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       # taz.de -- Studie zu Impfungen: Besserer Schutz vor plötzlichem Kindstod
       
       > Die Keuchhusten-Impfung hilft dabei, Todesfälle bei Säuglingen zu
       > verhindern. Eine deutsche West-Ost-Studie liefert neue Belege.
       
   IMG Bild: Impfen kann Leben retten
       
       Luftig soll das Baby schlafen – ohne Kissen, Decken und gepolsterte Wände.
       Aber vor allem auf dem Rücken. Zu kaum einem Thema erhalten junge Eltern
       eindringlichere Ratschläge als dazu, wie man Kinder sicher schlafen lässt,
       um den plötzlichen Kindstod zu vermeiden. Und kaum eine Sorge bringt sie
       erfolgreicher um den Schlaf. Dabei ist einer der wichtigsten Hinweise
       bisher kaum bekannt: Lasst impfen!
       
       ## Die Studie
       
       Zu diesem Schluss kommt eine zum Jahresanfang [1][im Fachjournal BMC
       Pediatrics erschienene Studie]. Sie geht einer Vermutung nach, die die
       Wissenschaft schon länger hegt. Nämlich, dass Keuchhusten eine der Ursachen
       für den plötzlichen Kindstod sein könnte. Immerhin gehört Schlafapnoe zu
       den bekannten Nebenwirkungen der Infektion und auch Muskelkrämpfe in der
       Kehlkopfregion wurden schon beobachtet.
       
       Um den Verdacht zu bestätigen, nutzen die Forschenden ein natürliches
       Experiment. Im [2][impfskeptischen Westdeutschland] wurde die
       Impfempfehlung für Keuchhusten von 1974 bis 1991 ausgesetzt, in
       Ostdeutschland nicht.
       
       Und tatsächlich: In der BRD, wo zeitweise nur zehn Prozent aller Kinder
       geimpft wurden, finden die Forschenden über die 1980er einen starken
       Anstieg der Todesfälle. Von etwas mehr als einem Säugling unter 1.000, die
       am plötzlichen Kindstod sterben, auf 1,68. Währenddessen bleibt der Anteil
       in Ostdeutschland bei nur 0,79. Das heißt, im Westen sterben zeitweise mehr
       als doppelt so viele Kinder wie im Osten. Nach der Wiedereinführung der
       Impfempfehlung kehrt sich der Trend um und auch im Westen sinkt die Zahl
       wieder auf 1,18. Ein Rückgang um rund 30 Prozent!
       
       Auch Krankenhausaufzeichnungen aus dieser Zeit zeigen, dass Babys im Westen
       gerade dann gefährdet waren, wenn viel Keuchhusten grassierte.
       
       ## Was bringt’s?
       
       Impfen rettet Leben. Auch heute noch, und manchmal entdeckt die Forschung
       erst im Nachhinein weitere positive Effekte einer Impfung. So findet sie
       beispielsweise gerade erst heraus, welche Impfungen gegen
       „Kinderkrankheiten“ später [3][auch vor Demenz schützen]. Gleichzeitig
       zeigt die Studie, wie schnell es bei gesundheitspolitischen Entscheidungen
       um Leben und Tod geht.
       
       Mit der Empfehlung zum Rückenschlaf und der Impfauffrischung für
       Jugendliche um die Jahrtausendwende sinkt die Zahl der Todesfälle weiter.
       Heute betrifft der plötzliche Kindstod eher eine von 10.000 jungen
       Familien. Seit 2020 wird in Deutschland auch die Keuchhustenimpfung für
       Schwangere empfohlen, doch in der Zwischenzeit verweigern auch hier wieder
       mehr Eltern den Schutz. In den USA stutzte Trump unterdessen Budgets für
       globale Impfkampagnen und [4][Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr.
       bestärkt Impfgegner]. Über das Ausmaß der katastrophalen Folgen dieser
       Politik werden uns Studien vielleicht in 30 Jahren aufklären.
       
       3 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://bmcpediatr.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12887-025-05429-7
   DIR [2] /Urspruenge-der-Impfskepsis/!5818070
   DIR [3] /Studie-zu-Impfstoff-gegen-Guertelrose/!5937135
   DIR [4] /Gesundheitspolitik-unter-Trump/!6096679
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Franca Parianen
       
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