URI: 
       # taz.de -- Madrid geht einen Schritt weiter: Spanien verhängt Waffen-Embargo gegen Israel
       
       > Spaniens Dekret verbietet den Handel von Verteidigungsgütern mit Israel.
       > Flugzeuge mit Gütern für die israelische Armee dürfen den Luftraum nicht
       > mehr nutzen.
       
   IMG Bild: Vorreiter in Europa in Sachen Konfrontation mit Israels Regierung: Der Sozialist Pedro Sánchez
       
       Madrid taz | Nachdem Spanien bereits im Mai 2024 Palästina als Staat
       anerkannte, geht die Regierung unter dem Sozialisten Pedro Sánchez jetzt
       einen Schritt weiter. Am Dienstag gab das Kabinett grünes Licht für das
       königliche Dekret für ein Waffenembargo gegen Israel. Es war
       Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo, der das Gesetz vorstellte.
       
       Denn Regierungschef Pedro Sánchez hält sich derzeit a[1][nlässlich der
       UN-Vollversammlung in New York auf, wo er für eine härteres Vorgehen gegen
       Israel wirbt]. Und für – so seine Worte bei einem Vortrag an der Columbia
       University – „eine gemeinsame Verpflichtung, die Barbarei zu beenden und
       den Weg für den Frieden zu ebnen“. Sánchez sprach dabei einmal mehr von
       einem Völkermord, den die Regierung von Benjamin Netanyahu in Palästina
       verübe.
       
       Um ein Gesetz zu werden, muss das Dekret durchs Parlament. Es verbietet den
       Kauf und Verkauf von Verteidigungsgütern sowie anderen Produkten und
       Technologien mit doppeltem Verwendungszweck an Israel. Außerdem verweigert
       Spanien künftig Schiffen mit Rüstungsgütern und Treibstoff für Israel
       Zwischenstopps in spanischen Häfen. Auch Transportflugzeuge mit Gütern für
       die israelische Armee dürfen den spanischen Luftraum nicht mehr nutzen.
       
       Vor allem Treibstofflieferungen seien „ein wesentliches Mittel für die
       israelischen Streitkräfte, das bisher nicht in den
       Außenhandelskontrollvorschriften enthalten ist“, erklärte der
       Wirtschaftsminister. Spanien hatte bereits kurz nach dem Einmarsch der
       israelischen Truppen in Gaza einen bedeutenden Teil der militärischen
       Zusammenarbeit eingestellt.
       
       ## Werden Ausnahmen möglich sein?
       
       Inwieweit das Transitverbot auch die US-Stützpunkt in Spanien, wie den
       Hafen in Rota und den Basis für die Luftstreitkräfte in Morón betrifft, ist
       bisher nicht klar. Der Erlass verbietet ausserdem die Einfuhr von Waren
       jedweder Art [2][aus israelischen Siedlungen in den besetzten
       palästinensischen Gebieten] sowie Werbung für solche Waren in Spanien. Das
       Gleiche gilt für Dienstleistungen, die von den Siedlungen aus erbracht
       werden.
       
       Laut Wirtschaftsminister Cuerpo behält sich die Regierung jedoch die
       Möglichkeit vor, bei den Regelungen Ausnahmen zuzulassen: „Unter
       außergewöhnlichen Umständen, die das öffentliche Interesse berühren“. Es
       gehe dabei um „die nationalen Sicherheit oder Elemente der Außenpolitik“,
       erklärte der Minister. In einem solchen Fall darf das Kabinett gezielt
       einzelne Operation genehmigen. Dies allerdings dürfte nicht leicht werden,
       da der kleinere der beiden Koalitionspartner, die linksalternative Sumar,
       besonders auf die Sanktionen gegen Israel gedrängt hatte. Und wohl kaum für
       solche Ausnahmen zu gewinnen ist.
       
