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       # taz.de -- Die umstrittene Olympiabewerbung Berlins: Spranger grätscht Opposition ab
       
       > Die SPD-Sportsenatorin entschuldigt sich im Abgeordnetenhaus für
       > verspätete Informationen. Sie hält aber Grünen und Linken eine
       > Blockadehaltung vor.
       
   IMG Bild: Diese Ringe sollen eigentlich verbinden. Im Abgeordnetenhaus aber löste die Debatte über eine Olympiabewerbung Konfrontationen aus
       
       Berlin taz | Gegner und Befürworter einer Berliner Olympiabewerbung haben
       sich am Donnerstag im Abgeordnetenhaus einen – um im sportlichen Kontext zu
       bleiben – harten Schlagabtausch geliefert. Besonders in die Offensive ging
       dabei Iris Spranger (SPD), als Innensenatorin auch für den Sport zuständig.
       Sie warf Grünen und Linkspartei „destruktives Verhalten“ und
       „Fundamentalopposition“ vor. Die lehnen eine Bewerbung unter anderem
       angesichts vieler auf Sanierung wartende Berliner Sportstätten ab. Die
       beiden Oppositionsfraktionen versuchten in der Parlamentssitzung, Spranger
       wegen verspäteter Information des Sportausschusses missbilligen zu lassen,
       erhielten jedoch nur von der AfD-Fraktion Unterstützung.
       
       Ihren Antrag auf Missbilligung, eine Art parlamentarische Ohrfeige für ein
       Regierungsmitglied, hatten Grüne und Linkspartei damit begründet, dass
       Sprangers Sportverwaltung erst mit eineinhalb Werktagen Verspätung über die
       tatsächlichen Oympiabewerbungskosten informierte. Die Senatorin habe damit
       [1][das Königsrecht des Parlaments beschnitten, die fristgemäße
       Haushaltsbefassung.]
       
       Für die Verspätung entschuldige sie sich, sagte Spranger und verwies auf
       mehrere derartige zeitaufwendige Aufträge aus dem Ausschuss. Sie
       widersprach dem Vorwurf der Linksfraktion, dass die 6 Millionen Euro
       Bewerbungskosten im Haushalt zu Lasten anderer Sportprojekte gehen würden.
       Zwar bekommt Spranger dieses Geld nicht zusätzlich in ihren Etat, sondern
       muss es dort zusammensuchen lassen – als eine [2][der in den vorigen
       Haushaltsberatungen berüchtigt gewordenen PMA], einer Pauschalen
       Minderausgabe.
       
       Die Senatorin setzt jedoch darauf, nichts streichen zu müssen, sondern die
       6 Millionen am Jahresende aus nicht ausgegebenen Geldern im rund 4
       Milliarden Euro schweren Haushalt ihrer Innen- und Sportverwaltung nehmen
       zu können.
       
       ## Bei Rot-Grün-Rot waren die Grünen offen für Bewerbung
       
       Die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Klara Schedlich, hatte
       die Debatte ihrerseits mit harten Vorwürfen gegen die schwarz-rote
       Koalition eingeleitet. Sie wisse schon, warum der schwarz-rote Senat sich
       an den Olympischen Spielen 2024 in Paris ein Beispiel nehme, die mehr als
       doppelt so viel Steuergeld wie angekündigt kosteten: „Denn damit,
       Versprechen zu brechen, kennt sich diese Regierung aus.“
       
       SPD-Sportpolitikerin Dennis Buchner hielt den Grünen vor, Olympia mal so,
       mal so zu betrachten und sich damit opportunistisch zu verhalten: Im
       [3][Koalitionsvertrag mit SPD und Linkspartei von 2021] hätten sie sich
       [unter gewissen Bedingungen; Anm. der Red.] als Regierungspartei noch offen
       für eine Bewerbung gezeigt. Buchner verwies darauf, dass die Grünen
       anderswo pro Olympia eingestellt seien. Tatsächlich stellte sich die
       bayrische Landtagsfraktion fast einstimmig hinter die Münchner Bewerbung –
       inklusive ihrer Fraktionschefin, die früher [4][das Gesicht einer
       „Nolympia“-Bewegung war].
       
       In München kann die Bevölkerung am 26. Oktober bestimmen, ob sich die Stadt
       wirklich bewerben will. [5][Ähnliches ist auf Stadtstaat-Ebene am 31. Mai
       auch in Hamburg geplant]. Die Berliner Verfassung sieht eine derartige vom
       Landesparlament angesetzte Abstimmung nicht vor. Möglich ist hier nur ein
       Volksbegehren, das mindestens zwei Jahre dauert. Die Linksfraktion kündigte
       am Donnerstag an, ein solches Begehren zu unterstützen.
       
       Außer München und Hamburg konkurriert noch die Rhein-Ruhr-Region mit Berlin
       als Ort einer deutschen Bewerbung für die Sommerspiele 2036, 2040 oder
       2044. Zum Berliner Konzept [6][gehören auch Sportstätten in Brandenburg,
       Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein]. Entscheiden will
       sich der Deutsche Olympische Sportbund im Herbst 2026.
       
       9 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.parlament-berlin.de/adosservice/19/IIIPlen/vorgang/d19-2684.pdf
   DIR [2] /Haushaltsbeschluss-im-Abgeordnetenhaus/!5976307
   DIR [3] https://www.spdfraktion-berlin.de/themen/koalitionsvertrag-2021-2026
   DIR [4] https://www.br.de/nachrichten/bayern/gruene-gratwanderung-von-nolympia-zu-olympija,Uvje2Zv
   DIR [5] /Kein-Buergerentscheid-ueber-Olympia/!6111653
   DIR [6] /Berliner-Olympia-Bewerbung/!6087240
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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