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       # taz.de -- Serie „Slow Horses“ mit Gary Oldman: Hochfunktionale Loser
       
       > Der Serienhit „Slow Horses“ mit Gary Oldman geht in die fünfte Runde.
       > Dabei besinnt sich die Serie zurück auf ihre Wurzeln und ist lustiger
       > denn je.
       
   IMG Bild: Gary Oldman als Jackson Lamb in „Slow Horses“
       
       Jackson Lamb ist kein Vorgesetzter, der Wert auf konstruktive
       Feedback-Kultur und bedürfnisorientierte Führungskompetenz legt. Anders als
       in beleidigender Weise tritt er seinen Angestellten nicht gegenüber, und
       der Arbeitsplatz seiner Abteilung ist derart ranzig und unhygienisch, dass
       Gesundheitsbedenken aufkommen könnten.
       
       Warum sein Team trotzdem bleibt? Weil es aus Menschen besteht, die
       nirgendwo anders mehr hin können – aus aussortierten Geheimagenten des MI5,
       die durch verschiedenste Fehltritte nicht mehr haltbar sind und ins „Slough
       House“ unter der Leitung von Lamb abgeschoben wurden.
       
       Eine Losertruppe, eine Mannschaft aus Versagern im privaten wie im
       beruflichen Leben. Catherine (Saskia Reeves) etwa,trockene Alkoholikerin,
       Shirley (Aimee-Ffion Edwards), die massive Drogenprobleme und denVerlust
       ihres Partners bewältigen muss, River (Jack Lowden), der in einem
       Probeeinsatz des MI5öffentlichkeitswirksam versagt hat – alle zutiefst
       einsam und zutiefst britisch in ihremschwarzhumorigen Sarkasmus.
       
       Dass der Anführer dieser weit von Idealismus entfernten, doch im Notfall
       immer noch hochfunktionalen Truppe am besten von Gary Oldman mit löchrigen
       Socken und fettigen Haaren gespielt werden kann, versteht sich von selbst.
       In der [1][fünften Staffel von „Slow Horses“] besinnt sich die Serie wieder
       zurück auf ihre Anfänge und ist schnoddriger und lustiger denn je.
       
       Die [2][letzten Staffeln] führten mitunter weit aus Großbritannien heraus
       und basierten auf vielgliedrigen Erzählsträngen. Diese Staffel hingegen
       konzentriert sich auf London als Ort des Geschehens und funktioniert
       hervorragend mit weniger komplexen Handlungssträngen und dafür noch
       pointierterem Witz und noch schärfer abbiegenden Spannungskurven.
       
       ## Ein gespaltenes England
       
       London steckt mitten im Bürgermeisterwahlkampf, als die Stadt von einer
       Reihe von Anschlägen erschüttert wird, die ein Ziel zu vereinen scheint:
       die Destabilisierung der Bevölkerung. Ein Massaker während einer
       Wahlkampfveranstaltung für den progressiven Kandidaten macht den Auftakt,
       die Explosion von Autos durch vergiftete Tankstellen und das Abschlachten
       von Pinguinen im städtischen Zoo führen die Anschlagsreihe weiter. Der Sohn
       des weltoffenen und liberalen Bürgermeisterkandidaten wird für die
       Anschläge instrumentalisiert und gefährdet so den Sieg seines Vaters, der
       rechtspopulistische Kandidat leidet indes unter seiner eigentlich selbst
       migrantischen Herkunft.
       
       [3][Ein gespaltenes England] wird uns in dieser Staffel gezeigt, eines, auf
       dessen Wahlkampfveranstaltungen sich Studierende mit Jutebeuteln und
       wütende Männer mit Lederwesten gegenüberstehen und eine Seite die
       Argumentation der anderen nicht mehr nachvollziehen kann.
       
       Und wäre all das nicht genug, läuft der sexuell frustrierte und zugleich
       größenwahnsinnige Ho, wohl einer der lustigsten Zöglinge Lambs, direkt in
       eine „Honeytrap“ und verrät der auf ihn angesetzten Frau bereitwillig
       geheimdienstliche Informationen…
       
       Diese Staffel basiert auf dem fünften Band der „Slow Horses“-Buchreihe von
       Mick Herron, „London Rules“, von Krimifans geliebt für ihren Witz und ihre
       hohe literarische Qualität. Besetzung, Regie und Filmmusik verwandeln diese
       großartige Buchvorlage in einen echten Seriengenuss, bei dem jedes Klischee
       des Spionagethrillers überführt und jede Andeutung von Pathos parodiert
       wird.
       
       Eine Verfilmung des sechsten und siebten Bandes wurde von Apple TV+ bereits
       angekündigt. Davor können sich Fans auf eine weitere Herron-Verfilmung der
       Streamingplattform in diesem Herbst freuen: [4][„Down Cemetery Road“ mit
       Emma Thompson] wird Ende Oktober erscheinen – höchste Zeit also, die
       Herron-Lektüre zur Vorbereitung zu beginnen.
       
       25 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=A9BCtrziWtg
   DIR [2] /Serie-Slow-Horses-bei-Apple-TV/!6032590
   DIR [3] /Film-This-Is-England-wird-real/!6110356
   DIR [4] https://www.apple.com/tv-pr/news/2025/07/apple-unveils-first-look-at-new-thriller-starring-emma-thompson-and-ruth-wilson/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marie-Sofia Trautmann
       
       ## TAGS
       
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