# taz.de -- Studie zu nachhaltigem Konsum: Der Kaufrausch im Internet
> Viele Kund:innen wollen Umwelt und Klima schonen, sagt eine
> Untersuchung des Umweltbundesamtes. Doch im Netz geht das Thema
> Nachhaltigkeit unter.
IMG Bild: Schnell zugreifen ohne nachhaltig zu denken: Einkaufen im Internet
Berlin taz | Digitaler Konsum fördert den Kauf neuer Dinge, Nachhaltigkeit
spielt dabei kaum eine Rolle. [1][Das sagt eine neue Untersuchung des
Umweltbundesamtes (Uba)], die am Donnerstag erschienen ist. „Digitale
Plattformen, Suchmaschinen und Vergleichsportale fördern primär den
schnellen Neukauf“, schreiben die Wissenschaftler:innen des Uba,
„zirkuläre Optionen wie Reparatur, Secondhand oder Miete sind aufgrund der
aktuellen Anreizstrukturen kaum sichtbar und schwer zugänglich.“
Für die Studie wurden nicht nur Literatur und andere Studien ausgewertet,
sondern auch Interviews geführt. Für viele der Befragten waren Preis,
Komfort und schnelle Verfügbarkeit die wichtigsten Kriterien beim Kauf im
Internet. Reparierbarkeit oder Secondhand-Angebote hingegen spielten nur
für solche Verbraucher:innen eine Rolle, die sowieso schon ein großes
Interesse am Thema Nachhaltigkeit hatten, oder wenn sie prominent im
Kaufprozess sichtbar waren.
Dabei stellt sich für das Uba als Problem dar, dass nur wenige, überaus
marktmächtige Anbieter die Aufmerksamkeit der Internetnutzer auf sich
ziehen. So verbrachten Nutzer:innen laut einer Studie von 2019 fast die
Hälfte ihrer Zeit im Netz bei vier großen US-Firmen; den Mutterkonzernen
von Google und Facebook, Alphabet und Meta, bei Amazon und Apple. Wenn
deren Algorithmen und Filter die Nutzer:innen vor allem dazu animieren,
häufig neue Dinge zu kaufen, hat Nachhaltigkeit im Netz wenig Chancen.
So stellten Verbraucher:innen zwar insbesondere für größere Käufe „sehr
umfassende und systematische Vergleiche auf Preisvergleichsportalen,
Testportalen oder in Erfahrungsberichten an“ und bewerteten deren Angebote
als meist sehr hilfreich. Nachhaltigkeitskriterien würden dort aber nicht
umfassend berücksichtigt und herausgestellt. „Informationsangebote, die
umfassend zu nachhaltigem Konsum informieren – wie etwa Ratgeber oder
Artikel“ – würden von Verbraucher:innen weder gesucht noch stießen sie
in ihrer Suche zufällig darauf, schreibt das Uba.
[2][Die Umweltbehörde empfiehlt daher, die EU-Gesetzgebung zu digitalen
Märkten und Künstlicher Intelligenz dazu zu nutzen, um Konsum nachhaltiger
und solche Angebote leichter auffindbar zu machen,] die die
„7-R-Strategien“ verfolgen: Refuce, Reduce, rethink, reuse, repair,
refurbish, recycle – also: ein Konsumprodukt überflüssig machen, die Menge
reduzieren, Design im Sinne der Nachhaltigkeit neu zu denken, Dinge
häufiger zu reparieren, länger oder neu zu nutzen und am Ende neue Dinge
aus den enthaltenen Rohstoffen herzustellen.
Etwa sollte es Internetplattformen grundsätzlich verboten werden,
persönliche Daten zu Werbezwecken zu sammeln, daraus Nutzerprofile zu
bilden und diese zu verkaufen. „Ein solches Verbot hätte tiefgreifende
Auswirkungen auf die digitale Werbewirtschaft“, ist sich das Uba sicher,
„da ein Großteil der heutigen Online-Werbemodelle auf personalisierter
Ansprache basiert“. Zudem müsse die EU-Verordnung Digital Markets Act
konsequenter umgesetzt werden, die etwa vorsieht, dass Nutzer ihre Daten
von einem zum anderen Anbieter unkompliziert mitnehmen können.
Die Uba-Forscher:innen betonen, zwar bestehe „insbesondere bei öffentlich
geförderten Projekten im Bereich der Digitalisierung häufig das Interesse
der fördernden Institution, durch ein eigenes digitales Angebot
Sichtbarkeit zu erlangen.“ Wichtiger sei es aber, das Thema Nachhaltigkeit
dorthin zu bringen, wo die Nutzer:innen seien: bei den großen,
reichweitenstarken US-Plattformen.
18 Sep 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/110_2025_texte.pdf
DIR [2] /Initiative-zur-IT-Unabhaengigkeit/!6110769
## AUTOREN
DIR Heike Holdinghausen
## TAGS
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