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       # taz.de -- Ryder Cup im Golf: Neues Ausmaß an Hass
       
       > Europas Golfer gewinnen beim Ryder Cup spektakulär gegen die USA.
       > Überschattet wird das Turnier von Entgleisungen aus dem US-Publikum.
       
   IMG Bild: Hochkochende Emotionen auf allen Seiten: Shane Lowry feiert nach seinem Putt am 18. Loch für Europa
       
       Der [1][Ryder Cup], das fiebrige Prestigeduell USA gegen Europa, hat oft
       eine wiederkehrende Dramaturgie. In den Doppeln am Freitag und Samstag, wo
       es auf besondere Teamfähigkeit ankommt, schwächeln die US-Golfer
       regelmäßig. Und holen bei den zwölf Einzeln am Sonntag gern auf. Aber würde
       das auch bei diesem Rekordrückstand von 4,5 zu 11,5 auf dem Golfplatz von
       Bethpage auf Long Island bei New York geschehen?
       
       Das US-Team stand beim 45. Duell des Ryder Cups vor seiner saftigsten
       Blamage. Dann gewann es plötzlich Match um Match, oft spektakulär am 18.
       Loch aus großer Entfernung. Das Team war nah dran, die verrückteste
       Aufholjagd in der Geschichte des Golfsports zu Ende zu bringen. Bis endlich
       der Ire Shane Lowry den entscheidenden Ball zur Titelverteidigung
       versenkte. „Das war das coolste Ding meines Lebens“, jauchzte der Koloss
       völlig von Sinnen.
       
       Das ohrenbetäubende Gekreische „USA, USA“ verstummte umgehend. Hauchdünn
       15:13 stand es am Ende für den Titelverteidiger. „Die stressigsten 12
       Stunden in meinem Leben“ hatte Europas Teamcaptain Luke Donald erlebt.
       
       Gespielt werden an den ersten beiden Tagen in jeweils vier Duellen zwei
       verschiedene Arten von Doppel: Fourballs: dabei spielt jeder seinen Ball –
       wer das beste Ergebnis erzielt, gewinnt für sein Team das Loch. Nach 18
       Bahnen bekommt das Gewinnerteam einen Punkt. Und es gibt mit der gleichen
       Zählweise die Foursomes: dabei spielt jedes Pärchen einen Ball abwechselnd.
       
       ## Trump schwebt ein
       
       Die Score-Boards waren ab Freitagmorgen schnell blau geworden, immer
       blauer. Blau ist die Farbe Europas, Rot steht für Amerika. US-Kapitän
       Keegan Bradley sah sich umgehend massiver Kritik ausgesetzt, er habe seine
       Doppel taktisch falsch zusammengestellt. Er behielt seine Aufstellungen bei
       und es ging noch schiefer. Beispiel Scottie Scheffler. Noch nie hat ein
       Weltranglistenerster beim Ryder Cup drei der vier Doppel verloren.
       Scheffler setze noch einen drauf: Er verlor alle seine vier Matches,
       großteils deutlich. Überragend bei Europa war der Engländer [2][Tommy
       Fleetwood], der alle vier Spiele gewann, was seit 1979 niemand geschafft
       hatte.
       
       Das US-Team harmonierte auch nicht vor den Augen von [3][Donald Trump], der
       Freitagmittag mit einer demonstrativen Begrüßungsrunde seiner „Air Force
       One“ über dem Platz eingeschwebt war und dann aus einer schusssicheren
       Glasbox salutierte. Er müsse dem Team helfen kommen, ließ er wissen.
       Golfexperte Trump hat angeblich 36 Clubmeisterschaften gewonnen.
       
       ## Emotionen kochen hoch
       
       Ryder Cup heißt schon immer: Die Emotionen beim Publikum kochen hoch – aber
       so? Von den 60.000 Menschen auf Long Island setzte es permanent
       Zwischenrufe, Drohungen und Beschimpfungen, etwa „Fuck you Rory“ oder
       „irischer Abschaum“. Rory McIlroys Frau Erica wurde von einem Bierbecher
       getroffen und brauchte Polizeischutz. Pure Feindseligkeit statt Rivalität.
       Einmal störte ein schriller Schrei den Abschlag des Schotten Robert
       MacIntyre, der den Schlag versaute. Einmal störte ein US-Caddy den Putt von
       Englands Justin Rose.
       
       Unsportliche Entgleisungen aus dem Publikum hat es beim Ryder Cup vor allem
       auf US-Plätzen immer wieder gegeben. Das Ausmaß an Hass aber war neu.
       US-Kapitän Bradley gab sich unwissend. Er habe nichts mitbekommen und
       überhaupt: Vor zwei Jahren in Rom sei es doch sogar „gewalttätig“ gewesen,
       gab er faktenfrei zu Protokoll. Der Londoner Guardian stellte fest: „Viele
       Zuschauer hier haben ein großes Maul im Gepäck und sehr kleine Hirne.“
       
       ## Make America's Golf Autocratic
       
       MAGA sollte auch hier gelten: Make America’s Golf Autocratic, also
       alleinherrschend gegen diesen frechen Dritteweltkontinent hinter dem Meer.
       Zur Vorbereitung der Europäer gehörte es, sich von solchen Attacken
       lächelnd abzuschirmen. Oder, wie Kapitän Luke Donald sagte: „Manche meiner
       Spieler motiviert solche Energie aus dem Publikum auch.“
       
       Erfolgreich, wie man nachher wusste. Es war der 9. Triumph Europas in den
       12 Aufeinandertreffen seit 2002. Mr. Präsident war zum Showdown am Sonntag
       übrigens nicht mehr eingeschwebt. Ratten meiden sinkende Schiffe.
       
       29 Sep 2025
       
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