# taz.de -- Urteil gegen Fanprojektmitarbeiter: Ein weiterhin ungelöstes Problem
> Das Gerichtsurteil gegen Angestellte des Karlsruher Fanprojekts ist
> unbefriedigend. Die Politik muss in Sachen Zeugnisverweigerungsrecht
> handeln.
IMG Bild: Auslöser der Ermittlungen: Pyroshow beim Karlsruher SC im November 2022
Im November 2022 wurden bei einer großen Pyroshow in Karlsruhe 11 Menschen
verletzt. [1][Im darauf folgenden Prozess verweigerten die
Sozialarbeitenden des Fanprojekts ihre Aussage] gegen die eigenen Klienten,
denn sie würden das Vertrauen und somit das Fundament ihrer Arbeit kaputt
machen. Sie wurden wegen Strafvereitelung angeklagt, während ihres
Prozesses stand sogar eine Beugehaft im Raum. Am Ende gab es eine
Geldstrafe und die Sozialarbeitenden gingen in Berufung.
Am vergangenen Donnerstag gab es eine Einigung. Die drei Sozialarbeitenden
müssen Geldstrafen von 1.500 bis 3.150 Euro zahlen, betonen aber, dass das
kein Schuldeingeständnis sei. Das Urteil ist für Fanprojekte und ihre
Klienten keine große Erleichterung, denn die Sorge, privat zu haften sowie
sich nicht anvertrauen zu können, bleibt.
Der Richter sagte, dieser Prozess könne ein Signal in Richtung Politik
senden. Denn jetzt ist die [2][Frage des Zeugnisverweigerungsrechts f]ür
die Soziale Arbeit nicht auf juristischer, sondern politischer Ebene zu
klären. Gerade für die aufsuchende Soziale Arbeit ist Vertrauen wichtig. Es
gibt kaum eine andere Anlaufstelle, die Menschen so effektiv aus der Not
helfen kann. Vertrauen als Grundlage macht es möglich, dass sich Lebenswege
an heiklen Punkten zum Guten wenden. Auch weil die Sozialarbeitenden mal
über eine Dummheit hinwegsehen können – auf Basis von Erfahrung und
professioneller Einschätzung natürlich.
## Fanprojektarbeit ist erfolgreich
Zudem zeichnet sich die aufsuchende Soziale Arbeit dadurch aus, dass
Menschen rundum unterstützt werden. Die Hilfe hört bei der Jobsuche,
Schulden oder Suchtproblemen nicht auf. Die Arbeit der Fanprojekte in
Deutschland wird gut evaluiert und an ihrem Erfolg gibt es praktisch keinen
Zweifel. Rechtsextremismus und Rassismus im Fußball gingen auch dank ihrer
Anstrengungen zurück.
Wenn das Vertrauen [3][bei den Fanprojekten] untergraben wird und diese
nicht präventiv, sondern kontrollierend wie die Polizei wahrgenommen
werden, beraubt man sie ihrer entscheidenden Wirkung. Denn sie schaffen es,
zwischen verschiedenen Institutionen erfolgreich zu vermitteln und unnötige
Eskalationen zu minimieren.
Wenn Sozialarbeitende kein Zeugnisverweigerungsrecht haben, müssen Klienten
Angst haben und vertrauen sich nicht an. Es ist nicht zumutbar, dass
Angestellte von Fanprojekten wie in Karlsruhe ein so persönliches Risiko
auf sich nehmen.
19 Oct 2025
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## AUTOREN
DIR Wiebke Howestädt
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