# taz.de -- Nach Luftangriff in Katar: Israel erhöht den Druck
> Nach dem Angriff in Katar fordert Netanjahu die Ausweisung der
> Hamas-Führung und spricht von „Strandgrundstücken“ in Gaza. Doha reagiert
> scharf.
IMG Bild: Durch israelische Angriffe zerstörte Gebäude im nördlichen Gazastreifen, Blick aus Israel (11.9.2025)
Doha/Jerusalem/Gaza dpa | Israel erhöht ungeachtet internationaler Kritik
an seinem [1][offenbar fehlgeschlagenen Luftangriff in Katar] auf die
Führungsspitze der islamistischen Terrororganisation Hamas den Druck.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief Katar nach Angaben seines Büros
auf, die Hamas-Anführer auszuweisen und warnte: „Ich sage Katar und all den
Ländern, die Terroristen Unterschlupf gewähren, entweder weist ihr sie aus
oder zieht sie zur Rechenschaft. Denn wenn ihr es nicht tut, dann werden
wir es tun.“ Katars Außenministerium wies seine „rücksichtslosen
Äußerungen“ scharf zurück.
Katar verurteile „die ausdrücklichen Drohungen mit künftigen Verletzungen
der staatlichen Souveränität“, heißt es in einer auf X veröffentlichten
Erklärung des Außenministeriums. Netanjahus Worte seien ein „beschämender
Versuch“, [2][Israels Angriff in der katarischen Hauptstadt vom Dienstag zu
rechtfertigen].
Israels Luftwaffe hatte versucht, die Führungsspitze der Hamas in Doha
anzugreifen. Ein Ziel war Berichten zufolge Chalil Al-Haja, der höchste
Hamas-Führer im Ausland, der auch die Hamas-Delegation bei den indirekten
Verhandlungen mit Israel über eine Waffenruhe leitet. Nach Hamas-Angaben
schlug die Attacke jedoch fehl, es sei kein Mitglied der Delegation getötet
worden. Sechs Menschen seien aber ums Leben gekommen, darunter Al-Hajas
Sohn und sein Büroleiter. Der Angriff war international verurteilt worden.
## Katars Premier: Netanjahu zerstört Hoffnung für Geiseln
Nach Einschätzung des katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin
Abdulrahman Al Thani könnte der Angriff negative Folgen für [3][die Geiseln
im Gazastreifen] haben. „Ich denke, das, was Netanjahu gestern getan hat,
hat jede Hoffnung für diese Geiseln zunichtegemacht“, sagte er am Mittwoch
in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN. Katar vermittelt zusammen mit
Ägypten und den USA im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas.
## Ex-Militärsprecher: Israel fährt umfassende Druckkampagne
In Gaza befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen
Informationen noch am Leben. Angehörige hatten nach dem Angriff [4][große
Sorge über deren Schicksal] geäußert. Al Thani hatte kurz nach Israels
Angriff angedeutet, dass Katar an seiner Rolle als Vermittler festhalten
könnte. Am Tag darauf sagte er laut CNN, man werde „alles neu bewerten“,
was Katars Engagement in künftigen Waffenruheverhandlungen betreffe. Man
sei im „sehr detaillierten Gespräch“ mit der US-Regierung darüber, wie es
weitergehen soll.
„Das ultimative Ziel ist es, die Hamas dazu zu bringen, unseren Bedingungen
zuzustimmen, und was Israel derzeit tut, ist eine umfassende
Druckkampagne“, zitierte das „Wall Street Journal“ Jonathan Conricus,
ehemaliger Sprecher des israelischen Militärs, der an der Denkfabrik
Foundation for the Defense of Democracies in Washington tätig ist. Der
israelische Sender Channel 12 hatte ranghohe Verteidigungsbeamte zitiert,
wonach der Angriff Hamas-Funktionären gegolten habe, die Kompromisse bei
den Gesprächen über ein Gaza-Abkommen abgelehnt hätten und ein Hindernis
für ein Abkommen seien.
## Bericht: Trump führte hitziges Telefonat mit Netanjahu
US-Präsident Donald Trump führte nach Informationen des „Wall Street
Journal“ nach dem Angriff ein hitziges Telefonat mit Netanjahu. Darin habe
Trump seine „tiefe Frustration“ darüber zum Ausdruck gebracht, von Israels
Angriff überrascht worden zu sein. Die Entscheidung, politische
Hamas-Anführer in Doha anzugreifen, sei nicht weise gewesen, habe Trump zu
Netanjahu gesagt, hieß es unter Berufung auf ranghohe US-Beamte.
Trump sei wütend gewesen, erst während des Angriffs durch das US-Militär
und nicht von Israel selbst darüber informiert worden zu sein – und
darüber, dass ein Angriff das Territorium eines US-Verbündeten getroffen
habe, der gerade in Verhandlungen zur Beendigung des Gaza-Krieges
vermittele. Netanjahu habe geantwortet, dass er ein kurzes Zeitfenster für
die Angriffe gehabt und die Gelegenheit genutzt habe, berichtete die
Zeitung weiter.
