie boomt das Geschäft des Verlags“,
       hat die taz [1][zuletzt über die Berliner Zeitung und ihren Verleger Holger
       Friedrich geschrieben.] Nun ist schon wieder was los: Laut Pressemitteilung
       des Berliner Verlags übernimmt zum 1. November 2025 Philippe Debionne die
       Chefredaktion.
       
       Er war zuletzt Chefredakteur von Nordkurier und Schweriner Volkszeitung.
       Die gehören zum Schwäbischen Verlag, der auch die Schwäbische Zeitung
       herausbringt, ein christlich-konservatives Blatt, das sich zuletzt, [2][wie
       auch in der taz zu lesen war,] „einen Ruck zu rechtspopulistischen
       Inhalten“ verordnet hat.
       
       Im Nordkurier [3][erschienen während der Coronapandemie] immer wieder
       Texte, die wohlwollend mit der Querdenkenbewegung umgingen. Debionne war
       dort Chefredakteur seit September 2024.
       
       Aus der „deutschen Spitzenpolitik“ [4][hörte er zuletzt] eine „wirklich
       brandgefährliche Kriegspropaganda“. Wir hören derweil [5][die Sirenen über
       Kyjiw.]
       
       Die Personalringelreihen im vor sich hin mosernden Medienspektrum lassen
       sich fortsetzen. Bei Springers Welt „verstärkt“ seit August Fatina Keilani
       das von „Forum“ in „Meinungsfreiheit“ umbenannte Meinungsressort.
       
       Zuletzt [6][schrieb sie einen Beitrag mit dem] Titel „AfD zu wählen, ist in
       diesem Kontext einwandfrei demokratisches Verhalten“ (der Kontext ist das
       demokratische System der Bundesrepublik Deutschland).
       
       Und der von der Jungen Freiheit und dem russischen Propagandasender RT
       bekannte Thomas Fasbender wechselt schon wieder aus seiner Rolle als
       Herausgeber der zum [7][Berliner Verlag gehörenden Weltbühne] zurück zur
       Berliner Zeitung.
       
       ## Was wollen die Konservativen?
       
       So ganz können wir schließlich in diesem Zusammenhang auch die Zeit nicht
       aussparen, die zuletzt „riesig groß den Rechtsruck der Linken in die
       Schuhe“ schob, [8][wie Kollege Dirk Knipphals ausführte] und fragte: „Wo
       sind eigentlich die redlichen Konservativen, die geschnallt haben, dass die
       AfD auch sie angreift? Hier nicht.“
       
       Wenn die Konservativen nicht mehr konservativ sein wollen – was dann?
       Wollen sie tatsächlich die Disruption, also die „radikale Umwälzung oder
       Veränderung bisheriger Verhältnisse“, [9][wie der Soziologe Steffen Mau
       schrieb?]
       
       Und was bedeutet es für den republikanischen Rest, wenn schwerreiche
       Verlagshäuser wie die von Friedrich, wie Springer und Holtzbrinck auf den
       autoritären Befreiungsschlag setzen und sich dafür eben schreibendes
       Humankapital an Bord holen – zumindest solange die KI noch nicht gemein
       genug ist?
       
       Geht es in Richtung Faschismus oder nur darum, das vorhandene
       Polarisierungspotenzial businessmäßig zu verwerten?
       
       Mit seinen hektischen Personalrochaden erinnert der
       Unzufriedenheitsjournalismus von oben jedenfalls an ein
       hyperventilierendes Gym, in dem gepumpt und gedopt wird, bis jemand sagt,
       wisst ihr was, das ist mir hier zu blöd: Es gibt eine wirkliche Welt, die
       ist schwierig und schön, brutal und faszinierend, lebens- und
       erzählenswert.
       
       Und wenn die Krawallgeschwister dann im eigenen Saft schmoren, bleibt
       vielleicht schneller als gedacht nicht mehr übrig als eine bittere
       Einbrenne, für die niemand auch nur einen Euro übrig hat.
       
       4 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Holger-Friedrichs-Berliner-Zeitung/!6097068
   DIR [2] /Schwaebische-Zeitung-auf-Abwegen/!6029392
   DIR [3] /Nordkurier-bekommt-Konkurrenz/!5765749
   DIR [4] https://www.nordkurier.de/regional/rostock/auf-der-ostsee-wird-das-toeten-geuebt-3649503
   DIR [5] /Krieg-in-der-Ukraine/!6109793
   DIR [6] https://www.welt.de/debatte/plus68af0df28c33b226bcae9c35/Umgang-mit-der-AfD-Wie-sich-das-System-entbloesst.html
   DIR [7] /Die-Weltbuehne-wird-neu-verlegt/!6087025
   DIR [8] /Rechtsruck-bei-aktuellen-Debatten/!6107492
   DIR [9] https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/559824/disruption-die-revolution-der-erschoepften/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
       ## TAGS
       
   DIR Berliner Zeitung
   DIR Konservatismus
   DIR Journalismus
   DIR Social-Auswahl
   DIR Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
   DIR rechte Verlage
   DIR Claudia Roth
   DIR Berliner Zeitung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR KI und Journalismus: Wir Überflüssigen?
       
       Springer hat einen neuen Plan für künstliche Intelligenz. Alle Gewerke
       sollen bei jedem Arbeitsschritt mit KI arbeiten. Was bringt das?
       
   DIR Rechstruck in einst linkem Magazin: Die Weltbühne wankt
       
       Antisemitismus-Vorwürfe, Nähe zur Neuen Rechten: Die Neuauflage der
       „Weltbühne“ sorgt für Kritik. Alte Weggefährt*innen ziehen die
       Reißleine.
       
   DIR Claudia Roth zieht Bilanz: Droht nun das konservative Rollback?
       
       Die Grünen-Politikerin hat als Ministerin für Kultur und Medien einiges
       erreicht. Zum Abschied sprach sie auch über Nachfolger Wolfram Weimer.
       
   DIR Prorussische Berichterstattung: Ärger bei der „Berliner Zeitung“
       
       Der ukrainische Botschafter unterstellt der „Berliner Zeitung“
       Russland-Nähe, die sieht die Pressefreiheit bedroht. Ein eigenartiger
       Kleinkrieg.