# taz.de -- Nach Aussagen zu Mord an Charlie Kirk: Jimmy Kimmel Show wird vorerst abgesetzt
> Der Sender ABC setzt die Show des Late-Night Moderators Jimmy Kimmel
> vorerst aus. Das ist ein weiterer Zug in Trumps Kampf gegen die Medien.
IMG Bild: Entlassen: Jimmy Kimmel
Berlin taz | Jetzt ist Trump ihn los – zumindest im Fernsehen: Der Sender
ABC, der zur Walt Disney Company gehört, hat die Late-Night-Show von
US-Moderator Jimmy Kimmel ausgesetzt. Vorausgegangen war eine Diskussion um
Kimmels Äußerungen zur Tötung des ultrarechten Podcasters und
Trump-Vertrauten Charlie Kirk vergangenen Mittwoch. In der Sendung ging es
jedoch gar nicht detailliert um Kirk, sondern um den Umgang mit dessen Tod
aufseiten von Trump und seinen Anhänger*innen.
Kimmel hatte am Montag in seiner Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“ die
„MAGA-Gang“ kritisiert. Die habe versucht, den mutmaßlichen Attentäter
Tyler Robinson „als alles andere als einen von ihnen“ darzustellen. Sie
täte „alles Mögliche, um daraus politisches Kapital zu schlagen“.
Tatsächlich sind Details zum Motiv bisher nicht bekannt. [1][Die
Staatsanwaltschaft wirft Robinson vor, den Anschlag wegen Kirks politischer
Ansichten begangen zu haben].
Kimmel jedoch ging in der Show nicht auf die Motive ein, sondern trifft
Trump, der in der vergangenen Woche immer wieder eine tiefe Verbundenheit
mit Kirk betonte und damit die Debatte noch stärker emotionalisierte, an
genau diesem Punkt: seiner Beziehung zu Kirk. Dafür spielte er auch einen
kurzen Interviewausschnitt ein. Darin wird Trump gefragt, wie es ihm gehe
nach dem Tod seines Vertrauten. „Ich glaube ganz gut“, antwortet der.
Dann schwadroniert er über einen Ballsaal, der ans Weiße Haus angebaut
werden soll. Kimmel: „So trauert ein Erwachsener nicht um einen getöteten
Freund. So trauert ein Vierjähriger um einen Goldfisch.“ Auf Youtube hat
[2][dieser Teil der Sendung], der am Dienstag hochgeladen wurde, über 3,5
Millionen Aufrufe. Kimmels Accounts auf der Plattform hat beinahe 21
Millionen Abos.
## „Krieger für die Redefreiheit“
Wer sich so prominent gegen Trump äußert, zieht selbstredend dessen Wut auf
sich. Und die seiner Anhänger. Und die der US-Medienaufsichtsbehörde FCC,
die für die Aufsicht von Radio- und Fernsehsendern zuständig ist ebenso wie
für die Vergabe von Sendelizenzen. Deren momentaner Chef [3][Brendan Carr],
drohte den ABC-Sendern sogar mit Lizenzentzug, wenn sie die Show weiter
ausstrahlen. Carr, der mit Elon Musk befreundet ist, wurde von Trump
eingesetzt und von ihm als „Krieger für die Redefreiheit“ bezeichnet – der
freilich unliebsamen Stimmen eben diese nehmen will.
Nachdem die Entscheidung von ABC bekannt wurde, gratulierte Trump auf
seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social dem Sender zu seinem
„Mut, endlich zu tun, was getan werden musste“. Bereits vor der
Entscheidung gegen Kimmel hatte die Regierung Trump deutlich gemacht, dass
sie gegen Medien und Medienvertreter*innen vorgehen wird, deren
Aussagen über Kirk ihnen nicht passen.
Dass Trump etwas gegen die Moderatoren von Late-Night-Sendungen hat, ist
bereits seit Langem klar. Schon in seiner ersten Amtszeit verwickelte er
sich etwa in Auseinandersetzungen Stephen Colbert. Im Juli zeigte er sich
auch sehr erfreut über Colberts Entlassung beim Sender CBS, der zu
Paramount gehört. CBS sagte, es sei eine rein finanzielle Entscheidung
gewesen. Kurz davor hatte sich Paramount Global im Streit mit Trump um ein
angeblich manipuliertes Kamala-Harris-Interview auf eine Zahlung von 16
Millionen Dollar geeinigt. Trump schrieb damals auf seiner Plattform, dass
er es „großartig“ fände, dass Colbert „gefeuert“ wurde. Und er drohte: „Ich
habe gehört, Jimmy Kimmel ist als Nächster dran.“
Und nun? Droht er den Late-Night-Hosts Jimmy Fallon und Seth Meyers. Nach
der Kimmel-Entscheidung rief er den Sender NBC auf, deren Sendungen
abzusetzen und bezeichnete die beiden als „totale Versager“.
