URI: 
       # taz.de -- Flugverkehr gestört: Flughafen steht nach Drohnenalarm still
       
       > In München kommt es nach einer Drohnensichtung zu Chaos am Flughafen.
       > Dobrindt erntet Kritik für seine Forderung nach einem Abwehrzentrum.
       
   IMG Bild: Wer hat hier etwas gesehen? Polizeifahrzeug am Samstag auf dem Münchner Flughafen
       
       München taz | Nachdem am vergangenen Mittwoch das Oktoberfest [1][wegen
       Sicherheitsbedenken für einen halben Tag geschlossen blieb], war es am
       verlängerten Wochenende der Flugverkehr am Münchner Flughafen, der wegen
       einer möglichen Gefahrenlage weitgehend zum Erliegen kam. Der Grund: Am
       Donnerstag- und Freitagabend waren Drohnen am Flughafen gesichtet worden.
       
       Unklar ist allerdings noch, ob es eine tatsächliche Bedrohung gab, was für
       Drohnen am Münchner Flughafen unterwegs waren und wer sie steuerte. Die
       Bandbreite der Möglichkeiten reicht von harmlosem Versehen, über groben
       Unfug bis zu absichtlicher Verunsicherung oder gar einer ernsthaften
       Bedrohung.
       
       Es war am späten Donnerstagabend, als die ersten unbemannten Flugobjekte am
       Flughafen beobachtet wurden. Laut Bundespolizei wurden die Drohnen gegen 23
       Uhr im Bereich der beiden Start- und Landebahnen gesichtet, seien aber so
       schnell wieder verschwunden, dass man sie nicht habe identifizieren können.
       
       Ein weiterer Drohnenalarm folgte [2][in der Nacht auf Samstag]. Gegen 3 Uhr
       habe man erneut einen Hinweis auf eine Drohnensichtung erhalten. In diesem
       Fall wollte der Sprecher der Bundespolizei jedoch nicht konkreter werden.
       Ob es sich eventuell auch um einen Fehlalarm gehandelt haben könnte, blieb
       offen. Auf Anfrage des bayerischen Innenministeriums leistete die
       Bundeswehr Amtshilfe bei der Überwachung des Flughafens.
       
       ## Rund 10.000 Fluggäste betroffen
       
       Der Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen nach Frankfurt wurde
       vorübergehend eingestellt, zahlreiche Flüge wurden storniert oder
       umgeleitet – etwa nach Nürnberg oder Stuttgart. Noch am Samstag wurden rund
       170 von mehr als 1.000 geplanten Starts und Landungen annulliert. Die
       Flüge, die stattfanden, waren zum Teil erheblich verspätet. Erst am Sonntag
       hatte sich der Flugverkehr weitgehend normalisiert.
       
       Insgesamt waren nach Angaben des Flughafens rund 10.000 Passagiere
       betroffen. Etliche von ihnen mussten am Flughafen übernachten. Sie wurden
       mit Feldbetten, Luftmatratzen, Getränken und Snacks versorgt. Einige Läden,
       Restaurants und eine Apotheke blieben über Nacht geöffnet.
       
       Auch am Frankfurter Flughafen tauchte am Freitag plötzlich eine Drohne auf.
       In diesem Fall konnte die Ursache allerdings schnell geklärt werden. Ein
       Hobbydrohnenpilot war dem Flughafen bei einem Testflug mit seinem
       Flugobjekt zu nahe gekommen. Der dortige Flugverkehr wurde nicht
       beeinträchtigt.
       
       ## Dobrindt will Abwehrzentrum
       
       Störungen durch Drohnen sind indes keine Seltenheit. Die Deutsche
       Flugsicherung hatte erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass allein in
       den ersten acht Monaten des Jahres 144 Bedrohungen durch Drohnen an
       Flughäfen festgestellt worden seien – Tendenz steigend.
       
       [3][Nachdem es zum Beispiel auch in Schleswig-Holstein und Dänemark jüngst
       zu Drohnensichtungen], teils über kritischer Infrastruktur gekommen ist,
       wird die politische Debatte über diese spezielle Art der Bedrohung
       entsprechend aufgeregt geführt.
       
