# taz.de -- Abschiebungen nach Ghana: Folgen eines Abschiebedeals
> In Ghana klagen elf aus den USA abgeschobene Westafrikaner gegen ihre
> Haft. Ihr Fall zeigt die politische Abhängigkeit von Washington.
IMG Bild: Laut Präsident John Mahama, hier bei einer Pressekonferenz, sei Ghana von den USA zur Aufnahme Abgeschobener angesprochen worden
Berlin taz | Nachdem elf westafrikanische Bürger aus den USA vorläufig nach
Ghana abgeschoben wurden, ziehen diese nun gegen die ghanaische Regierung
vor Gericht. Wie ihr Anwalt Oliver Barker-Vormawor von der Kanzlei Merton &
Everett der taz bestätigte, geht es dabei um die Überführung in ihre
Heimatländer und um die lange Inhaftierungszeit.
Anfang September waren insgesamt 14 westafrikanische Staatsangehörige – von
denen kein einziger Ghanaer ist – aus den USA nach Ghana abgeschoben
worden. Elf von ihnen würden seit mehreren Wochen im Militärlager Bundase,
etwa 70 Kilometer von der Hauptstadt Accra entfernt, in Haft gehalten
werden, ohne vor einem ghanaischen Gericht angeklagt zu sein.
„Dies widerspricht sowohl den verfassungsmäßigen Schutzbestimmungen Ghanas
als auch den internationalen Verpflichtungen des Landes“, erklärt Anwalt
Barker-Vormawor.
Laut Medienberichten stammen die Betroffenen aus Nigeria, Gambia, Togo,
Liberia und Mali. Unter ihnen seien zahlreiche, deren Leben bei Abschiebung
in ihre Heimatländer in Gefahr sei. Die nächste Verhandlung in der Sache
findet am 23. September statt.
## Abschiebedeal zwischen Washington und Accra
Dass die US-Abgeschobenen überhaupt in Ghana hinter Gitter sind, geht auf
eine Vereinbarung von Anfang September zwischen den Regierungen in
Washington und Accra zurück. Im Rahmen der harten Linie der US-Regierung
von Donald Trump gegenüber Migration schiebt diese auch nach Drittstaaten
in Afrika ab.
So landete im Mai ein Flieger in der südsudanesischen Hauptstadt Juba mit
Nationalitäten aus allen Ecken der Welt an Bord. Außer mit Südsudan und
Ghana hat Washington ähnliche Deals auch mit Eswatini und Ruanda
geschlossen.
Man sei von den USA angesprochen worden, erklärte Ghanas Präsident John
Dramani Mahama in einer Pressekonferenz. Eine Bedingung nannte er dann aber
doch: nur westafrikanische Staatsbürger dürfen nach Ghana abgeschoben
werden. Der Grund: in der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas
dürfen diese sich ohne ein Visum aufhalten.
Seither hagelt es Kritik. Laut Außenminister Samuel Okudzeto Ablakwa habe
Ghana von den USA keine finanzielle Entschädigung für die Aufnahme
erhalten. „Wir konnten das Leiden unserer westafrikanischen Brüder und
Schwestern einfach nicht länger mit ansehen“, sagte er stattdessen vor der
Presse in Accra zur Begründung.
## Abschiebedeals basieren auf Abhängigkeit von den USA
Fakt ist, dass die USA ihre „Abschiebe-Deals“ bislang vor allem mit den
Ländern getroffen hat, die stark von Washingtons Wende in der Wirtschafts-
und Entwicklungspolitik betroffen sind.
[1][Ghana steckt seit 2022 in einer Wirtschaftskrise] und ist auf die
Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) angewiesen. Mit gut
17 Prozent ist die USA dessen größter und einflussreichster Anteilseigner.
Zudem schuldet Ghana laut dem republikanischen US-Senator James E. Risch,
Mitglied des Ausschusses für auswärtige Beziehungen, US-Unternehmen 251
Millionen US-Dollar.
Dass nun Ende September eine IWF-Mission in Accra erwartet wird, um Ghanas
wirtschaftlichen Fortschritt zu bewerten, wird die Bereitschaft, Amerikas
Abschiebe-Deal zu akzeptieren, sicherlich unterstützt haben. Sollte Ghana
die Überprüfung bestehen, wird erwartet, dass das Land im Oktober etwa 360
Millionen US-Dollar erhält, die dringend benötigt werden.
22 Sep 2025
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## AUTOREN
DIR Helena Kreiensiek
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