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       # taz.de -- Auf Antrag der Linken: Frankfurt am Main entkriminalisiert „Schwarzfahren“
       
       > Wer in der hessischen Stadt beim Fahren ohne Fahrschein erwischt wird,
       > soll zwar zur Strafe noch zahlen müssen – aber nicht mehr ins Gefängnis.
       
   IMG Bild: Sie ist türkies, manche fahren darin schwarz: Straßenbahn auf der Ignatz-Bubis-Brücke in Frankfurt
       
       Berlin/Frankfurt am Main taz/dpa | Bußgeld ja, Gefängnis nein: Wer in
       Frankfurter Bussen und Bahnen wiederholt ohne Ticket erwischt wird,
       [1][muss künftig nicht mehr mit einer Strafanzeige rechnen]. Am
       Donnerstagabend stimmte die Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt am
       Main einem Antrag der Linken zu, der [2][„Schwarzfahren“]
       entkriminalisieren soll.
       
       Das bedeutet nicht, dass das Fahren ohne Fahrschein erlaubt wird. Es wird
       aber als Ordnungswidrigkeit behandelt, etwa wie Falschparken. Wer erwischt
       wird, muss auch weiterhin das „erhöhte Beförderungsentgelt“ von 60 Euro
       zahlen. Wiederholungstäter*innen müssen allerdings nicht mehr
       [3][mit einer Gefängnisstrafe] rechnen, wenn sie die Strafe nicht bezahlen
       wollen oder können.
       
       Mit dem Beschluss reiht sich Frankfurt in eine Liste von Städten ein, in
       denen wiederholtes „Schwarzfahren“ nur noch als Ordnungswidrigkeit gilt.
       Darunter sind Bremen, Bremerhaven, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Halle,
       Karlsruhe, Köln, Leipzig, Mainz, Münster, Potsdam und Wiesbaden.
       
       „Fahren ohne Fahrschein [4][ist ein Armutsdelikt]. Niemand sollte wegen
       fehlender Fahrscheine ins Gefängnis kommen“, sagte Daniela Mehler-Würzbach,
       mobilitätspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Frankfurter
       Stadtverordnetenversammlung. Für S-Bahnen und Regionalbahnen, die
       überregional betrieben werden, gilt die neue Regelung allerdings nicht.
       
       ## Immer wieder Vorstöße auf Bundesebene
       
       Mehler-Würzbach forderte deshalb Frankfurts Mobilitätsdezernenten Wolfgang
       Siefert (Grüne) und dessen Wiesbadener Amts- und Parteikollegen Andreas
       Kowol auf, auch bei den umliegenden Gemeinden sowie beim
       Rhein-Main-Verkehrsverbund dafür zu werben, keine Strafanträge mehr zu
       stellen. „Es gilt Armut zu bekämpfen, nicht die Armen“, sagte sie.
       
       Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert begrüßte den Beschluss. Er findet: „Es
       ist unverhältnismäßig, dass Menschen für das Fahren ohne gültigen
       Fahrschein ins Gefängnis gehen“.
       
       Die Linke fordert die Stadt auf, den Verkehrsbetrieben nun „zügig“ die
       Weisung zu erteilen, „auf die Stellung eines Strafantrags bei Nutzung des
       öffentlichen Personennahverkehrs ohne Fahrschein zu verzichten“.
       
       Auch auf Bundesebene gibt es immer wieder Vorstöße für eine Abschwächung
       des „Schwarzfahr“-Paragraphens zur Ordnungswidrigkeit, bislang aber keinen
       Vollzug. Befürworter*innen argumentieren nicht nur mit Gerechtigkeit,
       sondern teils auch mit der Überlastung der Justiz. In Hessen beispielsweise
       hatte der damalige Justiz- und heutige Innenminister Roman Poseck (CDU)
       2022 gesagt: Es sei nicht zu verkennen, dass die Verfolgung des
       „Schwarzfahrens“ als Straftat „erhebliche und eben möglicherweise auch
       unverhältnismäßige Ressourcen bindet“.
       
       19 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://frankfurt.de/de-de/aktuelle-meldung/meldungen/schwarzfahren-keine-straftat/
   DIR [2] /Fahren-ohne-Fahrschein/!t5018154
   DIR [3] /Fahren-ohne-Ticket-entkriminalisieren/!6062132
   DIR [4] /Schwarzfahren-entkriminalisieren/!6083354
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Charlotte Kranenberg
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Armut
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