       ## Israel kritisiert Spanien
       
       Es sind genau diese Aussagen über Ausnahmefälle, die dem Dekret einen
       holprigen Weg durchs Parlament bescheren kann. Sánchez' Linkskoalition
       regiert in Minderheit und ist auf die Stimmen aller Parteien mit Ausnahme
       der rechen Partido Popular und der rechtsextremen VOX angewiesen. Die linke
       Podemos, die wenige Monate nach der Amtseinführung von Sanchez aus dem
       Bündnis Sumar ausstieg, bezeichnet das Waffenembargo als „Fake“ und
       „Propagandaoperation“. Und droht, dagegen zu stimmen.
       
       Damit würden sie der Opposition aus PP und VOX zur Mehrheit verhelfen.
       Beide weigern sich, gegen Israel vorzugehen. Sie sehen im Krieg in Gaza
       eine reine Anti-Terror-Operation und werfen Sánchez gar vor, Gaza zu
       nutzen, um von eigenen Problemen – wie Korruptionsermittlungen – zu Hause
       abzulenken.
       
       Von Israels Regierung wird Sánchez immer wieder als „Antisemit“ beschimpft.
       Ausserdem wurde über zwei Minister aus der linksalternativen Sumar ein
       Einreiseverbot verhängt. [3][Eine davon ist Vizeregierungschefin und
       Arbeitsministerin Yolanda Díaz.]
       
       23 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Zweistaatenloesung-im-Nahen-Osten/!6114433
   DIR [2] /Siedler-im-Westjordanland/!6111420
   DIR [3] /Sanktionen-gegen-Israel/!6110500
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
       ## TAGS
       
   DIR VOX 
   DIR Spanien
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Gaza
   DIR Waffen
   DIR Embargo
   DIR Israel
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Palästina
   DIR Jüdische Siedler
   DIR Zweistaatenlösung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neue Genehmigungen: Rüstungsexporte für knapp 2,5 Millionen nach Israel
       
       Im August hatte Kanzler Merz die Ausfuhren teilweise gestoppt. Inzwischen
       werden wieder Genehmigungen erteilt.
       
   DIR UN-Generalversammlung in New York: Kommt bald der „Durchbruch“ für Gaza?
       
       Nach einem Treffen des US-Präsidenten mit Vertretern arabischer und
       muslimischer Staaten steigen in New York die Hoffnungen auf ein Kriegsende.
       
   DIR Schutz für Global Sumud Flotilla: Rom und Madrid stellen sich an die Seite der Gaza-Flotilla
       
       Beide Länder schicken je eine Fregatte, um weitere Angriffe auf den
       Hilfstransport nach Gaza zu verhindern. Wird das die Taktik Israels
       verändern?
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Trump hat einen „Trump-Plan“ für Frieden in Nahost
       
       Die USA legen einen Plan für einen „Durchbruch“ in Nahost vor. Mindestens
       17 Tote bei israelischen Angriffen in Gaza. Netanjahu in Slowenien
       unerwünscht.
       
   DIR Krieg in Gaza: Die Global Sumud Flotilla gerät wieder ins Visier
       
       Der den Gazastreifen ansteuernde Schiffskonvoi wird wohl erneut mit Drohnen
       angegriffen. Derweil gibt es Differenzen zwischen liberalen und
       konservativ-religiösen Teilnehmern.
       
   DIR Anerkennung Palästinas: Bundesregierung an der Seitenlinie
       
       Das Kalkül Israels ist klar: Es will mit seiner Siedlungspolitik dafür
       sorgen, dass es nichts mehr anzuerkennen gibt. Und Deutschland schaut zu.
       
   DIR Siedler im Westjordanland: Unheiliges Land
       
       Viele Jahre blieben Christ*innen im Westjordanland von Übergriffen
       radikaler Siedler verschont. Inzwischen aber hat die Gewalt auch sie
       erreicht.
       
   DIR Deutschland über Zweistaatenlösung: Das Zögern der Deutschen
       
       Immer mehr westliche Staaten erkennen Palästina an – Deutschland beharrt
       auf der Zweistaatenlösung und gerät damit in Europa in die Isolation.