       So sprach sich Bundesinnenminister Alexander Dobrindt am Wochenende erneut
       dafür aus, ein Drohnenabwehrzentrum einzurichten. „Wir haben heute schon
       Fähigkeiten, sowohl bei Bundespolizei, bei Zoll, bei BKA, in den
       Länderbehörden“, sagte der CSU-Politiker. „Wir wollen diese Fähigkeiten
       aber deutlich ausbauen und wir wollen dafür sorgen, dass die Kommunikation
       zwischen Ländern und Bund und die Analysefähigkeit stärker wird.“
       
       ## „Gezielte Provokation“
       
       Auch müsse man die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass eine
       Amtshilfe der Bundeswehr möglich sei. Drohnen unschädlich zu machen, die in
       sehr hohen Höhen unterwegs seien, übersteige beispielsweise die
       Möglichkeiten der Polizei. Es sei aber nicht jede Drohne eine Bedrohung,
       selbst wenn sie von ausländischen Mächten gesteuert werde. Oft handele es
       sich dabei lediglich um „gezielte Provokation“.
       
       [4][Verteidigungsminister Boris Pistorius dagegen rief zur Besonnenheit
       auf. In einem Interview mit dem Handelsblatt], das bereits vor den
       Sichtungen in München geführt wurde, sagte er, er verstehe die
       Verunsicherung, man müsse die Lage allerdings nüchtern und ruhig
       betrachten. „Bislang ging von den beobachteten Drohnen keine konkrete
       Bedrohung aus.“
       
       Russland ziele mit solchen Aktionen grundsätzlich darauf ab, Verunsicherung
       zu schüren, meint der SPD-Politiker. „Es geht darum, zu provozieren, Angst
       zu machen, kontroverse Debatten auszulösen. Putin kennt Deutschland sehr,
       sehr gut, wie wir alle wissen. Er kennt auch die deutschen Instinkte und
       Reflexe.“ Die Bundeswehr könne aber nicht überall in Deutschland, wo
       Drohnen auftauchten, zur Stelle sein und sie vom Himmel holen. Den
       Forderungen Dobrindts nach einem Drohnenabwehrzentrum steht Pistorius
       skeptisch gegenüber: „Dieses Zentrum wäre dann nur für eine potenzielle
       Bedrohung durch Drohnen zuständig. Wir müssen aber damit rechnen, dass es
       multiple Gefährdungsszenarien geben könnte. Daher brauchen wir in erster
       Linie ein gemeinsames 24/7-360-Grad-Lagebild.“
       
       Auch die Grünen halten nichts von dem Zentrum. [5][Innenpolitiker
       Konstantin von Notz sagte der Süddeutschen Zeitung,] Dobrindt müsse in
       Absprache mit den Ländern umgehend einen Gesetzesvorschlag für eine klare
       Bundeszuständigkeit für die Drohnenabwehr vorlegen. Dafür brauche es nicht
       einmal eine Verfassungsänderung. Die Bundespolizei könne mit ihrem Know-how
       die Aufgabe übernehmen.
       
       5 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bombendrohung-in-Muenchen/!6112992
   DIR [2] /Nach-erneutem-Drohnenalarm/!6117562
   DIR [3] /Drohnen-ueber-Flughaefen/!6111818
   DIR [4] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/boris-pistorius-wir-muessen-uns-auf-den-worst-case-vorbereiten/100159440.html
   DIR [5] https://www.sueddeutsche.de/politik/drohnenvorfaelle-muenchen-debatte-luftsicherheit-li.3321295
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominik Baur
       
       ## TAGS
       
   DIR Drohnenpolitik
   DIR Drohnenangriffe
   DIR Drohnen
   DIR Alexander Dobrindt
   DIR Boris Pistorius
   DIR Flughafen
   DIR München
   DIR Drohnenangriffe
   DIR Angriff
   DIR wochentaz
   DIR Hybrider Krieg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Drohnenalarm am Münchner Flughafen: Ein Armutszeugnis für die CSU
       
       Die CSU ist sicherheitspolitisch so auf Migration fixiert, dass sie
       Gefahren wie Drohnen außer acht lässt. Dieses Unvermögen kann Putin nur
       freuen.
       
   DIR Russland greift Ukraine weiter an: Drohnen, Raketen und Marschflugkörper im Einsatz
       
       Eine neue Schreckensnacht für die Ukrainer: Wieder schickt Moskau
       Drohnenschwärme und Raketen in das Nachbarland. Auch in Polen herrscht
       Alarm.
       
   DIR Unbekannte Drohnen über Europa: Was ist da los am Himmel?
       
       Seit über einem Monat sind Drohnen unbekannter Herkunft über europäischen
       Ländern zu beobachten. Was bedeutet das? Fragen und Antworten.
       
   DIR Dänemark reagiert auf hybride Bedrohung: Alarmglocken in Kopenhagen
       
       Dänemarks militärischer Nachrichtendienst bewertet die Lage nun eindeutig.
       Russland führe einen hybriden Krieg gegen Dänemark und den Westen.