Zuvor hatte sich auch die Nexstar Media Group zu Kimmel geäußert und sich
von ihm abgewendet. Sie betreibt 23 ABC-Tochterunternehmen, strahlt lokal
ABC-Programme aus und ist der größte Player auf dem TV-Markt der USA,
besitzt landesweit beinahe 200 unterschiedliche Sender. Dass sie vor dem
pressefeindlichen Präsidenten einknickt, könnte die Medienvielfalt der USA
erschüttern.
Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit versucht, gegen
Journalist*innen vorzugehen und Sendeanstalten immer wieder mit dem
Entzug ihrer Lizenzen gedroht. Seit er wieder im Amt ist, ist er bei seinem
Vorgehen gegen Medien und insbesondere die Presse noch harscher geworden.
[4][So verklagt er momentan in einem Rachefeldzug die New York Times wegen
angeblicher übler Nachrede auf 15 Millionen US-Dollar].
Auch [5][gegen das Wall Street Journal ging Trump im Sommer gerichtlich
vor], weil ihm die Berichterstattung über seine Beziehung zu
Sexualstraftäter Jeffrey Epstein nicht gefiel. [6][Zudem sollen
ausländische Journalist*innen nur noch Visa für 240 Tage statt für
mehrere Jahre bekommen], eine Methode unabhängige Berichterstattung im
Ausland einzuschränken. Anfang des Jahres hatte er bereits die
Nachrichtenagentur AP aus dem Weißen Haus ausgeschlossen.
## Kritik aus Deutschland
Die vorübergehende Aussetzung von Kimmels Show wird in den USA von
Künstler- und Autorengewerkschaften ebenso wie von demokratischen
Politiker*innen als Angriff auf die Rede- und Pressefreiheit
kritisiert. Die Gewerkschaft der Autor*innen und Schauspieler*innen
schrieb in einer Mitteilung: „Unsere Worte haben euch reich gemacht. Uns
zum Schweigen zu bringen, macht die ganze Welt ärmer.“
Diese Entwicklung wird auch in Deutschland kritisch betrachtet. „Wir
beobachten eine galoppierende Erosion der Presse- und Meinungsfreiheit in
den USA“, kritisiert Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen
Journalisten-Verbands, in einer Mitteilung. „Dass Trump und sein
MAGA-Gefolge aus allen Rohren gegen Medienschaffende schießen, erinnert an
das Gebaren autokratischer Machthaber.“
In dieser Situation benötigten Journalisten die uneingeschränkte
Unterstützung ihrer Sender und Zeitungen. Er ging auch auf den [7][Fall der
ZDF-Moderatorin Dunja Hayali ein, die nach ihrer Anmoderation eines
Beitrags zum Fall Kirk mit dem Tod bedroht wurde]. Beuster nennt das ein
„Alarmsignal für den demokratischen Diskurs“. Mit Blick auf die USA sagt
er: „ABC und CBS unterliegen einem Trugschluss. Ihre Liebedienerei
gegenüber Trump bringt ihnen keine Ruhe, sondern wird weiteren Druck zur
Folge haben.“
Hinzu kommt, dass Trump auch auf soziale Medien, also mögliche alternative
Orte für freie Meinungsäußerung, starken Einfluss hat. Zum einen gehört ihm
mit Truth Social eine eigene Plattform. Zum anderen unterstützt Twitter
auch weiterhin algorithmisch und durch seine Abkehr von Content-Moderation
rechte Accounts und Strömungen, die Trump nützen – auch wenn er inzwischen
wohl mit Besitzer Elon Musk gebrochen hat.
Meta hat sich Trump seit seiner Wahl angenähert. Und auch bei Tiktok könnte
Trumps Einfluss bald wachsen: Das chinesische Mutterunternehmen muss sein
US-Geschäft verkaufen, um in den USA weiter in den App-Stores zugänglich zu
sein. Expert*innen erwarten für Freitag Informationen dazu, welche
Firmen dort einsteigen und vermuten: Die US-Regierung könnte das Recht
bekommen, ein Vorstandsmitglied zu bestimmen.
Dieser Text wurde aktualisiert am 18. September, 17.00 Uhr
18 Sep 2025
## LINKS
DIR [1] /Nach-dem-Mord-an-Charlie-Kirk/!6114110
DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=-j3YdxNSzTk
DIR [3] /Trumps-Kabinettsbildung/!6047095
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DIR [7] /Nach-Social-Media-Shitstorm/!6113897
## AUTOREN
DIR Johannes Drosdowski
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