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       # taz.de -- Klimademo in München: Die Massen ziehen – zum Oktoberfest
       
       > Nur rund zweitausend Teilnehmer:innen demonstrieren in München für
       > eine bessere Klimapolitik. Während der Internationalen
       > Automobilausstellung waren die Straße und Plätze der Stadt voller.
       
   IMG Bild: Von soviel Andrang kann die FFF-Bewegung gerade nur träumen: Die Menschen strömen zur Eröffnung des Oktoberfestes am Samstag in München
       
       München taz | Die U-Bahn ist voll an diesem Samstag in München, doch
       hauptsächlich sitzen Verkleidete drin. Die Massen zieht es nicht zur
       Klima-Demo von Fridays for Future (FFF), sondern zur Eröffnung des
       Oktoberfestes. Wiesn-Anstich und Demo-Beginn sind auf exakt denselben
       Zeitpunkt gelegt – 12 Uhr. Vier U-Bahn-Stationen hinter der Wiesn, an der
       Universität und auf dem Geschwister-Scholl-Platz, ist denn auch deutlich
       weniger los als in den Festzelten.
       
       Ein Zufall ist das, auch ohne Oktoberfest wären wohl kaum mehr
       Demonstranten für den Klimaschutz gekommen. 1000 Leute sind auf dem Platz,
       beim späteren Demo-Zug durch die Stadt sind es in der Spitze vielleicht
       2000. Greenpeace-Aktivisten tragen die Fahne „Climate Justice now“. Die
       Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) wird kritisiert: „Reiche
       macht die Reichen nur noch reicher.“ Der Protest fokussiert sich zum Teil
       auf neue Gasbohrungen, ein Redner sagt: „Es gibt keine Zukunft mit Gas.“
       
       Es ist sehr heiß an diesem Herbsttag an dem seit einiger Zeit türkis
       leuchtenden Brunnen vor dem LMU-Hauptgebäude, 30 Grad, und die Sonne
       knallt. Eine indigene Frau aus Brasilien geißelt das „koloniale Weltbild
       gegen Mensch und Natur“. Die Tonanlage bereitet Probleme, auf größeren
       Teilen des Platzes hört man nur schlecht. Die Menschen füllen ihn kaum, es
       gibt einige Lücken.
       
       Kommen FFF nochmal in Schwung? Auch, weil die schwarz-rote Bundesregierung
       ja die zarten Klima-Bestrebungen der Vorgänger-Ampel teils einkassiert?
       Geht es nach der Münchner Demo, muss man skeptisch sein. Was war das noch
       für eine Zeit 2019, als in der Bayern-Metropole Zehntausende freitags
       klimastreikten und die halbe Maxvorstadt lahmlegten. Als Schüler:innen
       klassenweise nicht in den Unterricht gingen, sondern auf die Demo und sich
       deshalb teils erbittert mit ihren Rektor:innen anlegten.
       
       Eine Rednerin bringt es nun im Herbst 2025 auf den Punkt. Den
       „Zusammenbruch des Klimas“, sagt sie, könne „man nicht vertagen, weil es
       unbeliebt ist“. Die Lage sei „unfassbar frustrierend“. Aber: „So lange noch
       eine Person aufsteht und sich einsetzt, ist nichts verloren.“ Immerhin
       bleibt das äußerst strittige Gaza- und Israel-Thema außen vor.
       
       Wie sich doch wohl eine gesellschaftliche Stimmung gedreht hat, zeigt sich
       etwa beim Vergleich der Demo mit der Münchner IAA, der Internationalen
       Automobilausstellung, die vor nicht mal einer Woche geendet hatte. Viele
       der Plätze in der Stadt waren da voll mit neuesten Modellen, Autofetisch
       und PS- sowie wohl auch Testosteron-gesteuerten Besuchern. Und noch ein
       Vergleich: Das weitaus größte Transparent an diesem Demo-Tag hängt über dem
       Uni-Eingang. Es wirbt für eine Karrieremesse: „Shape your Career.“
       
       Stimmung und Zusammengehörigkeitsgefühl kommen dann doch noch etwas auf
       beim Zug mit Pauke und Blechbläsern durch die Ludwigstraße und weiter zum
       Haus der Kunst. Nicht zum ersten Mal wird gerufen: „Wir sind hier, wir sind
       laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Ein älteres Paar hat das
       abgewandelt. Auf ihrem Plakat nennen sie sich „Boomer for Future“. Und
       sagen: „Wir sind hier, wir sind laut, denn wir haben es versaut.“
       
       20 Sep 2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Patrick Guyton
       
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