URI: 
       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel gerät immer stärker unter Druck
       
       > EU-Kommissionsvizepräsidentin Teresa Ribera spricht erstmals von Genozid
       > in Gaza. Israelis fordern derweil weiter Kriegsende und
       > Geiselfreilassung.
       
   IMG Bild: Israelis fordern auf einer Demo in Jerusalem ein Ende der israelischen Angriffe auf Gaza und die Freilassung der Geiseln, 3, Sept. 2025
       
       ## Vizepräsidentin der EU-Kommission spricht von Genozid
       
       Israel gerät wegen des militärischen Vorgehens im Gazastreifen immer mehr
       unter Druck. Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Teresa Ribera, die
       schon länger als entschiedene Kritikerin des israelischen Militäreinsatzes
       gilt, sprach nun erstmals ausdrücklich von Völkermord. Der [1][„Genozid in
       Gaza“] entlarve „Europas Versagen“, gemeinsam zu handeln und mit einer
       Stimme zu sprechen, sagte sie in Paris. Die EU-Kommission als Institution
       hat den Begriff im Zusammenhang mit Gaza bisher nicht verwendet.
       
       Israel wies die Äußerung Riberas zurück. Die Spanierin habe sich „zum
       Sprachrohr der Hamas-Propaganda“ gemacht, teilte das Außenministerium mit.
       
       Angehörige der von der islamistischen Terrororganisation im Gazastreifen
       festgehaltenen Geiseln fordern die sofortige Rückkehr zu Verhandlungen über
       ein Abkommen. Vorerst treibt Israels Militär jedoch die Vorbereitungen für
       die heftig umstrittene Einnahme der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten
       Küstengebiets voran, in der sich nach Schätzungen rund eine Million
       Menschen aufhalten.
       
       Man habe jetzt „die operative Kontrolle über 40 Prozent der Stadt“, sagte
       Armeesprecher Effie Defrin am Donnerstag. [2][Der Einsatz werde in den
       kommenden Tagen ausgeweitet und intensiviert]. „Wir werden den Druck auf
       die Hamas erhöhen, bis sie endgültig besiegt ist“. Die Mobilisierung von
       Reservisten gehe weiter. (dpa)
       
       ## Berichte über neue Bemühungen für Gaza-Deal
       
       Derweil laufen im Hintergrund weiter Bemühungen der Vermittler um ein
       Abkommen zur Beendigung des Krieges und die Freilassung der im Gazastreifen
       festgehaltenen Geiseln. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff habe sich
       diesbezüglich am Donnerstag in Paris mit Vertretern Katars getroffen,
       berichtete der israelische Sender Channel 12 unter Berufung auf zwei
       informierte Quellen. Bislang gebe es jedoch keine Fortschritte in den
       Verhandlungen – „hauptsächlich wegen der israelischen Position“.
       
       Die Hamas hatte am Mittwoch mitgeteilt, sie warte weiterhin auf eine
       Antwort Israels auf den Vorschlag der internationalen Vermittler für eine
       Waffenruhe. Man sei bereit zu einem „umfassenden Abkommen“, das eine
       Freilassung aller Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge
       vorsieht. In einer Stellungnahme des Büros des israelischen Regierungschefs
       Benjamin Netanjahu hieß es jedoch, die Mitteilung der Hamas sei manipulativ
       und enthalte nichts Neues. (dpa)
       
       ## Geiselangehörige fordern sofortige Verhandlungen
       
       Das Forum der Angehörigen der israelischen Geiseln forderte daraufhin
       Netanjahu und die Vermittler dazu auf, umgehend an den Verhandlungstisch
       zurückzukehren. Laut Medienberichten hatte sich auch Israels Armeechef Ejal
       Zamir bei einer Sitzung des Sicherheitskabinetts in der Nacht auf Montag
       für einen Deal zur Freilassung weiterer Geiseln in der Gewalt der Hamas
       ausgesprochen.
       
       In einer Mitteilung des Forums der Geiselangehörigen hieß es am Donnerstag:
       „Ganz Israel sehnt sich nach einer Sache: der Umsetzung des
       Witkoff-Vorschlags im Rahmen einer umfassenden Vereinbarung, die alle 48
       Geiseln nach Hause bringt und diesen Krieg beendet.“ Der Vorschlag sah eine
       60-tägige Waffenruhe vor, während der zunächst zehn lebende Geiseln im
       Austausch gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen
       freikommen.
       
       Netanjahu beharrt jedoch inzwischen auf einem umfassenden Deal, bei dem
       alle Geiseln auf einen Schlag freigelassen werden, nicht wie bei früheren
       Vereinbarungen nach und nach in mehreren Gruppen. Von den 48 Geiseln, die
       sich in Gaza befinden, sind nach israelischen Informationen noch 20 am
       Leben. Bei den anderen geht es demzufolge um die Überstellung ihrer
       sterblichen Überreste.
       
