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       # taz.de -- Paralympics beenden Russland-Bann: Mit Dank an Putin
       
       > Russland darf im Behindertensport wieder Flagge zeigen. Die Paralympics
       > beenden den Sportbann gegen Russland und Belarus.
       
   IMG Bild: „Team Russland“: Das russische paralympische Team wird 2022 in der Heimat propagandistisch gefeiert
       
       In der Nacht auf Sonntag feuerte Russland 48 Raketen auf die Ukraine ab.
       Fast 600 Drohnen wurden vor allem Richtung Kyjiw geschickt. Zwölf Stunden
       lang [1][war die ukrainische Hauptstadt unter Beschuss]. Mindestens vier
       Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Russland setzt seine Angriffe gegen
       die Ukraine mit unverminderter Härte fort. Der Beschluss der Mitglieder des
       Internationalen Paralympischen Komitees IPC, alle Sanktionen gegen Russland
       und Belarus aufzuheben, verwundert vor diesem Hintergrund nicht nur Matvii
       Bidnyi, den Sportminister der Ukraine.
       
       Auch die Sportminister der baltischen Staaten haben ihr Entsetzen über die
       Entscheidung zum Ausdruck gebracht, nach der künftig bei den Paralympics
       Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus wieder unter eigener
       Flagge antreten dürfen. [2][Seit 2022] waren die Hymnen der beiden
       kriegstreibenden Länder nicht mehr zu hören bei Wettbewerben, die das IPC
       veranstaltet hat. Das könnte sich bei den Paralympics 2026 in Mailand und
       Cortina d’Ampezzo im März nächsten Jahres ändern.
       
       Für Bidnyi kann es bei der knappen Entscheidung des IPC, bei der 51,7
       Prozent der Mitglieder für die vollständige Wiedereingliederung von
       Russland und Belarus gestimmt haben, nicht mit rechten Dingen zugegangen
       sein. Unverhohlen sprach er von Bestechung. „Eines Tages wissen wir
       vielleicht, wie viel Rubel nötig waren für die Stimmen“, schrieb er auf X
       und erwähnte den jüngst bekannt gewordenen [3][Fall eines ehemaligen
       britischen EU-Parlamentariers], der Gelder aus Russland angenommen hatte,
       um russische Positionen zu vertreten.
       
       Noch ist ungewiss, ob bei den Spielen im kommenden Winter wirklich Teams
       aus Russland und Belarus an den Start gehen werden. Die sechs Sportarten
       Ski alpin, Ski nordisch, Biathlon, Curling, Eishockey und Snowboard, in
       denen in Italien um Medaillen gesportelt wird, können über die Verbände, in
       denen sie organisiert sind, autonom entscheiden, wie sie mit der Zulassung
       von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus umgehen.
       
       ## Viele Ungewissheiten
       
       Während beim Internationalen Skiverband, der Russinnen und Belarussen
       bislang nicht einmal als Neutrale an den Start lässt, wenig für die
       Zulassung spricht, wird Para-Eishockey direkt unter dem Dach des IPC
       organisiert. Ob ein russisches Team noch in den laufenden
       Qualifikationsprozess eingegliedert werden kann, ist dennoch ungewiss.
       
       Auch wenn keine Teams aus Russland an den Start gehen werden, könnten die
       russischen Farben in Mailand zu sehen sein, wenn bei der Eröffnungsfeier
       der Paralympics am 6. März die Fahnen aller Mitglieder des IPC aufgezogen
       werden. Sportminister Matvii Bidnyi hat die italienische Regierung und das
       Organisationskomitee der Paralympics jedenfalls schon einmal dazu
       aufgefordert, das Hissen russischer Fahnen zu verhindern. Auch das
       Außenministerium fordert [4][auf seinen Social-Media-Kanälen] das Verbot
       von russischen Symbolen bei den Spielen und verweist auf die
       Instrumentalisierung von Sportlern für die russische Kriegspropaganda.
       
       ## Fester Teil der Kriegspropaganda
       
       Längst sind Para-Athleten fester Bestandteil der russischen
       Sportpropaganda. So ist Pawel Roschkow, der Präsident des russischen
       Paralympischen Komitees, Schirmherr eines Programms mit dem von einem
       Romantitel Michail Lermontows entliehenen Namen „Helden unserer Zeit“. Dort
       werden Sportwettbewerbe für Kriegsversehrte organisiert.
       
       [5][In einem Grußwort] feiert er die Willenskraft der Teilnehmer an der
       „militärischen Spezialoperation“, wie der Krieg gegen die Ukraine in
       Russland genannt wird. Roschkow wusste übrigens sofort, wem er für die
       Entscheidung des IPC zu danken hat. „Dieser Sieg ist vor allem der enormen
       politischen und diplomatischen Arbeit des russischen Präsidenten Wladimir
       Putin zu verdanken“, so [6][wird er in diversen russischen Sportmedien
       zitiert].
       
       1 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Massiver-Luftangriff-auf-die-Ukraine/!6116148
   DIR [2] /Sanktionen-gegen-russische-Sportler/!5846570
   DIR [3] https://www.theguardian.com/uk-news/2025/sep/26/reform-uk-ex-leader-wales-nathan-gill-pleads-guilty-bribery-charges
   DIR [4] https://www.instagram.com/p/DPG2RcriDa8/
   DIR [5] https://zdorovoe-otechestvo.ru/projects/geroi-nashego-vremeni
   DIR [6] https://www.sports.ru/athletics/1116925108-rozhkov-o-dopuske-rossijskix-paralimpijczev-eta-pobeda-stala-vozmozhno.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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