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       # taz.de -- Hochdotierte Auszeichnung: Umweltpreis für Rostschutz-Unternehmen und Klimaforscherin
       
       > Neue Ansätze in der Klimaforschung und eine innovative Methode gegen
       > Korrosion – dafür gibt es dieses Jahr den Deutschen Umweltpreis.
       
   IMG Bild: Sonia Isabelle Seneviratne wird in diesem Jahr für ihre Klimaforschung mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet
       
       Osnabrück dpa | Neue Erkenntnisse zum Klimasystem der Erde und ein
       ressourcenschonendes Verzinkungsverfahren werden in diesem Jahr mit dem
       Deutschen Umweltpreis gewürdigt. Ausgezeichnet werden die Schweizer
       Klimaforscherin Sonia Isabelle Seneviratne (51) und das
       Geschäftsführungsduo Lars Baumgürtel (59) und Birgitt Bendiek (58) des
       [1][Gelsenkirchener Stahlverzinkungsunternehmens Zinq], wie die Deutsche
       Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück mitteilte.
       
       Die Preisträger teilen sich den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Preis,
       der am 26. Oktober in Chemnitz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
       überreicht wird.
       
       Baumgürtel und Bendiek haben nach Angaben der Bundesstiftung mit ihrem
       Unternehmen ein Verzinkungsverfahren (Mikrozink) entwickelt und patentieren
       lassen, bei dem Ressourcen gespart werden. „Mikrozink ist mittelständische
       Pionierarbeit“, lobt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde laut Mitteilung.
       
       ## Was hinter „Mikrozink“ steckt
       
       Nach Angaben der Welt-Korrosions-Organisation und der
       Max-Planck-Gesellschaft verursacht Rost allein in Deutschland einen
       volkswirtschaftlichen Schaden zwischen 100 und 150 Milliarden Euro pro
       Jahr, der ohne Verzinkung oder andere Korrosionsschutzverfahren noch höher
       ausfallen würde.
       
       Denn ohne eine Zinkbeschichtung würden im Alltag viele Stahlbauwerke und
       Gegenstände wie etwa Maschinen, Fahrzeuge, Geländer oder Dachrinnen durch
       Kontakt mit Sauerstoff aus der Luft rosten. Für die Verzinkung werden
       Stahlteile in heiße Zink-Bäder getaucht, ummantelt und so vor Rost
       geschützt. Das Unternehmen Zinq setzt auf ein Verfahren mit viel dünneren
       Zink-Schichten.
       
       Bisher gelte beim Korrosionsschutz die Regel, mehr helfe mehr, sagt
       Zinq-Geschäftsführer Baumgürtel. „Wir benutzen mit unseren Oberflächen 80
       Prozent weniger Material und schaffen damit eine Oberfläche, die nur ein
       Zehntel so dick ist wie ein menschliches Haar, aber, ohne dass dies
       zulasten der Schutzwirkung geht.“ Außerdem wird weniger Energie benötigt.
       
       Neben diesem ressourcenschonenden Verfahren soll mit dem Umweltpreis auch
       das zirkuläre Geschäftsmodell, also das Ziel einer
       [2][Kreislaufwirtschaft], des Unternehmens gewürdigt werden. Das sei
       „inspirierendes Vorbild für eine rohstoffintensive Branche“, sagt
       DBU-Generalsekretär Bonde.
       
       ## Wie trockene Böden und Hitzewellen zusammenhängen
       
       Für [3][neue Erkenntnisse zum Klimasystem] und insbesondere dazu, wie sich
       Bodenfeuchte, Pflanzen und Atmosphäre gegenseitig beeinflussen, erhält
       Klimaforscherin Seneviratne den Deutschen Umweltpreis. Zudem bringe
       Seneviratnes „herausragende Klimaschutzkommunikation“ den Klimaschutz
       voran, hebt die DBU hervor. Die Wissenschaftlerin ist Vizepräsidentin des
       Weltklimarats IPCC und Professorin an der ETH Zürich.
       
       „Mit wissenschaftlicher Beharrlichkeit hat sie ein Bewusstsein für
       entscheidende Faktoren der Erderwärmung geschaffen. Durch sie wissen wir,
       wie bedeutsam Bodenfeuchte als Schlüsselvariable des Klimasystems ist“,
       teilt Generalsekretär Bonde mit. Dank der Arbeit der Forscherin und ihres
       Teams würden globale Klimamodelle diese Einflussfaktoren deutlicher
       berücksichtigen.
       
       Wie viel CO2 Pflanzen aufnehmen, hänge maßgeblich von der Bodenfeuchte ab,
       sagt Seneviratne. „Droht eine Pflanze zu verdursten, macht sie dicht, um
       die Feuchtigkeit zu halten.“ Dadurch komme aber auch die CO2-Aufnahme für
       die Photosynthese zum Erliegen. Bei Trockenheit verliere Vegetation daher
       ihre Leistung als CO2-Senke.
       
       Außerdem forschte die Klimawissenschaftlerin nach DBU-Angaben darüber, wie
       trockene Böden die Erde zusätzlich aufheizten und Hitzewellen verstärken
       können. Die Verdunstung verbrauche sehr viel Energie aus der Atmosphäre,
       erklärt Seneviratne. Fehle diese Verdunstung aber infolge trockener Böden,
       könne das dazu führen, dass Temperaturen in der Atmosphäre stark steigen.
       
       Das sei ein wenig wie beim menschlichen Körper. „Solange wir schwitzen,
       haben wir einen Mechanismus, der den Körper eigentlich kühlt“, erklärt die
       Klimaforscherin. „Aber sobald wir nicht mehr schwitzen können, weil wir zu
       wenig getrunken haben, dann gibt es das Risiko von einem Hitzeschlag.“
       
       ## Wie der Preis vergeben wird
       
       DBU-Generalsekretär Bonde betonte, eine faktenbasierte Forschung und
       Kommunikation seien entscheidend bei der Bewältigung der Klimakrise.
       „[4][Der Preis] würdigt ganz bewusst die internationale Wissenschaft,
       insbesondere die Klima-Wissenschaft.“ Diese gerate medial und politisch
       zunehmend unter Druck – etwa durch Falschmeldungen und
       Verschwörungstheorien.
       
       Der Deutsche Umweltpreis wird jährlich von der DBU für entscheidende und
       vorbildliche Leistungen zum Schutz und Erhalt der Umwelt vergeben. Die
       Entscheidung für die Preisträger trifft das Kuratorium der DBU, nachdem ihr
       zuvor eine Jury eine Empfehlung für die Preisvergabe gegeben hat. Nach
       DBU-Angaben ist es eine der höchstdotierten Umweltauszeichnungen Europas.
       
       12 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.zinq.com/standorte/standort-gelsenkirchen/
   DIR [2] /Kreislaufwirtschaft/!t5014997
   DIR [3] /Klimaforschung/!t5022209
   DIR [4] https://www.dbu.de/umweltpreis/
       
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