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       # taz.de -- Provinzwahlen in Buenos Aires: Wahlklatsche für Milei
       
       > Bei den Provinzwahlen erleidet der libertäre argentinische Präsident eine
       > herbe Niederlage. Ist das die Rückkehr der Peronisten?
       
   IMG Bild: Ein gequältes Lächeln auf dem Gesicht von Milei. Seine Partei La Libertad Avanza landet weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz
       
       Buenos Aires taz | Bei den [1][Provinzwahlen am Sonntag in der Provinz
       Buenos Aires] haben die Peronisten einen klaren Sieg eingefahren. Mit 47,2
       Prozent der Stimmen errang die peronistische Mitte-Links-Partei Fuerza
       Patria einen überraschend deutlichen Triumph.
       
       Die Partei des libertären Präsidenten Javier Milei, La Libertad Avanza,
       folgte mit deutlichem Abstand und errang knapp 33,7 Prozent der Stimmen.
       „Es ist ein überwältigender Sieg“, sagte der peronistische
       Provinzgouverneur Axel Kicillof seiner Anhängerschaft: „Wir wollten Milei
       an der Wahlurne stoppen, und das haben wir geschafft.“ Der heutige Erfolg
       sei ein Erfolg für das ganze Land, und der Präsident müsse nun den Kurs
       seiner Politik ändern, erklärte der Gouverneur.
       
       „Wir haben eine klare Niederlage erlitten“, räumte Milei in seiner kurzen
       Rede am Wahlabend ein. Die Peronisten hätten ihren gesamten Apparat
       mobilisiert und dennoch nur ihre Stimmenobergrenze erreicht, während „unser
       Ergebnis das Fundament ist, auf dem wir aufbauen werden“, versuchte Milei
       den Schaden zu begrenzen. An seiner restriktiven Haushalts- und
       Finanzpolitik werde er nicht rütteln. „Die Richtung, für die wir gewählt
       wurden, wird sich keinen Millimeter ändern.“
       
       Gewählt wurden 46 Abgeordnete und 23 Senatoren für den Kongress der Provinz
       Buenos Aires sowie zahlreiche Stadträte. Es herrschte Wahlpflicht, dennoch
       lag die Wahlbeteiligung nur bei 63 Prozent. In der Provinz lebt mit 14,3
       Millionen Wahlberechtigten rund ein Drittel der nationalen Wählerschaft.
       
       ## Skandal schwächt Milei
       
       Die Wahl ist ein wichtiger Indikator für die Regierung von Präsident Javier
       Milei. Denn die Provinz ist die letzte Hochburg der ehemaligen Präsidentin
       Cristina Kirchner (2007-2015), und Milei selbst hatte mit seinem
       provokanten Wahlslogan „Kirchnerismo nunca más – Nie wieder Kirchnerismus“
       die Wahl zu einer Abstimmung über seine Politik gemacht.
       
       Eine Niederlage war von ihm durchaus erwartet worden, aber nicht in diesem
       Ausmaß. Doch die Aura des Präsidenten als Kettensägen schwingender Kämpfer
       gegen die Korruption hat gelitten, seit ein Skandal täglich für
       Schlagzeilen sorgt. [2][Es geht dabei um Staatsaufträge bei
       Versorgungsleistungen für Behinderte, die zu überhöhten Preisen in Rechnung
       gestellt und bezahlt wurden,] wobei ein Prozentsatz der Beträge
       zurückgeflossen sein soll. Dabei fällt auch der Name von Generalsekretärin
       des Präsidialamts und Schwester Karina Milei. Das dürfte Mileis Partei La
       Libertad Avanza Stimmen gekostet haben.
       
       [3][Christina Kirchner, die derzeit unter Hausarrest steht,] kommentierte
       das Wahlergebnis auf X mit den Worten: „Hast Du gesehen, Milei? Das ‚Nie
       wieder‘, das für die dunkelste und tragischste Zeit in der Geschichte
       Argentiniens steht, zu banalisieren und zu zerstören, hat seinen Preis.“
       Sie feierte mit Anhängern, die sich auf der Straße unter dem Balkon ihrer
       Wohnung in der Hauptstadt Buenos Aires versammelt hatten. „Nunca más“ steht
       in Argentinien für ein „Nie wieder Staatsterrorismus“ wie während der
       letzten Militärdiktatur.
       
       Doch es gibt auch heftige Konflikte innerhalb des triumphierenden
       Wahlbündnisses Fuerza Patria. Erst nach heftigen Auseinandersetzungen und
       durch die Aussicht, mit getrennten Kandidatenlisten nur auf hinteren
       Plätzen zu landen, hatte es sich zusammengerauft. Auf der einen Seite steht
       die Fraktion um Gouverneur Axel Kicillof, der sich bereits vor Monaten mit
       Cristina Kirchner und ihrer Fraktion überworfen hatte, auf der anderen die
       Fraktion um den ehemaligen gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Sergio
       Massa.
       
       Hintergrund der Auseinandersetzungen ist die vakante Führung der
       Peronistischen Partei und die Frage, wer bei den nächsten
       Präsidentschaftswahlen 2027 kandidieren wird. Mit dem Ergebnis vom Sonntag
       ist Gouverneur Axel Kicillof der große Gewinner. Ein Misserfolg hätte ihn
       und seine Ambitionen auf die Präsidentschaftskandidatur erheblich
       geschwächt.
       
       8 Sep 2025
       
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