       Zudem pocht Netanjahu auf eine Kapitulation und Entwaffnung der Hamas – was
       die Islamisten ablehnen. Ob sie bereit wären, alle verbliebenen Geiseln auf
       einmal freizulassen, ist nach den jüngsten öffentlichen Äußerungen unklar.
       Ein weiterer Streitpunkt: Israel will die Sicherheitskontrolle über den
       Gazastreifen behalten, während die Hamas den Abzug der israelischen Truppen
       fordert. (dpa)
       
       ## Wadephul: Waffenlieferstopp an Israel erstmal ausreichend
       
       Nach dem Teilstopp der deutschen Waffenlieferungen an Israel sieht
       [3][Außenminister Johann Wadephul momentan keine Notwendigkeit für weitere
       solcher Schritte]. „Wir haben die Lieferung von Waffen an Israel gestoppt,
       die im Gaza-Krieg eingesetzt werden können“, sagte der CDU-Politiker dem
       Nachrichtenportal „t-online“. Er sprach von einem „klaren Signal“, womit
       Deutschland mehr bewirkt habe als die bloßen Erklärungen anderer Staaten.
       „Diese Entscheidung halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für ausreichend“,
       antwortete Wadephul auf eine entsprechende Frage.
       
       Anfang August hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) einen Teilstopp
       deutscher Rüstungsexporte nach Israel verkündet. Der Kanzler begründete
       seine Entscheidung mit der israelischen Ankündigung, den Militäreinsatz im
       Gazastreifen ausweiten und die Stadt Gaza einnehmen zu wollen.
       
       Wadephul betonte nun: „Wir verfolgen die Lage aber genau und sind dazu mit
       unseren europäischen Partnern im Gespräch.“ (dpa)
       
       ## Israels Militärsprecher: Kontrollieren 40 Prozent der Stadt Gaza
       
       Das israelische Militär hat nach Angaben von Armeesprecher Effie Defrin
       derzeit etwa 40 Prozent des Gebiets der Stadt Gaza unter Kontrolle. Der
       Einsatz werde in den kommenden Tagen ausgeweitet und intensiviert, sagte
       er. „Wir werden den Druck auf die Hamas erhöhen, bis sie endgültig besiegt
       ist.“ Die Mobilisierung von Reservisten werde weitergehen.
       
       Das israelische Sicherheitskabinett hatte im August die Einnahme der Stadt
       Gaza beschlossen und angekündigt, dazu 60.000 Reservisten zu mobilisieren.
       Die Einberufung begann am Dienstag, nachdem das israelische Militär bereits
       Einsätze in Vororten von Gaza hatte. Begründet wurden die Pläne mit dem
       Ziel der Zerschlagung der Hamas und der Eroberung ihrer letzten Hochburgen
       in Gaza.
       
       Kritik an den Plänen gab es international vor allem wegen der erneuten
       humanitären Not, [4][wenn die Einwohner Gazas in andere Teile des
       zerstörten Küstenstreifens fliehen müssen]. Angehörige der von der Hamas
       festgehaltenen Geiseln fürchten zudem, dass der Militäreinsatz deren
       Überlebenschancen stark gefährdet. Sie drängen stattdessen auf ein Ende des
       Krieges und ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln. Im Gazastreifen
       befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen
       Informationen noch am Leben. (dpa)
       
       5 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Israels-Krieg-in-Gaza/!6107904
   DIR [2] /Israelische-Offensive/!6109551
   DIR [3] /Wadephul-blockiert-EU-Israel-Sanktionen/!6107791
   DIR [4] /Gaza-Tagebuch/!6108766
       
       ## TAGS
       
   DIR Israel
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR EU-Kommission
   DIR Gaza
   DIR Geisel
   DIR Social-Auswahl
   DIR Johann Wadephul 
   DIR Israel
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Israel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Erneut Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert
       
       Islamischer Dschihad beschießt Israel mit zwei Raketen. Das israelische
       Militär bereitet die Einnahme von Gaza-Stadt vor, Geisel-Angehörige
       befürchten das Schlimmste.​
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel erhöht militärischen Druck auf Gaza
       
       Die Armee warnt nach einem Evakuationsaufruf davor, dass sie weitere
       Hochhäuser angreifen werde. Ägyptens Außenminister nennt die Behauptung
       einer freiwilligen Umsiedlung der Palästinenser „Unsinn“.
       
   DIR Rüstungshandel mit Israel: Geben und noch mehr nehmen
       
       In der Diskussion um Deutschlands Israel-Politik ging es oft um
       Waffenlieferungen. Was untergeht: Es kauft auch viele Rüstungsgüter von
       dort.
       
   DIR Kritik an Israels Vorgehen: Annexion des Westjordanlandes ist „rote Linie“
       
       Die Vereinigten Arabischen Emirate kritisieren die mögliche Annexion des
       Westjordanlandes: Es sei „das Ende der Vision einer regionalen
       Integration“.
       
   DIR Israel-Resolution von Genozidforschern: Es ist ein Völkermord. Wo bleibt der zivile Ungehorsam?
       
       Israels Auslöschung von Gaza muss Konsequenzen haben, sagen
       Genozidforscher. Nicht nur Staaten müssen handeln, sondern auch die
       Zivilgesellschaft.