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       # taz.de -- Jugend in Marokko: Die „GenZ 212“ protestiert
       
       > In der Jugend des nordafrikanischen Landes herrscht große
       > Unzufriedenheit. Protestierende verlangen Bildung, Rechenschaft und
       > Gesundheit vor Fußball.
       
   IMG Bild: Polizei marschiert am Rande einer Demonstration der „GenZ 212“ am Samstag in Marokkos Hauptstadt Rabat auf
       
       Madrid taz | Marokkos Jugend geht auf die Straße. Seit Samstag protestieren
       Tausende in einem Dutzend Städten des nordafrikanischen Landes gegen
       Korruption und für Arbeit und ein besseres Gesundheits- und Bildungswesen.
       Die Proteste begannen mit einem Aufruf auf Onlineplattformen.
       
       Der Name der Bewegung lautet „GenZ 212“. Generation Z sind die zwischen
       1995 und 2010 Geborenen, 212 ist Marokkos Ländervorwahl. Die Generation Z
       stellt in Marokko 8,2 Millionen Menschen, knapp ein Viertel der
       Bevölkerung. Etwa 1,5 Millionen von ihnen haben weder Arbeit noch studieren
       sie.
       
       „Das Volk will Bildung“ und „Das Volk will Rechenschaft“, rufen die
       Demonstrierenden immer wieder. Auf Plakaten heißt es: „Gesundheit vor
       Fußball“. Die Jugendlichen werfen der Regierung vor, ihr
       Arbeitsplatzversprechen nicht zu halten, während [1][Unsummen in neue
       Fußballarenen und die Renovierung alter fließen].
       
       Marokko ist mit Spanien und Portugal Hauptgastgeber der
       Fußballweltmeisterschaft 2030. In diesem Dezember findet in Marokko zudem
       der Afrika-Cup statt.
       
       ## Am Dienstag kam es erstmals zu Gewalt
       
       Anfänglich waren die Proteste friedlich. Doch inzwischen geht die Polizei
       härter gegen die Jugendlichen vor und verhaftet immer mehr. Marokkos
       Vereinigung für Menschenrechte (AMDH) berichtete von über 100 Festnahmen
       allein in Rabat und Dutzenden weiteren in anderen Städten.
       
       Am Dienstag kam es erstmals zu Gewalt zwischen Demonstranten und Polizei.
       Laut dem französischen Sender France24 bewarfen in Inzegane und Ait Amira
       bei Agadir Hunderte junger Menschen Sicherheitskräfte mit Steinen und
       zündeten Pkws an. Es sind die größten Proteste seit Jahren.
       
       Die Opposition fordert die Regierung zum Dialog mit der Jugend auf, statt
       immer mehr Polizei zu schicken. Die islamistische Partei für Gerechtigkeit
       und Entwicklung (PJD) spricht davon, dass der Staat sich Großprojekten und
       „aufgeblähten Zahlen“ hingebe, die „im Alltag der Bürger keinen Widerhall“
       fänden.
       
       Gemeint sind neue Autobahnen, Hochgeschwindigkeitszüge und der Ausbau von
       Häfen, während viele der vom Erdbeben 2023 Betroffenen weiter auf den
       Wiederaufbau ihrer Dörfer warten. Die Protestierenden zu ignorieren
       untergrabe das Vertrauen in die Institutionen, warnt die PJD.
       
       Die Regierung aus drei König Mohamed VI. nahestehenden Parteien traf sich
       am Mittwoch zu einer Dringlichkeitssitzung und versprach, auf die Jugend
       zuzugehen. 2026 wird gewählt.
       
       1 Oct 2025
       
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