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       # taz.de -- Enquete-Kommission zu Corona: 22 Monate für Selbstkritik
       
       > Ist Deutschland für die nächste Pandemie gerüstet? Die
       > Corona-Enquete-Kommission zur Aufarbeitung ist nun erstmals
       > zusammengekommen.
       
   IMG Bild: Übertriebene Maßnahme während der Corona-Pandemie: Berlin im März 2020, die Polizei schickt Menschen, die sich im Park befinden nach Hause
       
       Berlin taz/epd/dpa | Rund fünfeinhalb Jahre nach dem Ausbruch der
       Coronapandemie und zweieinhalb Jahre nach dem Auslaufen der letzten
       bundesweiten Coronaneschränkungen soll im Bundestag eine systematische
       Betrachtung der damaligen Vorgänge beginnen. Die Enquete-Kommission
       „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische
       Ereignisse“ hat nach ihrer Konstituierung am Montag rund 22 Monate Zeit, um
       unter anderem das staatliche Krisenmanagement zu untersuchen.
       
       Enquete ist französisch für „Untersuchung“. Gegen einen parlamentarischen
       Untersuchungsausschuss, der sich vor allem den [1][umstrittenen Maskendeals
       von Jens Spahn] widmet, damals Gesundheitsminister und inzwischen
       Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Bundestag, hatten sich sowohl CDU/CSU
       als auch SPD ausgesprochen.
       
       Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), die eine Befragung zu den
       Maskendeals im Bundestag selbst gekippt hatte, formulierte ihre Erwartungen
       an das Gremium dennoch unerwartet umfassend: Die Aufarbeitung solle „sehr
       gründlich sein, sie soll transparent sein und sie soll vor allen Dingen
       auch selbstkritisch sein“, so Klöckner. Bundespräsident Frank-Walter
       Steinmeier (SPD) fand nicht weniger gewichtige Worte: „Aufarbeitung schafft
       die Chance, Menschen zurückzugewinnen, die Vertrauen in die Demokratie
       verloren haben.“
       
       [2][Im Gegensatz zu einem Untersuchungsausschuss ist eine
       Enquete-Kommission] nicht vordergründig auf die Aufarbeitung von
       politischen Missständen ausgerichtet, verfügt über weniger
       Untersuchungsrechte und besteht nicht nur aus Abgeordneten, sondern zur
       Hälfte aus externen Expert*innen.
       
       Zuletzt wurden diese Art von Arbeitsgruppen auf Bundesebene zur
       Aufarbeitung des Afghanistaneinsatzes sowie zu den Potenzialen von
       Digitalisierung und künstlicher Intelligenz eingesetzt. In den
       zurückliegenden Jahrzehnten gab es Enquete-Kommissionen zur Lage der
       Psychiatrie, zum Umgang mit der Aids-Epidemie und zu den Lehren aus der
       SED-Diktatur.
       
       ## Zwischen Bürgerbeteiligung und Verschwörungsideologin
       
       Die Corona-Enquete-Kommission ist besetzt mit 14 Bundestagsabgeordneten und
       14 von den Fraktionen benannten externen Expert*innen. Vorsitzende ist die
       CDU-Politikerin Franziska Hoppermann, sie sitzt seit 2021 im Bundestag und
       ist seit Kurzem Bundesschatzmeisterin ihrer Partei. „Wir wollen verstehen,
       nicht verurteilen“, so Hoppermann über ihren neuen Job.
       
       Da sich die Sitze nach der Fraktionsstärke bemessen, ist auch die AfD mit
       drei Bundestagsabgeordneten vertreten. Sie schickt unter anderem einen
       [3][wegen Corona-Soforthilfen-Betrugs verurteilten Abgeordneten und eine]
       als Verschwörungsideologin bekannte Abgeordnete in die Kommission.
       
       Das Gremium kann Sachverständige, Interessenvertreter*innen und
       Betroffene in öffentlichen Sitzungen anhören und Gutachten in Auftrag
       geben. Auch Bürger*innen sollen „insbesondere durch öffentliche Formate“
       zu Wort kommen können. Beleuchtet werden soll eine Reihe von Aspekten: das
       Krisenmanagement mit den Bund-Länder-Runden der
       Ministerpräsidentenkonferenz, Krisenstäben und der Einbindung
       wissenschaftlicher Expertise; der rechtliche Rahmen und die
       parlamentarische Kontrolle; die Maßnahmen gegen die Virus-Ausbreitung mit
       Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche, Ältere und Sterbende, Impfungen
       und das Beschaffen von Schutzausrüstung wie Masken und Tests; Hilfen für
       Firmen und den Arbeitsmarkt; Folgen für Kultur und Tourismus.
       
       Der Abschlussbericht der Corona-Enquete-Kommission muss bis Ende Juni 2027
       vorliegen.
       
       8 Sep 2025
       
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