# taz.de -- Migrationspolitischer Streit in der CSU: Wenn Konservative sich streiten, freuen sich die Linken
> Ja, man kann sich über die Fans von reiner Arbeitskräfte-Migration
> aufregen. Aber besser ist, sie als Bündnispartner gegen Abschottung zu
> gewinnen.
IMG Bild: Manfred Weber (CSU) ist Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europaparlament
Die Worte von Manfred Weber verraten eine gehörige Portion Zynismus: „Es
ist auch unsere Aufgabe, den Leuten zu erklären, dass Deutschland
Zuwanderung braucht, etwa in der Pflege.“ Der Fraktionsvorsitzende der
christdemokratischen EVP-Fraktion im EU-Parlament spricht über
Migrant*innen, als seien sie nichts als ein paar wirtschaftliche Zahlen.
Wer nichts zum BIP beiträgt, ist demnach unerwünscht. Trotzdem lohnt es
sich, hinzuhören. [1][Denn das kühl-rationale Argument vom
Wirtschaftsfaktor Migration] deckt eine Bruchlinie innerhalb des
konservativen Lagers auf.
Weber widerspricht mit seinen Aussagen direkt CSU-Chef Markus Söder, der
vor einigen Tagen sagte, es brauche weniger Zuwanderung, was dann auch ein
„anderes Stadtbild“ bedeute. Es ist nicht schwer zu erraten, welche
Personen und welche Geschäfte Söder in den Städten nicht mehr haben will.
Gegen dieses kaum verdeckte „Ausländer raus“ wirkt Weber geradezu liberal.
Beim Thema [2][Migration] sind die gesellschaftlichen Fronten nicht so
eindeutig, wie gerade Linke denken. Auch in der CSU und anderen
konservativen Parteien in Europa stehen die Populisten, die einen
verkappten Ethno-Nationalismus vertreten, gegen wirtschaftsnahe Kräfte, die
sich um Fachkräftemangel sorgen.
Letztere sollten von den progressiven Kräften in der Migrationsfrage als
zeitweilige strategische Verbündete erkannt werden. Und es ergibt Sinn,
sich ihrer Argumentationsweise nicht komplett zu verschließen. Das heißt
nicht, die zynische Kosten-Nutzen-Kalkulation inhaltlich zu übernehmen.
Sondern anzuerkennen, dass sich mit Verweis auf die Wirtschaft diese
Strömungen für progressive Migrationspolitik gewinnen lassen, die sonst mit
der Forderung nach offenen Grenzen wenig anfangen können.
Zumal das Wirtschafts-Argument auch im Fall von Fluchtmigration greift:
[3][Wer erkennt, dass jährlich Hunderttausende Arbeitskräfte fehlen],
sieht, wie absurd die gegenwärtige Abschottungspolitik ist. Und diese
Einsicht zu verbreiten, ist bitter nötig, um die vielfältige Gesellschaft
zu bewahren und Zuwanderungswege offenzuhalten.
30 Sep 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.sueddeutsche.de/bayern/soeder-weber-migration-zuwanderung-drohnen-csu-bayern-li.3319179
DIR [2] /Migration/!t5007824
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## AUTOREN
DIR Frederik Eikmanns
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