## Merz will sich noch nicht zu Israel-Sanktionen positionieren
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kritisierte den israelischen Angriff als
völkerrechtswidrig, will sich aber noch nicht zu möglichen Sanktionen
positionieren. Er habe die Vorschläge von EU-Kommissionspräsidentin Ursula
von der Leyen dazu „zur Kenntnis genommen“, sagte der CDU-Vorsitzende.
Er wolle nun zunächst „die interne Diskussion im Europäischen Rat abwarten,
auch die Diskussion in der Koalition“, sagte Merz. Von der Leyen hatte
angekündigt, alle Zahlungen der EU-Kommission an Israel auszusetzen. Es
solle allerdings keine Auswirkungen für die Arbeit mit der israelischen
Zivilgesellschaft oder der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geben.
## Netanjahu spricht von „Strandgrundstücken“ im Gazastreifen
Unterdessen nahm Netanjahu südlich von Tel Aviv an der Grundsteinlegung für
eine Strandpromenade teil, die nach Trump benannt ist. Bei der Zeremonie in
der Stadt Bat Jam machte Netanjahu Andeutungen über die [5][Zukunft des
umkämpften Gazastreifens]. „Präsident Trump hat mehrmals mit mir über
Anlagewerte am Meer gesprochen“, sagte er nach Angaben seines Büros.
„Er sagte mir, dass wir hier wunderbare Strandgrundstücke haben“, erzählte
Israels Regierungschef. Trump habe allerdings über einen Ort gesprochen,
„der etwas südlich von hier liegt – in Gaza“, sagte Netanjahu. Trump hatte
die Idee ins Spiel gebracht, die Kontrolle über den Gazastreifen zu
übernehmen und die palästinensische Bevölkerung umzusiedeln, [6][um Gaza in
eine „Riviera des Nahen Ostens“ zu verwandeln]. Der Vorschlag war auf
heftige Kritik gestoßen.
Israel will die Hamas zerschlagen, während palästinensische Vertreter auf
einen Wiederaufbau des Gazastreifens unter eigener Verwaltung drängen.
Viele Palästinenser sorgen sich auch angesichts der von Israel
[7][angestrebten Einnahme der Stadt Gaza] im Norden des weitgehend
verwüsteten Küstengebiets vor einer neuen Welle der Flucht und Vertreibung
– ähnlich wie während des Kriegs im Zuge der israelischen Staatsgründung
1948 und während des Sechstagekriegs 1967. Ultrarechte Mitglieder der
israelischen Regierung von Netanjahu streben eine Wiederbesiedlung des
Gazastreifens mit Israelis an.
11 Sep 2025
## LINKS
DIR [1] /Krieg-in-Nahost/!6109367
DIR [2] /Angriff-auf-die-Hamas-in-Katar/!6113153
DIR [3] /Propaganda-der-Hamas/!6101794
DIR [4] /Eltern-deutsch-israelischer-Geisel/!6102203
DIR [5] /Gaza-Stadt/!6109262
DIR [6] /Pietaetlose-Propaganda-aus-den-USA/!6068873
DIR [7] /Gaza-Stadt/!6109262
## TAGS
DIR Benjamin Netanjahu
DIR Palästina
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Hamas
DIR Donald Trump
DIR Gaza
DIR Katar
DIR Doha
DIR Israel
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Gaza
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Israel
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Nach Israels Angriff auf Katar: Kommt nun eine neue Politik des Golfs?
Der Golfstaat Katar lädt nach dem israelischen Angriff auf seinem
Territorium zum Gipfel ein. Dabei könnte auch die Rolle der USA in der
Region zur Debatte stehen.
DIR Golfstaaten-Treffen in Katar: Israel schießt sich ins Abseits
Der Angriff auf führende Hamas-Funktionäre löste Alarm in der gesamten
Golfregion aus. Die Sorge vor weiteren israelischen Angriffen ist groß.
DIR Gaza-Demo in Berlin: Und alle sind für Frieden
In Berlin demonstrieren Wagenknecht & Co. „gegen den Völkermord in Gaza“.
Der Versuch, Nahost mit der Ukraine zu verknüpfen, missglückt allerdings.
DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Trump fliegt nach Katar, Rubio nach Israel
Die US-Regierung ist nach Israels Angriff auf Ziele in dem Golfemirat um
Deeskalation bemüht. In Gaza-Stadt gab es laut palästinensischer Angaben 32
Tote bei israelischen Luftschlägen.
DIR Krieg in Nahost: Israels Schlag in Katar war wohl ein Fehlschlag
Das Ziel, die Hamas-Führung zu töten, haben die israelischen Angriffe auf
Doha anscheinend nicht erreicht. Das stellt Netanjahu vor mehrere Probleme.
DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Gaza-Hilfsflotte meldet erneut Drohnenangriff
Die Gaza-Flottilla hat erneut einen Drohnenangriff auf eines ihrer Boote
gemeldet. Das israelische Militär hat Ziele im Jemen angegriffen.
DIR Angriff auf die Hamas in Katar: Welt ohne Regeln
Netanjahu ignoriert konsequent weiter das Völkerrecht. Gerade Israels
engste Verbündete sollten den Regierungschef in Jerusalem davon abbringen.